Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mi-Sa ab 18 Uhr, So-Di Ruhetag |
Menüs: 122-139 € |
Der Lammershof liegt abgeschieden in den Höhen des westlichen Odenwalds, ist aber auch nicht allzu weit ab vom Schuss. Der kurze Abstecher von den Autobahnen A5 und A6 lohnt sich aber allemal, denn das hübsch am Hang gelegene historische Anwesen, das auch Hotel ist, bietet ein individuelles Ambiente, in dem neben dem etwas bodenständigeren Lammershof Stuben mit dem Wild X Berg auch ein ambitioniertes Gourmetrestaurant residiert. Küchenchef Philip Thier, der hier weitgehend allein am Herd steht, bietet ein festes Menü in bis zu fünf Gängen mit Auswahlmöglichkeit beim Hauptgang.
Das begann zuletzt mit pikant abgeschmecktem, dichtem Herzragout vom Hirsch unter einer Bärlauch-Kartoffelschaumhaube und wildem Dill sowie einer mit herzhaftem Wildschinken ummantelten grünen Spargelspitze als sehr gegenständliche und schlichte, schmackhafte Grüße aus der Küche. Die drei verschiedenen Gebäckteile (herzhaftes Shortbread, Brioche und mit gezupftem Schmorfleisch vom Bison gefülltes Mini-Croissant) mit Butter von Trockentomaten machten ebenfalls sehr viel Freude, weil sie frisch gebacken und warm serviert wurden.
Kein Hokuspokus und kein Kreativfeuerwerk, sondern wieder sehr unverkünstelte produktnahe frühsommerliche Saisonküche war die Vorspeise rund um bunte, kurz pochierte und enthäutete Cherrytomaten, die zusammen mit dezent geräucherter und sublim aufgeschäumter Stracchiatella von Burrata, Wildkräutern und Tomaten-Esspapaier auf einem Sud aus dem klaren Tomaten-Abtropfsaft und Basilikumöl angerichtet waren.
Der nachfolgende Hummerschwanz, der mit Vadouvan gewürzt und mit Ceralienpops und kleinen Croûtons beflockt, zusammen mit dem knackig-mineralischen Akzent von Salty fingers und etwas Pastinakencreme in seinem Bad aus Rauchaalsud schwamm, wäre größenmäßig anderswo noch als Kaisergranat durchgegangen, machte aber davon abgesehen qualitativ eine gute Figur. Nicht nur als Produkt, sondern auch als Komposition, wenngleich wir die immer etwas derb schmeckende Pastinake nicht unbedingt als Traumpartner für das Krustentier empfanden.
Die folgende Entenbrust wirkte optisch top, hatte unter ihrer Haut kaum noch Fett und das gleichmäßig rosafarbene Fleisch war sehr zart, allerdings auch etwas schwammig und trocken, was uns auf Sous-Vide-Garung schließen ließ. Im Kreise von forsch säuerlichen Mairübchen, Radieschen und gegrillten Lauchzwiebeln auf einer dezent mit Lavendel abgeschmeckten Orangensauce auf Entenfondbasis platziert, war auch das ein sehr leichtes und modern puristisches Gericht.
Der nach unserem Empfinden beste Gang des Menüs war zugleich der Klassischste: Hirschrücken von einem Tier aus der eigenen Haltung mit karamellisiertem weißem und wildem grünem Spargel, einem gebackenen Kartoffelküchlein und mild geräucherter, schaumiger Hollandaise sowie Erbsensprösslingen. Dass das Fehlen einer klassischen reduzierten Sauce hier im Grunde gar nicht negativ ins Gewicht fiel, bestätigte nur unsere Devise, dass Sauce für ein Gericht umso unwichtiger wird, je besser das Fleisch ist. Und der Hirschrücken hatte eben alles, was man sich von einem solchen erhofft: Saft und Kraft, Spannung, zart knackigen Biss und viel Eigengeschmack! Das will man sich nicht mit einer konzentrierten Jus verkleistern. Und für Spargel und Kartoffel war ja schließlich genug von der schmelzigen Hollandaise da…
Auch der Nachtisch machte Freude, bot ein klassisches Geschmacksbild von Käsekuchencreme, Himbeeren, Erdbeersorbet, Baiser-Makronen und Buttercrumbles, hätte einzig etwas mehr Creme als weitere Unterfütterung für die eher trockenen Bestandteile gebraucht – also nur eine Frage der Proportionen, nicht aber der Idee oder der grundsätzlichen Umsetzung. Und dass es im Restaurant Wild X Berg auch atmosphärisch Freude macht, dafür sorgt der ebenso sympathische wie engagierte italienische Restaurantleiter, der auch mit guten Weinempfehlungen und selbst gemixten alkoholfreien Getränken dienlich ist.
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