Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mi-Sa ab 19 Uhr, So-Di Ruhetag |
Menüs: 120-207 € |
Durch den Innenhof des abgeschieden ruhig am Rande eines Golfplatzes im Niederkasseler Ortsteil Uckendorf gelegenen Hotel Clostermannshof erreicht man die beiden Restaurants des Hauses, von denen Clostermanns Restaurant eher bodenständiger ausgerichtet ist und breitgefächert auftischt, das Le Gourmet hingegen, so wie der Name unmissverständlich verrät, für Fine Dining steht. Beide Restaurants haben bei schönem Wetter in diesem Innenhof auch Tische aufgestellt und beide Restaurants werden aus derselben, vom Eingangsbereich einsehbaren Küche bekocht, in der das Team um Küchenchef Thomas Gilles ambitioniert am Werk ist.
Im eleganten Gourmetrestaurant mit einigen modernen Gestaltungsakzenten gibt es mit dem fünf- bis neungängigen Menü „Harmony“ und dem fünf- bis achtgängigen vegetarischen Menü „Think Green“ genügend Variationsmöglichkeiten, im Rahmen derer ein grundsätzlich klassischer frankophiler, manchmal fernöstlich angehauchter, zumeist aber eher mediterraner Stil gepflegt wird. Auch die Region und die Saison kommen nicht zu kurz. Begrüßt hat die Küche beim letzten Mal alle Gäste zunächst einheitlich vegetarisch: mit einem kleinen Zucchinisalat, angereichert nicht nur mit Sonnenblumenkerncreme und Gel von Pfirsich, sondern auch mit geeister Burrata und Croûtons von Focaccia, was ein gefällig fülliges, saftig-cremiges mediterranes Geschmacksbild erzeugte.
Schon kurz davor stand Weizen-Sauerteigbrot nebst Butter, Ziegenfrischkäsecreme und einer Creme aus fermentiertem Knoblauch auf dem Tisch, die ebenfalls den gehobenen Anspruch des Restaurants erkennen ließen. Die beiden kleinen, in einer Yuzu-Marinade eingelegten und durch die Zitrussäure schon etwas denaturierten Garnelen stellten auf dem Teller der Vorspeise im nichtvegetarischen Menü das Zentrum einer lebhaften, süffigen und wieder sehr cremigen Melange, zu der auch Creme von rotem Langpfeffer, Salat von Chicorée und Honigmelone, sowie ein Buttermilchsud zählten, der mit Rosenöl marmoriert war. Ein paar Reisflakes als krosser Texturgeber fungierten dazwischen als nicht unwesentlicher Bestandteil für einen alles in allem sehr ausgewogenen Gesamteindruck.
Mit einer abermals sehr cremigen Basis von Brennesselcreme und Erbsenpüree wartete der vegetarische Zwischengang auf – und trotzdem wirkte die Kreation als Ganzes noch facettenreicher, war mit knackigen Zuckerschoten und Erbsen, Brokkolistielen, Grüner Papaya, Pistazienkernen, Limettenfrische und scharf kokelig angeröstetem wildem Brokkoli kontrastreich und aufgelockert komponiert, wirkte sehr dynamisch. Der vielleicht ausgefeilteste Gang des letzten Menüs.
Etwas redundant und in diesem Fall auch zu opulent wurde es mit der allgegenwärtigen fülligen Cremigkeit dann aber spätestens rund um einen an sich sehr guten, saftig und prall mit Morcheln gefüllten Raviolo. Der kam nämlich nicht nur in Begleitung von marinierten roten Tomaten und gebratenen Pfifferlingen daher, sondern auch mit einem gelben Tomatenpüree, einer Ricottacreme, einer Mayonnaise-artigen Creme von geschmortem Knoblauch und Parmesan sowie einer weiteren Creme von Picual-Oliven. Insgesamt also ein sehr dichtes und kompaktes Arrangement.
Trotz einer Sardellencreme, mit Krustentierjus saftig unterfütterten Linsen und einer schaumigen Kapern-Espuma wirkte die dann folgende Rotbarbe aber wieder ausgewogener. Nicht zuletzt auch deshalb. weil sie mit gefüllter Zucchiniblüte und gebratenen Baby-Zucchini sowie Fenchel auch knackige Komponenten um sich geschart hatte. Das Geschmacksbild war dennoch sehr kraftvoll und zupackend würzig, was hier aber gut in den Kontext und zu dem ausdrucksstarken Fisch passte.
Eingeläutet von einem kleinen Röstbrot mit Kalbsfilet-Carpaccio, Gochujang-Mayonnaise und on top darüber gehobelter Belper Knolle kam im Hauptgang in relativ gediegener Manier das medium-rare gebratene Kalbsfilet zu seinen Ehren. Und zwar in Kombination mit gebratenem Maitake-Pilz, Zuckermais geschmorter Aubergine und nochmals ein wenig von der dezent pikanten Gochujang-Mayonnaise. Der eigentliche Clou, der das Ganze wirklich interessant machte, war aber die markant mit Single Malt Whisky akzentuierte Sauce.
Unter den süßen Sachen stahl das Vordessert – ein Brombeersalat nebst Kirschblüten-Rahmeis und Espuma von Portwein und Balsamico Tradizionale, die hier zu einer spannenden Melange vereint waren – dem eigentlichen Nachtisch glatt die Show. Letzter war eine Komposition von Vanille und Joghurt in verschiedenen Aggregatzuständen, denen ein nach unserem Verständnis etwas unpassendes Stockbrot zur Seite gestellt wurde.
Unterm Strich (und abgesehen vom sehr stark ausgeprägten Hang für cremige Texturen) war das auch diesmal wieder eine sehr ansprechende Küchenleistung auf souveränem 7-Pfannen-Niveau. Und auch die mit Bedacht zu den einzelnen Gängen ausgewählten Weinbegleiter machten uneingeschränkt Spaß.
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