Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Di-Sa ab 18 Uhr, So u. Mo Ruhetag |
Hauptgerichte: 29-49 €, Menüs: 108-142 € |
Das luxuriöse Gourmetrestaurant mit dem gediegenen hanseatischen Understatement und der bereits vom Maler Max Liebermann in Öl verewigten Lindenterrasse, von der aus man einen herrlichen Ausblick auf die Elbe genießt, ist seit dem vergangenen Jahr endlich wieder so richtig zurück. Nicht, dass der Fine-Dining-Salon des Hotel Louis C. Jacob an der noblen Elbchaussee in den Jahren zuvor geschlossen gewesen wäre, aber seit Beginn der Corona-Pandemie und eben noch eine ganze Zeitlang darüber hinaus waren die Kochkünste dessen langjährigen Küchenchefs Thomas Martin nur Hausgästen vorbehalten. Und so rückte Jacobs Restaurant nicht nur bei uns etwas aus dem Fokus.
Doch schon Ende der letzten Testsaison konnten wir hier wieder voller Vorfreude zu Gast sein und auch in diesem Jahr zeigte uns das Team um den bereits seit 1997 am Herd des Louis C. Jacob reüssierenden gebürtigen Mannheimer Küchenchef, dass sie heute mit nicht weniger Ambitionen am Start sind als vor der Pandemie. Von der allzu detailreichen und aufwändig verspielten Arbeitsweise hatte man sich ohnehin schon ein paar Jahre zuvor verabschiedet und pflegt seither einen mehr puristischen und produktorientierten klassischen Stil, was sich aufgrund des hohen Qualitätsbewusstseins und der altmeisterlichen Souveränität Thomas Martins auf den Tellern nicht weniger reizvoll ausmacht.
Sehr schön zu sehen und vor allem zu schmecken war das beispielsweise bei der Vorspeise um bretonische Dorade, die nämlich im Ceviche-Stil nur kurz säuregebeizt und ansonsten ganz nackt in herrlich festfleischig-glasigen und nicht zu dünn geschnittenen Tranchen ihre herausragende Qualität unverschleiert zeigen durfte. Und auch drumherum wurde nicht viel Brimborium gemacht: kleine Filetpartikel von Pink Grapefruit, ein paar Stückchen eingelegter roter Zwiebeln, Tupfen einer Art Sauerrahmmousse mit Korianderkresse und eine federleichte, aber konsistente Zitronengrasvinaigrette, umspielten den ansonsten nur noch mit etwas Limettenschalenabrieb gewürzten Fisch so klar und transparent wie möglich, aber so effektiv wie nötig. Stark!
Und Stärke zeigten Thomas Martin & Co. auch mit der Vorspeise des vegetarischen Menüs, bei der junger, saftig marinierter und schön durchgezogener, mit eingelegter Senfsaat, Perlzwiebel, Bärlauchkapern und Kräutern getoppter Kohlrabi sowie knackig frischer Kopfsalat von einer sattgrün-kräuterfrisch marmorierten Buttermilchvinaigrette umarmt wurden. Das perfekt pochierte Bio-Ei vom Cassenshof, das mit zart fließendem Dotter im Innenleben und schmelzig-umamiwürzigem Tuning aus feinflockig darüber gehobelte Belper Knolle obenauf machte in seinem Nest aus Blattspinat auf mildem, aber klar definiertem Röstzwiebelschaum ebenfalls deutlich, dass das Team auch ganz ohne Fleisch und Fisch zu brillieren weiß.
Vollständig darauf verzichten fiele uns dennoch schwer, wenn wir nur allein an die nussbuttrig goldbraun colorierte Tranche vom Nordseesteinbutt denken, die in tadelloser Qualität, perfekt gegart und akkurat gewürzt, zusammen mit einer von Kräutern bedeckten Nocke Erbsencreme auf aromatischem Morchelschaum angerichtet war – feinsinnig zwischen Würze und Frische ausbalanciert. Oder an das stilistisch gleichermaßen klassische und nicht minder präzise zubereitete schleswig-holsteinische Kalbsfilet, das mit einer unaufdringlichen Bärlauchkruste gratiniert war und zusammen mit sauber gewürfeltem Bouillongemüse (Karotte, Sellerie, Kohlrabi) sowie einer Nocke Selleriecreme auf perfekter reduzierter Démi Glace schwamm. Innovationspreise kann man damit freilich nicht gewinnen und das wird im Jacobs auch überhaupt nicht angestrebt – es bleiben andererseits aber auch keinerlei Wünsche offen, die man bei derlei unaufgeregt gediegenen Gerichten haben kann.
Da hatte es der gebackene Blumenkohl nach polnischer Art, der als mit Nussbutternbröseln, hauchfeinen Käseflocken, Schnittlauch und Zitrone bedecktes Röschen und als Mousseline auf Gemüsejus den Hauptgang des vegetarischen Menüs bildete, im Direktvergleich zugegebenermaßen ein klein bisschen schwer. Doch auch das war anspruchsvolle Kochkunst. Nicht zuletzt wegen der meisterlich dichten und wieder perfekt zwischen tiefer Röstwürze und fruchtiger Säure ausbalancierten dunklen Sauce.
Ganz auf Augenhöhe begegneten sich dann wieder die beiden gleichermaßen köstlichen Desserts: zum einen ein Milcheis von Heidehonig mit Stippmilch, Hafer und Thymian als hellaromatischer, feinwürziger, cremig-süffiger Nachtisch und zum anderen ein als klassisches Blätterteig-Millesfeuilles mit Creme von weißer Schokolade und Vanille geschichteter länglicher Riegel nebst Kompott und Sorbet vom Rhabarber mit Mandelcrumbles als erfrischende und differenzierter arrangierte Variante.
Sehr positiv herauszuheben ist auch das sympathisch und zuvorkommend agierende Serviceteam unter der Leitung von Sommelier Mika Müller, das kompetent mit glasweise korrespondierenden Weinen zur Stelle ist, falls gewünscht. Ansonsten findet sich in der überdurchschnittlich gut sortierten internationalen Weinkarte für jeden Anlass und nahezu jedes Budget die geeignete Flasche.
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