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Fotos: Das garbo im Löwen

Das garbo im Löwen

im Hotel Löwen
Hauptstr. 51
76344 Eggenstein-Leopoldshafen
0721-780070

aktualisiert: 06 / 2022
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-Sa ab 18 Uhr, So-Di Ruhetag
Hauptgerichte: 19-39 €, Menüs: 79-109 €

Ein bisschen ist es hier wie das Ankommen in einer anderen Zeit. Beim Garbo handelt es sich um ein überschaubar großes, sehr gemütliches Restaurant mit rustikalem, aber durchaus elegantem Charakter. Beschauliche ländliche Idylle vor den Toren von Karlsruhe, wo Küchenchef Marcel Kazda mit seinem Team ein eigenständiges kulinarisches Konzept entwickelt hat. In dessen Mittelpunkt steht eine zeitgemäße leichte Küche, die unkompliziert und doch niveauvoll ein breites Publikum anspricht.

Take-away hat sich hier in der Pandemie bewährt und ergänzt auch jetzt noch das Angebot. Die Speisekarte im Haus wiederum unterscheidet sich unter der Woche von jener am Wochenende: Während es Dienstag bis Donnerstag neben dem Menü auch einige einfacher konzipierte Speisen à la carte gibt, wird mittlerweile am Freitag und am Samstag ausschließlich das bis zu sechs Gänge umfassende Menü angeboten – dann allerdings ergänzt um eine Low-Carb-Variante. Man hört, dass diese großen Anklang finde, nicht nur bei weiblichen Gästen, wie vorurteilsbehaftete Menschen glauben könnten. Gänge beider Menüs zu kombinieren, ist übrigens ausdrücklich erlaubt.

Wenig mit Low Carb hat freilich die Gebäck- und Aufstrichvariation zu Beginn zu tun. Mehrere Sorten Brot, etwa mit Curry oder Chili gewürzt, ein hausgemachter Grissino, dazu Hummus, ein Frischkäseaufstrich mit Sonnenblumenkernen, Butter sowie Radieschen in Frankfurter Grüner Sauce gehören dazu. Man könnte sich an diesen Köstlichkeiten sofort sattessen – oder eben versuchen, zunächst Maß zu halten, denn es kommen ja auch noch zwei Amuse-bouches: Erst Thunfisch-Tataki mit Wakame-Algen, Miso, hausgemachtem Kimchi, intensiv, leicht scharf, mit perfekt gegartem Fisch, dann eine bretonische Poget-Auster, schön fleischig, mit Zitrone, Schalotte und Granny Smith erfrischt. Alles zusammen ein sehr ansprechendes und umfangreiches Aufwärmprogramm.

Der erste offizielle Gang entstammt, anders als die folgenden vier, auf Wunsch nicht dem Low-Carb-Menu und handelte von Piemonteser Kalbstatar, schön akkurat gehackt und mit getrockneten Tomaten und geriebener Trüffel herzhaft abgeschmeckt. In Kombination mit Parmesanchips und einem Champagner-/Senf-Eis, das auch keineswegs zu penetrant daherkam, war das ein sehr schöner, erfrischender Sommergang – leicht, aber mit genügend aromatischem Druck.

Eine australische Wildgarnele (nicht ausgelöst, saftig und würzig) steht danach im Mittelpunkt, wird mit 24 Jahre altem Balsamico abgeschmeckt, was eine tiefgründige, dezent süßliche Würze ergibt; auch hier gesellen sich Parmesanchips als knusprige Komponente mit dezentem Umami gut passend hinzu. Noch besser gefällt uns anschließend allerdings die Kombination aus Jakobsmuschel und glasiertem Kalbsbries, da die Produktqualität beider Akteure klasse ist und sowohl Muschel als auch Bries perfekt gegart sind. Dazu grünen Spargel zu servieren ist prinzipiell eine gute Idee, unserer aber litt leider unter einem recht penetranten Geschmack von verbranntem Fett. Die dazu kombinierte Passionsfruchtbutter ist demgegenüber sehr gelungen, die Vogelmiere bleibt etwas unauffällig. Trotzdem ein durchdachter und insgesamt sehr schmackhafter Gang.  

Durchdacht ist auch der Hauptgang, wiederum eine Kombination aus Fisch und Fleisch: hier von „Grain-Fed Strip Loin“, also dem Roastbeef eines getreidegefütterten Rindes in Verbindung mit Pulpo – beides von überdurchschnittlicher Qualität und beides perfekt gegart – liiert mit gehobelten Macadamianüssen und Pak-Choi sowie einer tiefgründigen Salzzitronenjus. Eine Sättigungsbeilage im klassischen Sinne ist hier aus Low-Carb-Gründen nicht vorgesehen und war für einen gelungenen Gesamtauftritt auch überhaupt nicht notwendig. Schon davor warf aufgrund des Titels „Kindheitserinnerung“ ein köstlicher warmer Spargelschaum mit Spargelspitzen und locker-knuspriger kleiner Dampfnudel die Frage auf, welches Kind tatsächlich in seiner Kindheit zuhause des Öfteren solch tolle intensive, süffig-würzige Schäume zu essen bekommt?

Der Cube aus Ivoire-Schokolade der Marke Valrhona mit einer Füllung aus lockerer Mousse von Eggensteiner Erdbeeren ist ein handwerklich gelungener Mittelpunkt unseres Desserts und wird von Rhabarber sowie einem Champagner-/Holunderblüten-Süppchen unaufdringlich und herb kontrastierend ergänzt. Die schokoladigen oder gebackenen Süßigkeiten danach sind ebenfalls von sehr überzeugender Qualität und lassen überhaupt keinen Zweifel daran, dass die Garbo-Küche mit 7 Pfannen wieder treffend bewertet ist.

Auf einem vergleichbar hohen Niveau agiert übrigens auch der Service, angeführt von Gastgeber und Sommelier Philipp Spielmann, der auf Wunsch zu jedem Gang gut korrespondierende Weine reicht und vorab einen Überraschungs- und Ratewein im schwarzen Glas ausschenkt.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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