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Fotos: Zum Auerhahn

Zum Auerhahn

Roggendorfer Str. 44
50259 Pulheim
02238-949 9506

aktualisiert: 10 / 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-So ab 17 Uhr, Mo u. Di Ruhetag
Hauptgerichte: 15-80 €,
Menüs: 83-96 €

Zum Landhotel am Ortsrand von Sinnersdorf, was bei Pulheim im Westen von Köln liegt, gehört auch ein separat geführtes Restaurant, das in einem stimmungsvollen, bis zum Dachgiebel offenen Gastraum mit Backstein, freiliegendem dunklem Holzgebälk, dekorativen Weinfässern und offenem Kamin residiert. Hier wirken nun schon seit ein paar Jahren (und bislang von uns noch unbemerkt), die beiden Gastronomen René Katzenberger und Achim Feige mit einem ansprechenden kulinarischen Konzept, das von bodenständigen, aber anspruchsvoll gekochten Traditionsgerichten wie einem originalen Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat (und wenn es die Gäste wünschen auch mit Pommes) oder saisonalen Dingen wie Spargel- und Gänseessen bis hin zu originelleren Offerten reicht. Letztere tendieren klar in Richtung Fine dining und werden in einem Auswahl-Menü angeboten. Man kann sie einzeln bestellen, oder in fünf- bzw. siebengängiger Speisenfolge.

Dass Küchenchef René Katzenberger einiges auf der Pfanne hat und auch diese anspruchsvollen Gerichte kein überhöhter Firlefanz sind, konnten wir schon an den ersten Kleinigkeiten unschwer erkennen. Unkonventionell auf einer LP angerichtet, kamen da in Gestalt eines Kroepoek mit Garnelentatar, eines Kürbis-Tacos mit Kürbiskernen und Kernöl sowie einer mit Rindertatar und Herbsttrüffel gefüllten dünnen, knusprigen Croustade drei Happen, die allesamt schnörkellos und klararomatisch das jeweilige Thema bespielten. Das wird auch in renommierteren Restaurants nicht immer so souverän dargeboten wie hier. Zusammen mit frischem warmem Brot und herzhafter Chilibutter ein vielversprechender Auftakt.

Zur Vorspeise bekamen wir es mit Tranchen vom sekundenkurz ringsum angebratenen und in Kimchi-Sesam gewälzten Blue Fin Thunfisch zu tun, die auf asiatisch mariniertem Spitzkohl, Mangotatar und Avocadocreme drapiert wurden. Das war stilistisch zwar eine sehr weltläufige und modische Zusammenstellung, wie sie ähnlich derzeit auch in neun von zehn anderen ambitionierten Restaurants kommen könnte – aber auch hier wieder alles sehr fein abgeschmeckt und in stimmigen Proportionen arrangiert, die Aromen zudem klar definiert.

Weit weniger populär und deshalb für uns doppelt so interessant war der handwerklich sehr solide gefertigte, mit geschmorter Lammkeule (wir hätten eher auf Schulter getippt…) gefüllte kleine Pithivier auf ebenfalls sehr guter, kraftvoller Lammjus in der etwas ungewöhnlichen, aber durchaus interessanten Kombination mit Fenchel und Apfel. Letztere nicht nur einzeln und stückig, sondern auch als mutmaßlich mit Dijon-Senf abgeschmecktes Püree, was dem Ganzen mit maßvoller ätherischer Schärfe auch noch einen dezenten Akzent verlieh. Vollkommen einleuchtend wirkte diese Zusammenstellung auf uns zwar nicht, aber es war beileibe auch keine unschlüssige Kombination.

Solche Liaisons der Kategorie „muss nicht, aber kann“ gab’s nach unserem rein subjektiven Empfinden mehrere – was aber nicht im Geringsten den grundsätzlich sehr guten Eindruck schmälerte, den die Küche machte. Und außerdem ist uns das allemal lieber als die immer gleichen glattgeleckten und weichgespülten Copy-and-Paste-Gerichte der einfallslosen Sterneküchen-Systemgastronomie.      

Ebenfalls nicht von der Stange war der unter aromatischem Parmesanschaum versteckte, mit Schwerfisch-Farce gefüllte Raviolo in Begleitung eines knackigen Zuckerschotenragouts, das feinwürzig mit Basilikumöl und aromatischen Brotcrumbles in die mediterrane Richtung gedreht wurde. Und in diesen Gefilden verortet war auch der qualitativ tadellose, goldbraun colorierte und auch sonst tipptopp auf den Punkt gebrachte Seeteufel. Zusammen mit einer thematisch wieder etwas zusammengewürfelt wirkenden, aber eben auch nicht unpassenden Melange aus zart knackigen und säuerlichen Wurzelgemüsewürfeln, süßlicher Petersilienwurzelcreme, feinbitterem Radicchio trevisano, Quinoa und Traube an mildem, hellen und erfreulich konsistentem Saucenschaum im Stil einer leichten, luftig aufgemixten Beurre blanc. In jedem Fall ein ausgewogenes Gericht auf überdurchschnittlichem Niveau.

Auf dem bewegte sich schließlich auch das Dessert, ein etwas irreführend Mille Feuille genanntes Schichtwerk aus Mirabellenragout in einem Mürbteig-Tartelette, ein paar knusprigen Strudelteig-Stücken, Lavendelsorbet und Karamellcreme, verbindend eingefasst von einer Art sahnigem Topfenschaum mit Vanille. Die Weinkarte listet eine zum legeren Konzept passende, nicht zu exklusive aber durchaus attraktive Auswahl aus schwerpunktmäßig Deutschland, Österreich und Italien. Und das Preis-Leistungsverhältnis ist hier ebenso gut wie bei den Speisen.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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