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Sie sind selten, aber es gibt sie doch immer wieder: Überraschende Entdeckungen an Orten, an denen man nicht unbedingt ambitionierte Gastronomie erwartet hätte. Genau in diese Kategorie reihte sich zuletzt die Ratsstube in Limbach-Oberfrohna ein. Ganz anders, als der altehrwürdige Name suggeriert, überrascht bereits der weitläufige Gastraum bereits beim Eintreten mit schlichter Eleganz, großformatiger moderner Kunst, flackerndem Feuer und stilvollem Holzdekor. Und mit einem Blick in die Karte, die ausschließlich Menüs in einer maximal 8-gängigen Variante und zwei daraus abgeleiteten viergängigen Optionen (davon eine vegetarische) bietet, wird außerdem schnell klar, dass auch die Küche allen Anspruch hat, mit dem geschmackvollen Ambiente mitzuhalten.
Insofern ist es – das bereits als Vorschusslorbeer! – ein klarer Gewinn für die Region, dass Chefkoch Ronny Pester gemeinsam mit seiner Frau Antje als charmante Gastgeberin nach verschiedenen Stationen in Bayern in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist und sich auch von dem coronabedingt verzögerten Start nicht hat abschrecken lassen. Mit ihrer zeitgemäßen, technisch modernen, aber andererseits an keiner Stelle allzu abgedrehten oder überbemühten Küche hat die Ratsstube in der Umgebung durchaus ein Alleinstellungsmerkmal und es ist nur zu hoffen, dass sich dafür auch langfristig ein interessiertes Publikum findet.
Dass sich das lohnt, zeigten zuletzt bereits die ersten Einstimmungen, unter anderem mit der heimatverbundenen Präsentation kleiner salzig-wachsiger Kartoffeln nebst einem mit Kräuteröl marmorierten Quarkdip und Leinöl, einem eigenaromatischen Beef-Tatar in tiefschürfendem Beeftea, pikanter Mayo und knusprigem Reischip, vor allem aber mit den topfrischen Miesmuscheln nebst straff reduziertem Escabeche-Shot zum Nachspülen.
Bereits an dieser Stelle war einerseits klar, dass sich das Team recht undogmatisch zwischen Heimat und weiter Welt bewegt, andererseits aber auch, dass es dabei genau weiß, was es macht. Und das zeigte auch der magere, klararomatisch zarte Thunfisch – kurz angebraten und als Tatar – in einem sanften Dashisud und mit der bewährten Kombination eines erfreulich zurückhaltenden Mangochutneys, mildscharfer Wasabicreme, gepickelten Rettichjuliennes und röstig-knusprig frittiertem Reiscrunch als beschwingter erster Gang.
Deutlich mehr Power gab es dann bei einem in Salzgehalt und Würze hochkonzentrierten Röstzwiebelsud (beinahe mit Sojasaucen-Assoziationen…), der die Grundierung für zart aufblätternden Kabeljau unter Algensalat, Zwiebelmayonnaise und einem knusprigen Zwiebelchip schaffte. Unter dieser massiven Zwiebelpower ging der Kabeljau zwar ein wenig unter, obwohl isoliert betrachtet sowohl dessen Qualität als auch die differenzierten Zwiebelaromen überzeugen konnten.
Rundum stimmig und ausgewogen wirkte dagegen beispielsweise die Kombination aus tiefaromatisch zart geschmorter Kalbsbacke und sanft koloriertem, nur etwas zu elastischem Bries mit geschmorter und cremiger Petersilienwurzel, der intensiven herbalen Würze von Selleriegrün und klarfruchtiger, mit feiner Säure zugespitzter Birne. An derartigen Gerichten wird deutlich, dass hier durchaus das Potential auch für eine noch höhere Bewertung vorhanden ist und man gespannt sein darf, wie sich die Küche in den kommenden Jahren entwickelt.
Das unterstrich dann auch der süße Abschluss mit einer gekonnten Interpretation des Themas „Schwarzwälder Kirsch“, nämlich mit dem Kontrast von hellem Rahmeis mit herbem Kaffee-Kakaocrumble, intensivem Sauerkirschsorbet und -ragout mit Kirschwasser sowie (leicht überproportionierter) Schokoladenmousse als Topping. Ein Finale, dass auf niveauvolle Art leicht zugänglich war und damit das Wohlfühlen auf kulinarischer Ebene genauso leicht macht, wie der herzliche und zugleich niveauvolle Service der Gastgeberin auf atmosphärischer Ebene. Auch an attraktiven Weinempfehlungen besteht hier kein Mangel und dass es das alles zu moderaten Preisen gibt, macht die ganze Sache nur noch ansprechender.
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