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Fotos: Landgasthof Adler

Landgasthof Adler

Ellwanger Str. 15
73494 Rosenberg
07967-513

aktualisiert: 12 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi u. Do ab 18 Uhr, Fr u. Sa von 12-14 Uhr u. ab 18 Uhr, So 12-14 Uhr, Mo u. Di Ruhetag
Hauptgerichte: 16-34 €,
Menüs: 70-110 €

Es war kein leichtes Erbe, das Michael Vogel da vor wenigen Jahren mit der Übernahme des aus Sicht vieler Gourmets legendärsten Landgasthofs der Republik angetreten hat. War der Adler in Rosenberg nach mehreren Dekaden unter der Leitung von Familie Bauer doch klar von deren DNA geprägt und bei einer großen Schar von Stammgästen aus Nah und Fern nicht nur unzertrennbar eng mit einer Vielzahl an Hausklassikern verbunden, sondern auch mit der Persönlichkeit der Gastgeber selbst. Doch hat es der junge neue Patron und Küchenchef, der bereits unter seinem Vorgänger und Mentor Josef Bauer einige Zeit im Adler mitgearbeitet hatte und während seiner obligatorischen Wanderjahre als ambitionierter Koch unter anderem auch bei Andreas Caminada in der Casa Caminada und im Restaurant Schloss Schauenstein gewirkt hat, ganz offenbar geschafft, an die große Ära anzuknüpfen.

Das gelang ihm nicht nur durch die ideelle Unterstützung von Verpächterfamilie Bauer selbst, die ab und an auch heute noch als Gäste in ihrem einstigen Lebenswerk zugegen sind, sondern auch durch das grundsätzliche Beibehalten des Küchenstils. Man findet nach wie vor viele der liebgewonnenen Klassiker und nur behutsame eigene Adaptionen und Neuerungen. Damit setzt Michael Vogel seine Küche zwar unweigerlich einer gewissen Vergleichbarkeit mit den Werken Josef Bauers aus, macht aber auch nicht wenige alte Stammgäste glücklich. Und auch wir können uns dem Reiz der nicht nur stilistisch, sondern nach wie vor oft auch konzeptionell sehr ähnlich wirkenden Teller nicht entziehen, selbst wenn die manchmal nicht ganz an das Niveau der „Originale“ heranreichen.

Der Attraktivität des Adler-Kulinariums kann dies jedenfalls nichts anhaben. Bereits das unter einer schaumigen Kartoffelhaube mit Schnittlauch versteckte Siedfleisch in seiner Brühe stellte zuletzt in perfektionierter Schlichtheit ein Musterbeispiel für die Küche dar, wie man sie seit einer gefühlten halben Ewigkeit schon kennt. Auch die mit einer Harissacreme gefüllte Champignon-Pilzkappe auf einem grünfrischen Chiliöl, wenngleich bei Letzterem mehr die Handschrift des neuen Adlerwirts auf dem Teller zu erkennen war als die des alten. Jedenfalls war auch das ein gelungener Teaser – auch für das, was sich hier in den kommenden Jahren vielleicht in Richtung Eigenständigkeit entwickelt.

Ein absoluter Klassiker, den es in ähnlicher Form auch bei Josef Bauer immer mal wieder gegeben hat, war zuletzt die gelierte Tranche einer schmelzig-zartfleischigen Schichtterrine aus Schweinekinn und roh marinierter Gänseleber, die zusammen mit mild speckigen Streifen von breiten Bohnen, winzigen knackigen Würfeln von mit einer fruchtig-säuerlichen Vinaigrette angemachtem Wurzelgemüse sowie einer Creme von grobem Senf als Vorspeise kredenzt wurde. Ein wunderbar akkurat austariertes Spiel unterschiedlicher Texturen von knackig bis schmelzig, von eleganter Würze und Säure. Großartig, und schon allein Grund genug, um in die ebenfalls unveränderte, kontrastreich farbenfrohe Gaststube nach Rosenberg zu kommen.

Etwas schlichter in der gesamten Machart wirkte der sehr sanft ohne Röstaromen gegarte Seeteufel auf einem Bett rustikal pfeffrig abgeschmeckten Alblinsen, umgeben von einer harmonisch milden, nach unserem Geschmack aber etwas akzentlosen Beurre blanc, die ruhig noch etwas mehr Weinfrucht und Säurespiel hätte zeigen dürfen. Die weichen Konsistenzen von Fisch und Linsen wurden hier geschickt von etwas Kartoffel-Knusperstroh on top kontrastiert, das sich auch aromatisch gut ins Geschehen einbrachte.

Ein ähnlich gelungenes Beispiel unaufgeregter, fundiert zubereiteter Drei-Komponenten-Küche war das geschmorte Schweinebäckchen in tiefer, dunkler, aber keineswegs plumper Schmorjus, begleitet von sautierten Kräuterseitlingen und einem zart flaumigen Kartoffelknödel, verfeinert nur noch mit herzhaftem Schnittlauchöl. Solche Gerichte wirken weder sonderlich elaboriert oder komplex noch kreativ, überzeugen aber dennoch auf hohem Niveau durch ihre sehr souveräne, sorgfältige Machart, ihre Produktqualitäten und den natürlichen, harmonischen Wohlgeschmack auf ganzer Linie.

Die sehr gute Qualität des Fleischs machte dann auch beim Hauptgang fast vollständig wett, dass der Rehrücken etwas rustikal angebraten und relativ randtrocken daherkam. In Kombination mit sehr guter natürlicher Jus, prononciert würzig abgeschmeckter Kürbismousseline, knackig-fruchtigem Rotkraut und einer rösch auf der Schnittfläche angebräunten Kartoffelterrine war das ein tadelloses regionalbetontes Gericht mit dem gewissen Etwas.

Gefolgt von einem kleinen Vordessert mit dem im süßen Schmelz einer Creme eingefangenen zitrisch-herben Aroma der Bergamotte und ein wenig Granola. Auch das kein Hokuspokus, aber gekonnt mit einfachen Mitteln erzeugte Finesse. In Anlehnung an alte Zeiten wurde das eigentliche Dessert auf zwei Tellern präsentiert: zum einen ein maximal schmelziges, fast schon erfrischendes Vanilleeis auf einem Blaubeersüppchen und zum anderen eine zartkrosse, buttrig-karamellige, aber mit herbem Limettenschalenabrieb auch erfrischend aromatisierte Brioche-Schnitte. Süßes Soulfood, ganz ohne filigranes aufwendiges Kunsthandwerk und dennoch irgendwie raffiniert.

Die Weinkarte hat ihren Schwerpunkt bei guten deutschen Gewächsen, aber auch sehr viel Ansprechendes aus den europäischen Nachbarschaften ist darin zu finden. Die glasweise zu den einzelnen Gängen empfohlenen Weine erwiesen sich allesamt als harmonische Begleiter.

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