Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mo u. Do-Sa ab 17.30 Uhr, So von 11.30-15 Uhr u. ab 17.30 Uhr, Di u. Mi Ruhetag |
Hauptgerichte: 15-35 €, Menüs: 35-45 € |
Wirtshäuser, die authentische regionale Küche in guter Qualität anbieten, sind – abseits vielleicht von Bayern und Baden-Württemberg – beinahe seltener als ambitionierte Gourmetrestaurants. In diesem Sinne ist es ganz besonders erfreulich, dass unter der Hand des Golfresorts Weimarer Land, das auch im Stammhaus in allen Bereichen das kulinarische Niveau hochhält, mit dem Gasthaus Zum Güldenen Zopf ein Ort zum Leben erweckt wurde, der genau das erlebbar macht.
Anknüpfend an eine bis ins Jahr 1541 zurückreichende Historie wurde das nach einem Brand 1755 wieder aufgebaute Haus umfassend saniert und lockt jetzt seit 2016 mit einer schmucken Fachwerkfassade und einem gemütlich-rustikalen Interieur, in dem viel vom historischen Flair erhalten – unter anderem kunstvolle Holzschnitzereien – und zugleich mit cleveren Dekordetails ein gewisser Vintage-Chic geschaffen wurde. Nicht alt und schäbig, sondern alt und edel…
Noch erfreulicher als die einladenden Räumlichkeiten ist aber die Tatsache, dass sich die Küche ganz dezidiert thüringischen Spezialitäten widmet, die Zutaten dafür aus der nahen Umgebung bezieht, und die Gerichte selbst dann ganz ungekünstelt und authentisch auf die Teller bringt. Den wesentlichen (und unmittelbar schmeckbaren) Unterschied zu vergleichbaren Offerten an anderen Orten macht die gute Qualität der Produkte und eine von A bis Z natürliche und frische Zubereitung. So simpel, so gut.
Auf diese Art kann beispielsweise das in den allermeisten Fällen eher an Dosenkost erinnernde „Würzfleisch“ alias „Ragout Fin“ in einer natürlich-pikanten Version aus geschmacksstarkem Duroc-Schweinefleisch ganz klassisch mit Worcestershire-Sauce und Zitrone einen gelungenen Einstieg bieten. Oder auch ein zartes Sülzen-Carpaccio von der Schweinshaxe mit geröstetem Bauchspeck, Kräutersalat und süßer Senfvinaigrette.
Generell macht besonders der beherzt authentische Umgang mit rustikalen Geschmacksbildern viel Freude, der trotz des eher frischen Arrangements mit viel Blattsalat, sauer eingelegtem Gemüse und dünnen Brotchip auch die mit feinsäuerlicher Remoulade gewürzten und in einer üppigen Kräuterschmelze warm angerichteten Stücke vom geräucherten Wels prägte.
Nicht fehlen dürfen natürlich Traditionsgerichte wie der Sauerbraten oder zarte Rouladen vom Weiderind mit Apfelrotkohl und Thüringer Klößen, die hier zwar schlicht und rustikal, aber ansonsten in durchaus seltener Referenzqualität angeboten werden. Beinahe noch spannender sind aber aus Geschichtsbüchern ausgegrabene und eher ausgefallene Sachen wie „Oma Erikas Wickelkloß“, bei dem flauschig zarter Kloßteig mit einer feinwürzigen Melange aus gerösteten Semmelbröseln, gekochtem Rindfleisch und frischer Petersilie gefüllt und dann aufgeschnitten serviert wird.
Ebenfalls aus der Raritätenabteilung stammte das „Thüringer Topfbratenragout“, bestehend aus zarten und kräftig eigenaromatischen Stücken aus Herz, Niere und Bauch in einer sämigen Schmorsauce. Das letztere weniger breit angelegt und mit einem gewissen Säurekern noch überzeugender gewesen wäre, illustriert beispielhaft, warum es zum Einstieg keine höhere Bewertung gibt. Am hohen Genussfaktor, den das seltene Gericht gemeinsam mit ausgebackenen Kloßschnitten hatte, ändert das aber nichts.
Wer zum Abschluss noch ein Dessert probieren möchte, sollte angesichts der üppigen Portionen viel Appetit mitgebracht oder klug bestellt haben. Aber der Versuch würde sich in jedem Fall lohnen, denn auch mit Sachen wie den fluffigen gebackenen Zimt-Kloßkrapfen mit eingelegten Zwetschgen und Vanilleeis oder Apfelküchlein mit Eierlikör und Apfelsorbet bleibt das Team einerseits voll auf Linie und hält andererseits ebenfalls überdurchschnittliches Niveau. Und im „Notfall“ gibt es auch noch intensiv natürlich schmeckende hausgemachte Eis- und Sorbetsorten (auch zum Mitnehmen).
Zu alldem passt in vielen Fällen ein frisch gezapftes regionales Bier ganz ausgezeichnet. Daneben gibt es aber auch eine kleine Auswahl trinkfreudiger offener Weine und der gut organisierte Service sorgt in beiden Fällen dafür, dass die Gläser stets gut gefüllt sind.
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