Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mo-Fr von 11.30-14 Uhr u. ab 18 Uhr, Sa ab 18 Uhr, So Ruhetag |
Hauptgerichte: 20-60 €, Menüs: 44-59 € |
Genau das sind sie, die äußerst seltenen Horte der authentischen und zugleich erfrischend einfallsreichen italienischen Küche hierzulande. Wo es alles andere als die sonst gängigen Gerichte der sprichwörtlichen „Italiener um die Ecke“ gibt. Wo es um Tradition, Produkt und Handwerk geht. Und im Falle des Ristorante Casanova im beschaulichen Zentrum von Weilheim an der Teck gibt’s das auch noch in einem überaus charmanten, stimmungsvollen Fachwerkhaus-Ambiente mit viel altem Holzgebälk in einem hohen Raum mit offener Galerie, warmem Licht und dekorativ zur Schau gestellten Weinflaschen, die auch vom Faible der Betreiberfamilie für gute Tropfen zeugen.
Letzte sind die jungen Gastgeber um Geschäftsführer und Küchenchef Antonio Procopio, die hier eine großartige Küche bieten, die ganz nebenbei dafür verantwortlich ist, dass an vielen Tischen italienisch gesprochen wird, weil eben allabendlich etwa die Hälfte aller Gäste Landsleute sind. Denn was hier über den Pass geht, könnte auch fernab südlich der Alpen vor heimischem Publikum locker bestehen. Und das noch nicht mal mit reiner Cucina Casalinga, denn der Chef hegt durchaus gehobene Ansprüche, pflegt diese aber nicht in Form von irgendwelchem Schickimicki-Blödsinn, sondern indem er nicht alltägliche und auch nicht unbedingt massenkompatible Dinge offeriert.
Eines dieser Dinge, für die allein wir immer wieder mit größter Vorfreude hierherkommen würden, war zuletzt das gratinierte Kalbsknochenmark mit zweierlei roten Zwiebeln, nämlich schmelzig geschmort und knusprig frittiert, ergänzt noch um ein kleines Kännchen mit Rinderjus zu selber angießen und zwei Scheiben eines mit Olivenöl gerösteten Weißbrots, die man sich mit dieser Köstlichkeit beladen konnte. Von den Produkten her ähnlich – Kalb und Zwiebeln – aber doch ganz anders, präsentierte sich eine weitere Vorspeise, die sich um dünne Scheiben zarter Kalbszunge drehte: lockerflockig hindrapiert, mit diesmal eher säuerlich und knackig gehaltenen roten Zwiebeln sowie Erbsen und etwas Atsina-Kresse arrangiert und von reduzierter Kalbsconsommée umrundet. Auch das eine unkonventionelle Vorspeise, für die wir Antonio Procopios Küche feiern.
Man kann aber natürlich auch vegetarisch beginnen. Zum Beispiel mit einer Kartoffelcreme mit wildem Broccoli und Ricotta oder einem Kürbisrisotto mit Kürbiskernen, Salbeibutter und Süßholzaromen. Auf seinen Risotto verzichten sollte man nach Möglichkeit keinesfalls, denn selten nur bekommt man ihn so perfekt zubereitet wie hier, mit optimal gegartem Korn und einer schön suppig-cremigen Konsistenz. Unserer war mit einer Kamillen-Bisque nappiert und mit hervorragenden rohen Gamberi di Mazara sowie etwas cremiger Burrata belegt. Einzig die recht milde Bisque hätten wir uns mit noch deutlicherem Krustentier- und Kamillenaroma gewünscht, aber auch so war das ein starker Zwischengang.
Pasta ist im Casanova im Grunde auch ein Muss. Das können natürlich die auch hier unvermeidlichen, weil bei den Gästen heiß begehrten Spagetti aus dem Parmesanlaib sein, oder echte, also sahnefreie Carbonara. Aber auch originellere Zubereitungen wie die mit Calamaretti und Minze, oder die perfekt bissfesten Paccheri mit herzhaftem Salsiccia-Ragout auf Tomaten- und Wurzelgemüsebasis, ergänzt um eine leichte, cremige Parmesansauce. Das kann man im Grunde nicht viel besser machen.
Unter den Hauptgerichten mit Fleisch und Fisch gab es im Rahmen unseres Menüs beispielsweise Perlhuhn mit Lauch, Polenta und Maisjus als nicht alltägliche Komposition. Die meisten der mündlich am Tisch offerierten Tagesspezialitäten, wie in unserem Fall zum Beispiel Rinderfilet oder Seeteufel, werden aber weniger als „Kreation“ zubereitet, als vielmehr ganz unkompliziert mit Beilagen nach Gästewunsch kredenzt. Da hat man dann nur die Qual der Wahl und kann sich auch hier tadelloser Umsetzung erfreuen.
Generell hatten wir zuletzt das Gefühl, die im Rahmen des viergängigen Menüs eingebundenen Gerichte entsprechen meist dem etwas kreativeren Output des Teams. So war nämlich unser „Zuccamisù“ nicht nur eine nicht alltägliche saisonale Abwandlung der Tiramisù mit Kürbis, sondern auch handwerklich und optisch schon ziemlich gourmet-like: mit kleinen nachgebildeten Mousse-Kürbissen auf cremig unterlegter Espresso-Schokoladenerde nebst Zimt-Espuma. Geschmeckt hat das aber im Grunde nahezu wie eine klassische Tiramisù, denn der Kürbis blieb hier ganz dezent im Hintergrund.
Was das Thema Wein angeht, lohnt sich ein Gang in den Keller, oder man verlässt sich auf die Empfehlungen der sympathischen Gastgeber. Selbst glasweise darf man sich hier guter Qualitäten kleinerer engagierter Winzer aus ganz Italien sicher sein. Zu moderaten Preisen, wie alles hier.
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