Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mi-Sa ab 18.30 Uhr, So-Di Ruhetag |
Menüs: 139-159 € |
Im Ortsteil Holthausen, in Dortmunds ländlicher Peripherie, findet sich etwas versteckt mit dem Wibbelings Hof ein von außen recht unscheinbares, innen dafür umso auffälliger und geschmackvoller modern und hell gestaltetes Gebäudeensemble, das mit Hofcafé, kleinem Delikatessshop und anspruchsvollem Restaurant einen besonderen Genussort darstellt. Mit einem großen Veranstaltungsbereich ist der Wibbelings Hof ein beliebter Ort für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten oder Firmenevents – das Tagesgeschäft konzentriert sich aber auf vier gastronomische Abende pro Woche, an denen ein wahlweise sieben- oder achtgängiges Menü nebst Wein- oder Saftreise geboten wird. Alternativ findet man auch in der kleinen, aber interessant zusammengestellten europäischen Weinkarte eine gute Flasche zum moderaten Preis.
Die Küche präsentiert sich in dem hohen hellen Gastraum mit freigelegten dunklen Balken und großformatiger moderner Kunst an den weißen Wänden stilistisch ebenso international, kocht also querweltein – und startete bei unserem jüngsten Besuch mit einer Nocke überraschend gutem, weil intensivem und überhaupt nicht süßem Kopfsalatsorbet nebst kleinem Gurken-Radieschensalat, gefolgt von etwas Pulled Pork vom Ibericoschwein mit Coleslaw, Röstzwiebelcrunch und Perlzwiebel als unkompliziertes Löffelding.
Der erste Gang war ein wenig größer, aber auch noch vergleichsweise klein, drehte sich um zwei Scheiben vom gegrillten Pulpo, die auf dem Deckel eines Schälchens mit knusprigen Olivenstückchen und einer würzig-pikanten Chorizocreme angerichtet waren und die darunterliegende Gazpacho begleiteten. Alles wieder handwerklich sehr unkompliziert und geschmacklich deutlich und typisch umgesetzt. Ein ansprechender Start auf sehr solidem Niveau. Nichts als Positives gibt es auch vom Brot zu vermelden: Sauerteig-Kruste, Brioche und Körnerknäcke, alles hausgebacken, warm, frisch, dazu erstklassiges südfranzösisches Olivenöl, lockerleichter Kräuterquark, aufgeschlagene Butter…
Das Prinzip überdurchschnittlich gute Produktqualitäten und sorgfältiges fundiertes Handwerk ohne artifizielles Gebastel funktionierte auch bei der großen handgetauchten Jakobsmuschel bestens. Die als überraschend hervorragendes Exemplar soft angegrillt und in dickere Scheiben tranchiert auf Erbsenpüree drapierte Cocquille St. Jaques wurde von knackigen Erbsen, fermentierten Stachelbeeren und kleinen säuerlichen Würfeln aus Verjusgelee begleitet und schwamm in einem ebenfalls sehr guten, dezent angeschärften Miesmuschelsud. Auch das war ein sehr schlicht anmutendes Gericht, das von optimal auf den Punkt gebrachten Einzelkomponenten lebte.
So wie auch der sanft confierte Saibling, der mit seinem eigenen Kaviar, einem offenen Raviolo alias mit Blattspinat gefülltes und nur zusammengeklapptes Pastablatt, sowie sehr schön aromatischer schwarzer australischer Wintertrüffel beladen, auf einem Fundament aus etwas Cremespinat angerichtet war lag. Mild umamiwürzig eingefasst von Parmesanschaum mit gerösteten Haselnüssen war auch das ein sehr harmonischer, süffiger, souverän umgesetzter Gang nach klassischem Geschmacksbild.
Der Hauptgang war ähnlich gestrickt, hier funktionierte das allerdings nicht so gut wie bei den Gerichten zuvor. Erstens, weil die reduzierte Glace, die das rosa gebratene Filet von der Färse begleitete, überkonzentriert und viel zu salzig war und zweitens, weil die begleitende Melange aus Artischocke, Tomate und Fenchel recht simpel und fast etwas spröde und fad wirkte. Da war keine Verbindung, kein Zusammenspiel, die drei Komponenten standen für sich.
Harmonischer und runder war dann aber schon wieder das Dessert, das mit einer himbeerpulverbeschichteten und mit Himbeergelee gefüllten Praline aus Joghurtmousse nebst ganzen Himbeeren und Litschisorbet eine Einheit bildete und einen roten Faden innerhalb der Komposition erkennen ließ. So bleibt es, trotz einer diesmal etwas wackeligeren Performance, auch in diesem Jahr bei 7 Pfannen – in der Hoffnung, dass diese beim nächsten Testbesuch dann auch wieder durchgängiger performt werden.
Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.