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Fotos: Zur Neroburg

Zur Neroburg

Hauptstr. 29
54570 Neroth
06591-3445

aktualisiert: 01 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do ab 17.30 Uhr, Fr-So von 11.30-14 Uhr u. ab 17.30 Uhr, Mo-Mi Ruhetag
Hauptgerichte: 18-35 €,
Menüs: 38-65 €

Der Überraschungseffekt, der hier durch die hohe Diskrepanz von Erscheinungsbild und Küchenniveau bei kulinarisch kundigen Erstbesuchern zwangsläufig entstehen muss, war für uns in diesem Jahr natürlich nicht mehr gegeben. Dennoch staunten wir auch bei unserem jüngsten Besuch fast schon wieder ungläubig, was uns an diesem entlegenen Ort in der Eifel hinter der unscheinbaren Fassade eines ländlichen Hotel- und Gastronomiebetriebs in einer sehr schlichten Gaststube aufgetischt wurde. Denn wir haben natürlich auch diesmal wieder Burger, Cordon bleu, Schnitzel Hawaii und „Hausierertopf“ außer Acht gelassen – obwohl wir uns sicher sind, dass auch diese hier einen Versuch wert wären! –  und uns den kreativen und weltoffenen Gerichten gewidmet, die es à la carte und als fünfgängige Menüofferte gibt.

Treibende Kraft hinter diesen Surprisen ist Juniorchef Kevin Müllerstein, der mit seinen ambitionierten Gerichten hier nicht etwa zwischen Schanktresen und Kegelbahn die große Show abziehen will und auf seinen Tellern mit irgendwelchen hochgezwirbelten Fine-Dining-Stilmitteln ohne Qualität und Substanz ums Eck kommt. Im Gegenteil: denn auch wenn man schon hier und da das Gefühl hat, dass ein bisschen weniger noch etwas mehr wäre, kann im Grunde bei jeder Kreation jede Komponente mit fundiertem Handwerk, Feinabstimmung und gutem, harmonischem Geschmack überzeugen.

So zuletzt auch schon die Vorspeise, die sich um Tataki und Tatar vom Thunfisch handelte, die hier mit Verschiedenem von Palmherzen und etwas Wintertrüffel in einem leicht säuerlich abgeschmeckten Dashifond präsentiert wurden. Und mal abgesehen von dem relativ breiten Bratrand des Tataki, was den Thuna dann doch etwas spröde anmuten ließ, sowie der vielleicht etwas diffusen und leicht dumpfen Art der auf Dashi-Basis zubereiteten Vinaigrette, war das ein tadelloser Start auf hohem Niveau.

Getoppt vom einem warmen Zwischengang, der sich um Kaninchen „Wellington“ drehte. Denn allein der in eine aromatische Face von Keulen und Nierchen sowie den obligatorischen Blätterteigmantel gehüllte Kaninchenrücken und dessen begleitende Sherryjus hatten Kraft, Substanz, Niveau. Eingerahmt von variantenreichen Miniaturen aus verschiedenen Wintergemüsen von knackig bis cremig und einigen Enoki-Pilzen, war das ein durchaus anspruchsvolles Gericht, wie man es zudem gar nicht so häufig serviert bekommt. Jedenfalls nicht die typische „Copy-and-paste-Sterneküche“, mit der viele deutlich ambitioniertere Restaurants landauf landab langweilen.

Dass es dem Chef um klassische Tugenden, Ausdruckkraft und Authentizität geht, das demonstrierte auch sehr schön der Steinbutt, der als goldbraun colorierte saftige Filettranche inklusive des noch daran befindlichen Stücks vom Saum des Plattfischs auf dem Teller lag. Und die durch Miesmuscheln als Füllung eines Artischockenbodens sowie einer kraftvollen, aber eleganten Hummerjus und Salicornes von maritimer Seite sehr adäquat verstärkt wurde. Auf die à part im Schälchen dazu servierten Ravioli von Spinat und Pfifferlingen hätte man da im Grunde getrost verzichten können – geschmeckt haben die auf süffiges Muschelsauté gebetteten Teigtaschen aber ebenfalls sehr gut.

So wie das from nose to tail variantenreich interpretierte Wildschwein, bei dem nicht nur der überraschend saftig-zarte naturell gebratene Rücken und ein ebenso geschmeidiges, in Kräuter gehülltes Filet, zusammen mit Sellerie in verschiedenen Texturen, Gelee und Mousse von Buchenpilzen und Knollen- sowie Staudensellerie in verschiedenen Texturen auf dem großen Hauptteller aufgeboten wurden – sondern à part im Schälchen auch noch ein klassisches Beuscherl aus Innereien und Geschmortem des Wildschweins unter einer Haube aus Kartoffel-Sellerie-Espuma. Auf diesen „Satelliten“ hätten wir allerdings nur äußerst ungern verzichtet! Genau wie auf die perfekt ausgewogene reduzierte Lorbeerjus.

Und auch das auf einem zweiten Teller servierte Add-On des Desserts war in unseren Augen unverzichtbarer Bestandteil der Kreation: eine in der Auflaufform gebackene Zimtschnecke mit hohem Suchtfaktor, die hier ein kunstvolles und auch raffiniertes Arrangement von Zwetschgen-Panna-Cotta, Rote-Bete-Sud, Buttercrumbles und würzigem Heumilcheis eskortierte. Stark!

Wenn es dem Team um Kevin Müllerstein künftig noch gelingt, den manchmal ein klein wenig überladen wirkenden Tellern die entscheidende Reduktion und/oder den finalen Schliff zu geben, wären hier sogar auch 7 Pfannen vorstellbar. Dass die Küche das Zeug dazu hat, sieht und schmeckt man schon jetzt auf jedem Teller.

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