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Fotos: Hygge

Hygge

im Hotel Landhaus Flottbek
Baron-Voght-Str. 179
22607 Hamburg
040-82274160

aktualisiert: 01 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Täglich ab 16 Uhr, kein Ruhetag
Hauptgerichte: 21-39 €,
Menüs: 39-85 €

Binnen weniger Jahre hat sich das zum Hotel Landhaus Flottbeck gehörende lässige Restaurantkonzept mit Bar, das auf einer großzügigen Gesamtfläche in den ehemaligen Stallungen des einstmaligen landwirtschaftlichen Gehöfts untergebracht ist, zum veritablen Anlaufpunkt für Feinschmecker entwickelt. Und zwar nicht etwa deshalb, weil man hier das x-te Fine-Dining-Lokal aus dem Boden gestampft hätte, sondern weil die Betreiber und das erfahrene Team um Sommelier Lennart Wenk und Küchenchef Thomas Nerlich erfolgreich die spannende Nische einer entspannten und erfreulich „unchoreographierten“ Gastronomie mit hohem kulinarischem Anspruch bespielen.

Dazu trägt der trotz seiner Größe und der dunklen Wand- und Deckengestaltung in verschiedenen Grautönen nicht zuletzt wegen des Holzgebälks, des offenen Kamins und der Beleuchtung tatsächlich sehr „hyggelig“, also gemütlich, wohnlich, stimmungsvoll anmutende Gastraum bei. Aber auch die entspannte, dabei nie nachlässige Gangart des aufmerksamen jungen Serviceteams sowie die sehr frei gestaltbare Auswahl der Gerichte, von denen es die allermeisten auch in kleinerer oder größerer Portionierung gibt und die gar nicht dezidiert klassisch auf Vorspeisen und Hauptgerichte ausgelegt sind. Und last but not least natürlich die Art der Küche, die stark auf „Wohlfühlgerichte“ setzt, also nichts Konstruiertes, Gebasteltes, Abstraktes, Experimentelles, sondern süffige, eingängige, harmonische Geschmacksbilder mit Tiefgang. Und zu unserem großen Vergnügen außerdem viele Produkte und Zubereitungen, die man nicht so oft bekommt und die fast jedem Gourmet schon bei der Speisekartenlektüre das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Grundsätzlich sind das zeitlos interpretierte klassische Gerichte auf französischer Basis, die uns schon in den Vorjahren durch ihre fundierte Zubereitung und die hohe Qualität der Produkte sehr positiv aufgefallen waren. Der Abend in der Nähe des hyggeligen offenen Kaminfeuers startete auch diesmal wieder mit sehr gutem krustigen Sauerteigbrot und aufgeschlagener Butter, dazu als weiterer Aufstrich ein hausgemachtes Apfelschmalz. Die hohe Produktqualität und die schnörkellos gegenständliche Art der Zubereitung aller Gerichte war dann auch gleich an der lauwarmen Vorspeise von Seesaibling, Kürbis und Apfel zu erkennen: der mild gebeizte und auf seiner Oberseite abgeflämmte Fisch, darunter ein mit knusprigem Buchweizen vermengtes Ragout von Kürbis und Apfel, darüber beides noch in roh marinierter und diesmal mehr knackig-fruchtiger Art. Dazu im Glas ein frischer, schlanker Gemischter Satz und es bleiben keine Wünsche offen.

Das Traumpaar Jakobsmuschel und Blutwurst begegnet sich im Anschluss als kleiner Zwischengang in Gestalt einer wunderbar festfleischig-frischen Cocquille-Saint-Jacques, die in ihrer eigenen Schale auf einem groben, geschmacklich jedoch sehr feinen Blutwurstragout thront und mit Juliennes von Apfel und Lauch akzentuiert sowie einer aufgeschäumten Beurre blanc umspielt wird. Auch da blieb von unserer Seite keinerlei Erwartung an solch ein Gericht unerfüllt und das Große Gewächs Pinot blanc „Eichelberg“ vom Graichgauer Weingut Heitlinger korrespondierte dazu ebenso famos wie zu den anschließenden locker-saftigen Lyoner Hechtklößen, die auf ihrem Bett aus mildem Blattspinat thronten, ebenfalls von einer schön straffen und konsistenten Beurre blanc getragen waren, und zudem von kleinen Kartoffelcroûtons einen gewinnbringenden Texturkontrast verliehen bekamen.

Allein für solche Gerichte kämen wir immer und immer wieder mit großer Vorfreude hierher. Gilt aber mindestens genauso für das Duett von geröstetem Markknochen und einer süffig-cremigen Liaison von dünnen, butterzarten Kalbszungenstreifen und kleinen Nuggets von Kalbsbries, die sich zuletzt, aufgelockert von verschiedenen Pilzen und Staudensellerie-Grün, im kleinen tiefen Teller auf einem Bett aus dunkler Waldpilzcreme und Kalbskopfjus tummelten. Traumhaft, nicht nur in Kombination mit dem von Sommelier Lennart Wenk aus der Magnumflasche ausgeschenkten Pinot noir von Kaufmann aus dem Rheingau, der, wie zuvor schon der Pinot blanc, ebenfalls einige Jahre reifen durfte.

Wer es etwas handfester und traditioneller mag, kommt bei Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln, Rahmgurkensalat und Preiselbeeren, einer halben ausgelösten Brandenburger Landente mit Apfelkompott, Rosenkohl, Rotkohl Serviettenkloß und Kartoffelpüree und geschmorter Ochsenbacke mit Knollensellerie und Herbsttrüffel auf seine Kosten. Oder bestellt sich gleich das Tomahawk-Steak vom Ostsee Rind mit Sauce Béarnaise nebst Spinat, Karotten, Bohnen und Pilzen. Aufgrund der doch recht opulenten Portionsgrößen solcher Traditionsgerichte wird danach zwar kein Platz mehr für die famosen Buchteln mit Blaubeeren, Schlagsahne und Vanillesoße sein, aber eine Nocke des nicht minder soulfoodigen Nussbuttereises, das sich die Pâtisserie patentieren lassen sollte, geht immer!

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