Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Do-So von 12-14 Uhr u. ab 18 Uhr, Mo-Mi Ruhetag |
Hauptgerichte: 39-59 €, Menüs: 88-195 € |
Endlich! Nach Corona, der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal, den langwierigen Sanierungsmaßnahmen im Anschluss und dann auch noch einer ausgefallenen Klimaanlage mitten im Hochsommer läuft nun auch das Gourmetrestaurant im traditionsreichen Gasthaus Sanct Peter der Brogsitters wieder im Normalbetrieb. Und wer zum ersten Mal da ist, oder nicht gezielt danach sucht, wird kaum Spuren der massiven Flutschäden entdecken. Im Wiederaufbau ist es perfekt gelungen, den historisch originalen Charakter des Hauses zu erhalten und auch der mit seiner enormen Raumhöhe und dem direkten Übergang zur Terrasse ebenso elegant, wie luftig wirkende Gourmetbereich lädt unverändert komfortabel zum Genießen ein.
Neu ist allerdings der Mann am Herd. Mit Benjamin Schöneich wurde ein erfahrener Chef rekrutiert, der unter anderem bei Karl-Emil Kuntz in der Krone in Bad Herxheim für die klassische Küche begeistert wurde und zuletzt bereits in Schloß Loersfeld zeigen konnte, dass er auch in der Hauptverantwortung überzeugende Ergebnisse liefern kann. Mit seinem der Klassik verpflichteten, diese aber zeitgemäß leicht interpretierenden Stil, der hier nun in einem maximal siebengängigen Menü erlebt werden kann, passt der neue Chef außerdem perfekt in das auf eine lange Tradition zurückblickende Haus der Brogsitters.
Genau das illustrierten dann auch bereits die ersten einstimmenden Kleinigkeiten zum Aperitif. Und die kamen mit einer knusprigen Tartelette mit Lachs, Dashigelee und Holunderblütenschaum als erfrischend leichter und mit einem cremig knusprigen Kichererbsen-Riegel mit Chorizo-Crumbles als zupackend kraftvoller Vertreter einerseits zugänglich und andererseits vielversprechend raffiniert daher. Sogar noch ein bisschen mehr Vorfreude machte ein dezent mit blumigen Curryaromen und feiner Schärfe gehaltener Hühnersalat unter Brathuhn-Sabayon und einem papierdünnen Hühnerhautchip, der einen augenzwinkernd filigranen Umgang mit eher rustikalen Ideen zeigte. Während ein kraftvoll pur gehaltenes Rindertatar unter dünnem schmelzendem Morchelgelee, marinierten Buchenpilzen mit feiner Säure, Crème fraîche und Imperial Kaviar wieder ganz in vornehmer Klassik die Einstimmungen abschloss.
Richtig los ging es dann mit Thunfischrücken als dickeres, aromatisch glasklares Stück in einem Ring aus milder Avocadocreme, aufgefüllt mit einer frischgrünen Vinaigrette aus Kopfsalat und Bonito. Deren Frische wurde von zarter Maiscreme, Maiskrokant und Maiskernen kontrastiert, während kleine Ringe aus Thunfischtatar und eine elegant-pikante Thunfischcreme das Produktspektrum erweiterten. In seiner kleinteiligen, eher flächig angerichteten Art war das eine schlüssige Idee, blieb aber aromatisch ein wenig verschwommen und nicht so präzise, wie es die äußerst akkurate und Elaborierte Präsentation vielleicht suggerierte.
Und damit deutete sich bereits an, was im Folgenden bestätigt wurde: die Stärken der Küche zeigen sich – auf einem insgesamt hohen Level – immer dann besonders deutlich, wenn mit generell zupackenden Aromen und verfeinerter Rustikalität gearbeitet wird. Also prinzipiell eher bei den Fleischgerichten als beim Fisch. Denn auch ein in Reisflakes gebackener Mahi Mahi als eher seltener (in diesem Fall aber minimal trocken wirkender) Protagonist in einem schmeichelnd exotischen Umfeld aus dezent geschärftem Ananasconfit und einem straffen, mit deutlicher Röstwürze punktenden Krustentier-Kokosschaum, blieb aromatisch ein wenig „weich“ und ging tendenziell eher in die Breite. Obwohl den süßlichen Noten von Ananas und Kokos ein Kreis aus knackigem ausgestochenen Kokosalat sowie eine grüne Koriandercreme entgegenspielten, wäre hier mit mehr straffer Säure und dynamischeren Kontrasten sogar noch mehr möglich gewesen.
Dagegen präsentierte das Team mit einer Tranche von lackiertem Milchferkelbauch mit zartem Fleisch, schmelzendem Fett und hauchdünner krosser Kruste unter einem aus Zitrusfrucht und Honig reduzierten Lack ein echtes Highlight. In Kombination mit Chicorée und Radicchio als bittersüße Kontraste, grünen Bohnen für punktuelle vegetabile Frische und einer weißen Bohnencreme, die wie bereits die Maiscreme vorab in extrem zart fließender Konsistenz unter einer Hülle aus hauchdünnem Gelee die handwerklichen Skills des Teams beeindruckend illustrierte.
Und auch der Hauptgang mit einem rosazarten, überraschend charakterstarken Kalbsfilet in ätherisch pfeffriger Würze zeigte insbesondere durch die Begleitung mit einem herzhaft eleganten Cassoulet aus Saubohnen, Erbse und Erbsensprossen, das wiederum mit zarten Würfeln aus der Kalbszunge verfeinert und von zart gebackenem Kalbsbries gekrönt wurde, schon eher in Richtung von 8 Pfannen. Auch deshalb, weil wie bereits beim Milchferkel vorab der angegossene „Schmorsaft“ in seiner transparent leichten und dennoch klebrig-tiefen und vielschichtigen Art allerbestes Saucenhandwerk zeigte!
Und weil dann auch noch das Dessert eine der stärksten Interpretation rund um das Thema „Kirsche und Schokolade“ präsentierte, die wir in den letzten Monaten genießen durften – unter anderem mit einem saftig dunklen Riegel aus Schokoladenkuchen unter Kirschwassercreme und Kirschgel, den floralen Noten von Kirschblütenöl in einer angegossenen Essenz und einem hintergründig mit Schokolade verfeinerten Kirschsorbet in cremigster Pacojet-Konsistenz – sind wir schon sehr gespannt, wie sich die Küche hier in einem konstanteren Betrieb in den kommenden Monaten noch weiter entwickeln wird.
Die stattliche Weinkarte mit weit mehr als nur den unzähligen offenen Positionen aus der Brogsitter-Kollektion sowie der ebenso souverän wie zuvorkommend agierende Service sind in jedem Fall ein sicherer Pfeiler, auch für die Zukunft.
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