Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Mi-So ab 17.30 Uhr, Mo u. Di Ruhetag |
Hauptgerichte: 39-60 €, Menüs: 67-143 € |
Wer schon in den Achtzigern und Neunzigern des letzten Jahrhunderts gerne gut essen ging, erinnert sich an eine bestimmte Kategorie von Restaurants in Deutschland: französischer Name, feine klassische Küche, auf dem Lande angesiedelt und nur wohnzimmergroß. Von dieser Art gab es damals etliche Beispiele quer durch die Bundesrepublik. Nur sehr wenige aus dieser Epoche haben freilich überlebt. Statt nach Frankreich blickten die Köche bald häufiger nach Skandinavien, Spanien oder Asien. Umso schöner ist, dass mit Thierry Roussel und seiner La Bonne Adresse jemand erneut diese leicht nostalgisch und sehr französisch wirkende Art der Gastronomie angegangen ist. Man verlässt sich hier allerdings keineswegs auf alte Rezepte, sondern hat den französisch-klassisch geprägten Ansatz mit den heutigen Bedürfnissen und Möglichkeiten in Einklang gebracht.
Den Weg zum Anwesen, das neben dem intim wirkenden Restaurant auch Ferienwohnungen, Gästezimmer und ein Weingut umfasst, findet man eigentlich nur mit Navigationssystem. Dafür gibt es Parkplätze vor der Tür und einen herzlichen Empfang, dem schnell Brot (aus Luxemburg), Brioche (hausgebacken), ein Pesto aus Ananastomaten sowie Olivenöl, Butter und Vulkansalz folgten. Wie sehr man hier auf die Details achtet, wurde auch bei den Amuse-Bouches deutlich: drei frisch-säuerlich-animierende Zubereitungen (Rote-Bete-Sphäre, Portobello mit Pinot-Noir-Essig sowie Aubergine). Es folgte das bereits aus den Vorjahren bekannte Signature-Amuse, eine vegetarische Foie gras, in der Cashewnüsse eine wichtige Rolle spielen, und die mit Parmesanchip sowie einer Sauce aus Amarenakirschen daherkommt, alles auf einem Croûton angerichtet. Ein schön cremig-aromatisches Vergnügen.
Spätestens an dieser Stelle müsste man sich Gedanken über die Getränke machen. Es gibt natürlich die Abfüllungen des eigenen Gutes, aber auch fair kalkulierte Weine von Kollegen der Region (etwa von Steinmetz oder Molitor) und dazu manches von anderswo, darunter auch Champagner glas- und flaschenweise. Wenn man weiß, dass Thierry Roussel in selbiger Gegend geboren wurde und dass die Familie noch Champagner-Weinbergsfläche besitzt, vervollständigt sich das Bild. Roussels Partnerin Jane Kölchens und eine sehr aufmerksame Kellnerin berieten in allen Belangen mit Charme und Fachwissen.
Ein Tatar vom Eifelrind war in der Konsistenz eher fein, nach unserem Eindruck wären etwas gröber geschnittene Würfel gewinnbringender gewesen, um die Fleischigkeit noch zu unterstreichen; das Senfeis jedoch bildete einen stimmigen Kontrast und die Jalapeñocreme sowie eine marmorierte Buttermilch-Kräuter-Emulsion fügten sich ebenfalls sehr gut ein. Der folgende auf den Punkt gegarte Skrei mit Vadouvanschaum, Kartoffeln, Lauch und Schnittlauchöl war ein mildes und wärmendes Gericht mit wenigen Kontrasten, aber gerade als solches überzeugend. In einem weiteren Zwischengericht kamen dann Obsiblue-Garnelen in recht festfleischiger, aber nicht trockener Konsistenz auf den Teller und wurden darauf süffig mit einem schön fruchtigen Sud aus Tomate und Gallia-Melone verknüpft.
Highlight des Abends und klare sieben Pfannen wert war schließlich die Challans-Entenbrust mit optimal knuspriger Haut und saftig-eigenaromatischem Fleisch, die in Begleitung eines Spitzkohlröllchens, einem tollen, knusprig angebratenen Stück Kartoffel-Millesfeuilles sowie etwas Kumquatchutney präsentiert wurde. Erstaunlich gelungen, nämlich tatsächlich schaumig-leicht und dazu intensiv, aber nicht zu süß, geriet auch die abschließende weiße Schokoladenmousse im Schokoladenmantel. Und auch dazu gesellten sich angenehme Kontraste, diesmal in Gestalt einer dunklen Ganache und eines Mango-Passionsfrucht-Sorbets. Auch hier: sieben Pfannen!
Handwerklich tadellos präsentierten sich wie in den letzten Jahren auch die Mignardises, etwa eine Opéra-Schnitte, wie man sie sonst nur in französischen Konditoreien bekommt, oder der lockere Zitrone-Vanille-Macaron. Man muss bei weitem kein altgedienter Gourmet mit Erinnerungen an die 1980er und 1990er sein, um dieses Restaurant nach einem genussreichen Mahl rundum zufrieden zu verlassen und sich schon wieder auf eine Wiederholungstat zu freuen.
Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.