Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Do ab 17.30 Uhr, Fr-So von 11.30-14 Uhr u. ab 17.30 Uhr, Mo-Mi Ruhetag |
Hauptgerichte: 18-35 €, Menüs: 42-90 € |
Auch wenn wir nun schon seit ein paar Jahren wissen, dass an diesem entlegenen Ort in der Eifel hinter der unscheinbaren Fassade des ländlichen Hotel- und Gastronomiebetriebs in dessen beiden schlichten Gaststuben verblüffend ambitioniert aufgetischt wird, ist es trotzdem immer wieder überraschend. Zwar gibt es in der Karte mit Burger, Cordon bleu, Schnitzel Hawaii und „Hausierertopf“ einige bodenständige Klassiker, wie man sie hier am ehesten erwarten würde, daneben aber eben auch eine nicht unwesentliche Anzahl kreativer und weltoffener Gerichte (à la carte und als fünfgängige Menüofferte), die auf einem Niveau dargeboten werden, wie man es sich nicht im Traum vorstellen würde.
Mit einigen dieser Gerichte weist Juniorchef Kevin Müllerstein, der hier mit seinem Team so ambitioniert am Herd zugange ist, sogar ausgewiesene Fine-Dining-Adressen in ihre Schranken. Nicht auszudenken, was theoretisch möglich wäre, könnten sie ausschließlich für Gourmets kochen und sich an wenigen Abendenden in der Woche auf nur ein einziges Menü konzentrieren, so wie das viele Gourmetlokale heute machen. Doch sind wir froh, dass es nicht so ist! Denn mit diesem gastronomischen „Mischkonzept“ und der zugänglichen und unkomplizierten Art werden nicht zuletzt auch die Preise moderat gehalten und so kommen dann auch viel mehr Menschen in den Genuss attraktiver Küche.
Zum Beispiel in den von „Eifel trifft Meer“, einer Vorspeise um zarte, mit mild rauchigem Arenkha-Herings-„Kaviar“ gefüllte Hechtnocken in einer elegant ausgewogenen, ausdrucksstarken Limonen-Buttersauce. Oder dem als Plagiat eines Klassikers von Spitzenkoch Jan Hartwig nachempfundenen Zwischengericht rund um soufflierte und mit gepufftem Amaranth beflockte Wachtelbrust, die in Begleitung einer apart gefertigten Praline aus Geflügellebermouse und einer Lauchroulade in nicht minder attraktivem Vin-Jaune-Schaum baden durfte. Allein die Saucen lassen in der Neroburg keinerlei Zweifel an den weit überdurchschnittlichen Kochkünsten des Teams aufkommen, aber auch das bestens proportionierte, feinsinnig gearbeitete Handwerk ist bemerkenswert. Mit solchen Tellern bewegt sich die Küche lässig auf 7-Pfannen-Niveau.
Etwas darunter angesiedelt sind Gerichte wie der Fisch-Hauptgang mit St. Petersfisch, verschiedenen Kürbisvariationen, Trüffel-Risotto und Kokos-Chili-Schaum, die sich meist auf mehreren Schauplätzen abspielen. Nicht nur die sehr dünnen und relativ trockenen Filets des mittlerweile seltenen Fischs ließen das Ganze eher in Richtung 6 Pfannen tendieren, auch die nicht ganz optimale Verbindung mit Kürbis wirkte in diesem Kontext minimal zu plump. Daran änderte auch der wirklich fantastische, weil perfekt beschaffene und ganz ohne künstliches Trüffelaroma aufwartende Risotto und die einmal mehr sehr attraktive, weil konsistente und geschmacklich verbindliche und ausgewogene Sauce nichts.
Dieselben Kürbis-Elemente, wie sie zum à la carte bestellten St. Pierre aufgeboten waren, funktionierten naturgemäß deutlich besser zur zart geschmorten und dick mit kraftvoller Burgunderjus glasierten Wildschweinbacke. Die wurde auch noch von einer gebackenen Wildschwein-Praline, gebratenen Steinpilzen und Radiatori-Nudeln mit ebenfalls sehr gut korrespondierendem nussigem Bucheckern-Pesto begleitet und waren auch dem fünfgängigen Menüvorschlag ein adäquater Hauptgang.
Sehr viele Stärken, dazwischen aber auch einige Schwächen, beweist das Team ebenso bei den süßen Sachen. So schickt es beispielsweise mit dem Nachtisch um schmelzigen Curd von roten Johannisbeeren, nebst Milcheis und Basilikumcreme in Wachholdersud auf Molkebasis ein sowohl aromatisch als auch haptisch sehr ausgewogenes Dessert auf 7-Pfannen-Niveau, erliegt aber mit dem auf dem Papier origineller oder zumindest progressiver klingenden Nachtisch rund um Mandarinensorbet mit Kalamansi, verbranntem Lauch, Joghurt und weißer Schokolade ihrem kreativen Spieltrieb – mit dem Ergebnis, dass das Ganze vor lauter Crumbles und Sponges viel zu trocken und spröde daherkommt.
Und so können wir auch diesmal voller Anerkennung mit demselben Fazit schließen, wie im vergangenen Jahr: Wenn es dem Team um Kevin Müllerstein künftig noch gelingt, den manchmal ein klein wenig überladen und/oder verspielt wirkenden Tellern die entscheidende Reduktion und den finalen Schliff zu geben, wären hier sogar auch 7 Pfannen vorstellbar. Dass die Küche das Zeug dazu hat, sieht und schmeckt man schon jetzt auf jedem Teller.
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