Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Täglich ab 9 Uhr durchgehend, kein Ruhetag |
Hauptgerichte: 17-38 €, Menüs: 35-80 € |
Man könnte den Genusskomplex aus Rösterei, Café, Restaurant, Vinothek und eigener großer Pâtisserie besteht, als die mit Abstand beste Autobahnraststätte bis weit über die bundesdeutschen Landesgrenzen hinaus bezeichnen, denn er liegt direkt an der A8-Autobahnausfahrt Irschenberg zwischen München und Salzburg und in direkter Nachbarschaft zu Tankstelle und Fastfood-Kette. Aufgrund der Lage ist „Dinzler am Irschenberg“ natürlich ein beliebtes und meist sehr hoch frequentiertes Ziel für Reisende oder Bergsportler, die sich hier nach Autofahrt oder Abenteuer genussvoll stärken – der Weg hierher würde sich aber auch mit einer weniger günstigen Infrastruktur lohnen, denn in den Gastronomiebereichen wird eine deutlich höhere Qualität geboten, als man es an einem solchen Standort je erwarten würde.
Das fängt bei den hervorragenden Kaffeespezialitäten der eigenen Rösterei an, die nicht umsonst in einigen der besten deutschen Restaurants zu finden sind, hört aber bei den mundwässernden Steinofenpizzen, deren verführerischer Duft einem schon beim Eintreten in das große moderne Gebäude umweht, noch längst nicht auf. Zumal das auf einer großen Fläche jede Menge Platz bietende Restaurant im ersten Stock seit geraumer Zeit mit Ben Diomande von einem neuen Küchenchef verantwortet wird, der zuvor in einigen gehobenen Hotels, unter anderem im Voralpenland, weitreichende Erfahrungen gesammelt hat und nun hier für neuen kreativen Input sorgt. Die fachmännischen Zubereitungen aus guten Produkten sind weiterhin größtenteils eher schlicht gehalten, aber man erkennt in der Karte gute, neue, frische Ideen. Abseits von Burger, Wiener Schnitzel oder reichhaltigen Salaten wirkt inzwischen auf dem Papier vieles noch ambitionierter und auch so mancher Teller bewegt sich mittlerweile sehr souverän auf starkem 5-Pfannen-Niveau – einer unserer zuletzt verkosteten Hauptgerichte tendierte sogar in Richtung 6 Pfannen!
Für eine solche Auszeichnung war das Gebotene aber dann doch zu heterogen, was aufgrund der schieren Größe des Lokals und der Mengen, die hier über den Pass gehen, auch überhaupt nicht verwunderlich ist und hinsichtlich des unkomplizierten, niedrigschwelligen Gesamtkonzepts auch gar kein Problem darstellt. Aus der Vorspeise um gebeizte Lachsforelle und ihren Kaviar, die auf Apfelscheiben drapiert über einem Bett aus rahmig angemachtem Salat von gewürfelter Gurke und Roter Bete lagen und mit Wildkräutersalat bedeckt waren, hätte man beispielsweise mit einfachsten Mitteln etwas mehr herausholen können. Etwa wenn man die Salatblätter vorher mariniert, den Apfelscheiben die uncharmant spelzig-holzigen Kerngehäuse entfernt und den Gemüsesalat mit noch etwas mehr Pep (zum Beispiel einem ätherisch-frischen Kraut oder etwas Ähnlichem…) aufgewertet hätte. So war das zwar durchaus schmackhaft und solide, aber auch recht grob und simpel gehalten.
Auch mit dem vorbildlich von Hand geschnittenen und nur angenehm zurückhaltend gewürzten, also letztlich sehr schön auf den guten Eigengeschmack ausgelegten Kalbstatar, das mit einer Scheibe marinierter Steckrübe und pochiertem Wachtelei kredenzt wurde, blieb die Küche ein wenig hinter ihren Möglichkeiten zurück. Vielleicht wäre bereits die in der Karte zwar aufgeführte, auf dem Teller aber nicht auffindbare Schnittlauchmayonnaise der entscheidende Kniff gewesen – stattdessen befanden sich darauf noch zwei kleine lila Nocken, die an mit Joghurt vermengtes Püree aus Blauer-Schwede-Kartoffeln erinnerten, der Komposition aber keinen nennenswerten Mehrwert geben konnten.
Finessenreicher präsentierte sich der gebratene Seeteufel von sehr ordentlicher Produktqualität, dessen Tranchen auf einem recht üppigen Berg absolut solide gegartem und harmonisch abgeschmecktem Risotto thronten. Von den vielen Schwarzwurzelchips auf Fisch und Risotto hätte für einen ausgiebigen Textureffekt auch die Hälfte ganz locker genügt, von dem überraschend hervorragenden Orangen-Apfelsauce, die das Gericht mit herber Frucht und würziger Substanz in ausgewogener Balance bereicherte, hätte es indes gerne mehr sein dürfen. Im Endeffekt hätte man hier mit denselben Komponenten in anderer Proportionierung noch mehr herausholen können. Denn wie das besser geht, zeigte die Küche mit der Barbarie-Entenbrust auf erdigem Pilzpüree und mit gerösteten Walnüssen pfiffig aufgepimptem Ragout von Kräuterseitlingen und begleitenden Cranberrie-Ravioli gleich selbst – wenngleich die auf Basis von Ricotta hergestellte Füllung der Nudeltaschen nur sehr spärlich vorhanden und so kaum zu schmecken war. Die prononciert mit grünem Pfeffer abgeschmeckte und in jeder Hinsicht sehr balancierte Jus zeigte indes wieder die Stärken der Küche, während die uncharmant matschige Konsistenz der Tiramisù im Glas, die man sich am Tisch durch Angießen des Kaffees quasi selbst finalisieren muss, nochmal verdeutlichte, dass es sich für die Küche lohnen würde, die eine oder andere Idee noch zu überdenken und zu optimieren. Grundsätzlich wären hier unter der Ägide von Ben Diomande nämlich locker 5 Pfannen möglich…
Und dank der hauseigenen Vinothek mit einem vor allem aus Deutschland, Österreich und Italien gut bestückten Sortiment mangelt es hier auch nicht an lohnenden Getränkeoptionen. Das glasweise Angebot hält sich dabei eher an einfachere Gewächse, bietet aber ebenfalls ein gutes Spektrum lohnender Alternativen. Und auch alkoholfrei gibt es ansprechende Dinge jenseits der üblichen Standards.
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