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Fotos: Zur Neroburg

Zur Neroburg

Hauptstr. 29
54570 Neroth
06591-3445

aktualisiert: 04 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do-So von 11.30-14 Uhr u. ab 17.30 Uhr, Mo-Mi Ruhetag
Hauptgerichte: 18-35 €,
Menüs: 38-.65 €

Weder an diesem entlegenen Ort in der Eifel, noch hinter der Fassade des ländlichen Hotel- und Gastronomiebetriebs und schon gar nicht beim Betreten der schlichten Gaststube der „Neroburg“ würde man auch nur ansatzweise auf die Idee kommen, dass hier mehr als Bier und Schnitzel über den Pass wandern. Doch die Speisekarte offeriert zwischen Schnitzel Hawaii vom Eichelschwein, „Hausierertopf“ und Burger-Trio auch überraschend kreative und weltoffene Gerichte. Und über einer der Sitznischen, in denen die meisten der sechs oder sieben Tische untergebracht sind, prangen Foodfotos modern angerichteter Teller, die offenbar alle aus eigener Produktion stammen. Spielt sich da bloß irgendwer zwischen Dorfstammtisch und Kegelbahn ein bisschen auf, oder hat das tatsächlich Substanz?

Die Antwort folgte mit dem ersten Teller des Menüs „Kleine Weltreise“ auf den Fuße und war unmissverständlich: Da kann jemand richtig gut kochen und dieser jemand ist der Junior-Chef Kevin Müllerstein. Denn mal von der immer etwas unästhetischen Plastikbeutel-Pressform abgesehen, die auch dieser sanft sous-vide gegarte Heilbutt von beachtlich guter Qualität und Frische im Vakuum angenommen hatte, war das ein sehr ansehnliches Gericht, das denen von der Galerie in nichts nachstand – und noch viel wichtiger: es schmeckte sehr gut! Von dem mit einer säuerlich-fruchtigen, an Miso erinnernden Paste bestrichenen und damit ganz leicht abgeflämmten Fisch, über das Erbsen-Radieschen-Tatar und weitere recht smart umgesetzte Erbsen-Komponenten, bis zu den Morcheln mit Morchelschaum… Und von hauchdünnen krossen Hühnerhaut-Chips sowie dem feinen Säurespiel in der Erbsensauce kamen weitere Finessen hinzu.

Ein gutes Feeling für den Umgang mit Säure, diesmal im Zusammenspiel mit natürlicher unaufdringlicher Süße, offenbarte auch die Mais-Schaumsuppe, welcher der Chef eine Mini-Maisteig-Tortilla, gefüllt mit Hackfleisch, Bohne und Sauerrahm, zur Seite gestellt hatte. Und letztlich auch das mit Gin und Tonic Water aufgespritete Gurkensorbet als kleines Intermezzo vor dem Hauptgang, das tatsächlich eine erfrischende Wirkung hatte und nicht wie so oft bloß ein verfrühtes Dessert war.

Dass der Chef und sein Team auch das traditionelle Fach sehr gut beherrschen, konnte man danach beim Zweierlei vom Rind sehr schön sehen und schmecken, von dem nicht nur ein kurzgebratenes Filet-Medaillon sondern auch eine klassische geschmorte Rinderroulade aufgeboten war – satt mit kraftvoll konzentrierter, aber noch gut ausgewogener Sauce glasiert. Mehr noch aber an deren wohlproportionierten und allesamt gut auf den Punkt gebrachten Begleitern in Form von zweiterlei Wirsing nebst Schwarzwurzel und Kräuterseitlingen sowie à part gereichten kleinen, sehr akkurat gefertigten Fächerkartoffeln. Da blieb kein Wunsch an solch ein im Grunde ganz handfestestes, im Detail aber doch sehr verfeinertes Gericht offen.

Und im süßen Teil des Menüs gab es schließlich noch die höchste Form der Anerkennung für die Kochkünste von Christian Bau – mit einem astreinen Plagiat von dessen Dessert „Japanischer Moment“. Und das war vom mit Matchatee-Creme, japanischem Milchreis und Litchischaum gefüllten Hippenring über die Nocke Eis von grünem Shiso, die Litschistücke und die ausgestochenen Kugeln der Drachenfrucht Pitahaya, bis hin zum kreisrund auf den Teller aufgetragenen Matchatee-Staub tatsächlich eine Eins-zu-Eins-Kopie der Arbeit des Meisters der franko-japanischen Hochküche. Und das auf verblüffend hohem Niveau umgesetzt!

Spätestens an dieser Stelle haben wir uns nochmal verstohlen umgeschaut, ob nicht doch irgendwo eine versteckte Kamera zu sehen ist. Aber da ist einfach nur ein talentierter junger Mann am Werk, der Bock hat, sehr gut zu kochen, und das eben nicht im Gourmetlokal, sondern in der schlichten Wirtsstube des Familienbetriebs tut.

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