Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mi-So ab 17.30 Uhr, Mo u. Di Ruhetag |
Hauptgerichte: 39-60 €, Menüs: 67-143 € |
Als „klein und fein“ könnte man den zeitlos schick gestalteten Gastraum im familiär geführten Hotel Feriendomizil Roussel in Bernkastel-Kues umschreiben, der seit einiger Zeit sehr engagiert vom jungen Küchenchef Thierry Roussel und seiner Partnerin und Gastgeberin Jane Kölchens bespielt wird. Die Küche orientiert sich an der französischen Klassik, offeriert zwei Degustationsmenüs (davon eines vegetarisch) und eine davon teilweise abweichende Auswahl einzelner Gerichte à la carte, die aber allesamt der gehobenen Kulinarik verschrieben sind.
Mit sehr schön fluffiger und buttriger Brioche sowie einem Sauerteigbrot mit langer Teigführung aus einer luxemburgischen Traditionsbäckerei zu milder Bärlauchbutter zeigt La Bonne Adresse vom ersten Moment an Qualitätsbewusstsein und Geschmack. So auch mit den folgenden Kleinigkeiten im Fingerfoodformat, die, genau wie die kleine, auf Basis von Cashewkernen zubereitete Foie-Gras-Imitation mit Rotweinschalotten und Amarenakirsch-Konfitüre, die es hier bereits zum Signature-Küchengruß geschafft hat, den klaren und puristischen Stil von Thierry Roussel kennzeichneten.
Dass sich dessen Küche in der kurzen Zeit, in der wir sie nun begleiten, stetig weiterentwickelt hat, demonstrierte dann die Vorspeise, die sich um ein mit Fruchtfleischpartikeln und Gel von Grapefruit fruchtig erfrischtes Tatar vom Wolfsbarsch drehte, das seinerseits mit Blutampferblättern und Frisée dekoriert auf einer marmorierten Emulsion von Buttermilch und Estragonöl angerichtet war. Sehr klar und festfleischig der Fisch, duftig aromatisch die Sauce, Akzente setzend die Zitrusfrucht, und alles in allem eine modern leichte, frische, aber nicht karge Komposition.
Ebenfalls klassische Drei-Komponenten-Küche mit Strahlkraft war der mit kleinen krossen Kartoffelschuppen überzogene Steinbutt aus Wildfang, der nicht mehr als eine mit Keta-Kaviar und gelierten Kaviarperlen angereicherte Fischvelouté mit Schmelz, feiner Würze und dezenter Säure brauchte, um als „komplette“ Komposition zu überzeugen. Der legendäre Altmeister Heinz Winkler, der immer die Devise vertrat, dass ein Gericht immer dann perfekt ist, wenn man wirklich nichts mehr weglassen kann, hätte mit Sicherheit seine helle Freude an der schnörkellosen Küche von Thierry Roussel gehabt!
So auch an dem mit akkurat kleingewürfeltem Ratatouille-Gemüse beladenen Seeteufel, der in sehr guter Qualität und perfektem Garzustand auf einer olivenölfruchtigen emulgierten Tomatensauce schwamm, die ebenso puristisch und klar wie komplex geschmeckt hat. Ein sehr leichtes, vitales Gericht ohne Effekthascherei, aber mit hintergründiger Finesse. Viel Freude machte auch der Hauptgang in dessen Zentrum ein naturell gebratener Lammrücken von der Ahrtaler Weide stand, der zusammen mit weißem Spargel in fluffig-zartem Bärlauch-Crêpe, einer mit Chorizo aromatisierten Creme auf Karottenbasis, reduzierter dunkler Jus und weißer Schaumsauce als sehr harmonisches Ganzes aufgeboten war.
Schon davor erfrischte ein herzhaft-fruchtiges Sorbet von der Ananastomate mit Basilikumöl und danach folgte ein Dessert, das sich um ein kugelförmiges Törtchen aus Mandelbisquit, dunkler Schokoladenmousse und abgeflämmter Merengue-Haube drehte. Das war zwar für sich genommen sehr süß und opulent, wurde aber von einer Nocke säuerlich-herbem Aprikosensorbet und ebenfalls saftige Frische spendendem Nektarinentagout kompensiert. Logische Konsequenz: verdiente Aufwertung auf 6 Pfannen!
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