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Fotos: Hygge

Hygge

im Hotel Landhaus Flottbek
Baron-Voght-Str. 179
22607 Hamburg
040-82274160

aktualisiert: 12 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Täglich ab 16 Uhr, kein Ruhetag
Menüs: 45-99 €

In Zeiten wie diesen, in denen sehr gute Küche mehrheitlich und immer öfter nur noch in kleinen Fine-Dining-Stuben an wenigen Abenden in der Woche in Gestalt eines gesetzten Menüs ohne große Auswahlmöglichkeiten für den Gast angeboten wird, fallen solche Adressen wie das Hygge natürlich ganz besonders positiv auf. Das zum Landhaus Flottbeck in der beschaulichen Peripherie des Hamburger Westens gehörende Lokal, das auf einer großzügigen Gesamtfläche in den ehemaligen Stallungen des einstmaligen landwirtschaftlichen Gehöfts untergebracht ist, hat nicht nur an sieben Tagen in der Woche ab 16 Uhr geöffnet (und ist auch zu dieser Zeit regelmäßig schon recht gut besucht!), hier wird auch sehr ambitioniert und gut gekocht und man kann aus einem umfangreichen, aber auch nicht zu großen Angebot der Speisekarte wählen, was und wie man will.

Selbstredend sind Küchenchef Thomas Nerlich mit diesem Konzept auch natürliche Grenzen gesetzt: die Kreationen können nicht so aufwendig und detailgenau sein wie in anderen Restaurants, wo mehr gebastelt wird. Und sie müssen ein etwas breiteres Publikum ansprechen. Aber genau unter diesen Voraussetzungen ist die Küche des nicht als Gourmetrestaurant, sondern als „Brasserie & Bar“ geführten Hygge maximal attraktiv. Gebratener Pulpo mit Blattspinat, eingelegten Tomaten und cremiger Polenta, Rindertatarstulle mit gebeiztem Eigelb, Kapern, Schalotten, Kräutern und Sprotten, Island-Kabeljau auf Rieslingkraut, Kartoffel- Lauchpüree und Beurre blanc oder Kotelett vom Duroc-Schwein mit Steckrübe, Wirsing, glasierten Äpfeln und Majoran-Jus – wenn man weiß, mit wieviel Expertise und Qualitätsbewusstsein hier gekocht wird, fällt schon die Auswahl richtig schwer.

Und dass die Küche auf sehr gute Produkte setzt, kann man schon bei Brot, Butter und hausgemachtem Griebenschmalz erahnen. Wir erkannten es bei unserem jüngsten Besuch auch wieder sehr deutlich schon an den gebratenen Jakobsmuscheln, die in fester, praller, glasiger Konsistenz mit sauberem, klarem, nussigem Geschmack eben comme il faut auf sowohl cremiger als auch zart knackiger Rote Bete angerichtet waren. Rahmig und stoffig von schaumiger Beurre blanc eingefasst und mit frisch geriebenem Meerrettich beflockt, wurden die beachtlichen Coquilles kanadischer Provenienz von den hier vielmehr fruchtig und säuerlich zugespitzten als dumpfen und erdigen Bete-Komponenten auf sehr ansprechende Art adäquat an Land geholt.

Ebenfalls ein überdurchschnittlich gutes Produkt, allerdings nicht ganz so optimal auf den Punkt gebracht, war die hohe Tranche vom weißen Heilbutt, die nämlich leider etwas übergart und deshalb vor allem an den flacheren Enden eher trocken auf ihrem Bett aus sehr gutem Muschelrisotto lagen. Letzterer war eigentlich fast schon ein Meeresfrüchterisotto, denn auch kleine geröstete Krabben und weiteres Kleingetier aus dem Salzwasser gaben dem süffig und aromatisch dicht mit entsprechender Muschel- und Krustentier-Sauce angereicherten Gericht sein jodig-röstwürziges Flavour.

Überraschend weitaus weniger trocken wie die allermeisten Artverwandten war dann aber die perfekt zart und eben sehr saftig geschmorte, vor dem Servieren auch noch satt mit reduzierter dunkler Sauce glasierte Rehschulter. Ganz klassisch und auch sehr puristisch mit sautiertem und frittiertem Schwarzkohl und selbstverständlich hausgemachten angebratenen Schupfnudeln gereicht. Durch eine großzügige Menge tiefdunkler und dichter, aber aufgrund viel gut eingebundener säuerlicher Frucht auch sehr dynamischer und animierender Kirschessigjus wurde das zu einem sehr saucigen und süffigen Gericht mit hohem Soulfood-Faktor.

Auch die Pâtisserie steht da nicht hintenan: aus dünnen Lagen Ganache von „Original Beans“ Schokolade, Bisquit und Krokant geschichtete Würfel kamen zum Nachtisch mit Mandarinensorbet, Mandarinenfilets, Mandeln und Mandelcreme zu einer gut proportionierten und aromatisch balancierten Melange zusammen und untermauerten die unangetastet hohe Bewertung der Küche.

Dass hier mit Lennart Wenk auch noch ein richtig kompetenter, erfahrener Sommelier für ein attraktives international sortiertes Weinangebot verantwortlich zeichnet, es auch gute alkoholfreie Alternativen gibt, und das alles zu moderaten Preisen, macht das Hygge nur noch empfehlenswerter.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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