Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Di-Sa ab 18.30 Uhr, So u. Mo Ruhetag |
Menüs: 150-240 € |
Das fußläufig zum Moselufer gelegene Wein- und Tafelhaus von Familie Oos ist mit seinem traditionellen Stammhaus, in dem Greisslerei, Kochschule und Boutique-Hotel untergebracht sind, sowie einem modernen Anbau für das Restaurant, ein echtes Kleinod. Im Sommer und vor allem am Abend wirkt das Ensemble auf Anhieb sehr einladend und drinnen zeichnen ein sehr stilvolles und zudem behagliches Ambiente sowie die sympathisch herzliche Art der in Österreich geborenen Gastgeberin Daniela Oos ebenfalls dafür verantwortlich, dass man sich umgehend wohl fühlt.
Den Rest besorgen ihr Mann Alexander und sein Team, die hier seit jeher eine sehr zugängliche klassische Küche auf beständig hohem Niveau bieten, die ambitioniert, aber nicht übermotiviert daherkommt und hauptsächlich auf hohe Qualität und guten Geschmack abzielt, keine Moden mitmacht, aber dennoch mit der Zeit geht. Beispielhaft dafür waren nicht nur die sehr sauber und akkurat gearbeiteten, geschmacklich klar definierten Fingerfood-Snacks zum Aperitif, sondern insbesondere der süffige Küchengruß mit hohem Suchtfaktor: ein Schälchen mit Kalbsschwanzragout unter Parmesanschaum, getoppt mit Croûtons und auf der Microplane feinflockig geraspelter schwarzer Wintertrüffel mit tollem Aroma.
Wie feinsinnig, filigran und elaboriert der Chef mittlerweile auf einigen seiner Teller unterwegs ist, verdeutlichte zuletzt in besonderem Maße die Vorspeise um roh marinierte Jakobsmuscheln mit Sellerie und grünem Apfel, die als gleichgroße runde Scheiben in zueinander jeweils optimaler Schnittstärke (dicke Muschelscheiben, dünnes Obst und Gemüse) als Rosette ausgelegt waren und von Störkaviar, fränkischen Haselnüssen, Limettenbaiser und Zitronenvinaigrette lebhaft und akzentuiert mit nussigen und zitrischen Aromen bespielt wurden.
Ähnliche Comfort-Food-Qualitäten wie der Küchengruß hatte auch der mit cremig fließendem Eigelb gefüllte Raviolo auf Blatt- und Cremespinat, was nicht bloß an Parmesanschaum und Wintertrüffel lag, die hier in einer diesmal noch generöseren Menge das Geschehen dominierten – und natürlich ebenfalls perfekt mit den anderen Mitstreitern korrespondierten. Da muss das Rad nicht neu erfunden werden. Da genügt es, alles so wie hier in toller Qualität und mit großer Sorgfalt aufs Porzellan zu bringen.
Ein immer mal wiederkehrender Klassiker aus der Küche des Wein- und Tafelhauses ist der zart geschmorte und final kross angebratene Bauch eines Landschweins aus der Eifel, der mit den Aromen von Ingwer, einer kraftvollen Kümmeljus und luftigem Pfefferschaum auf geschmorten Spitzkohl gebettet wird. Ähnlich unkompliziert und gegenständlich war der Fischgang um wild gefangenen Zander, von dem es eine schöne dicke Tranche gab – kross auf der Haut gebraten und mit saftigem, festem Fleisch – die in Kombination mit seidig-glatter Kürbiscreme und karamellisierten Kürbiskernen sowie zweierlei Pak Choi ins Rennen geschickt wurde. Ein subtiler asiatischer Aromenhauch, auch an der begleitenden Krustentiersauce, gab diesem Gericht den entscheidenden Twist.
Mit dem mit wenig Farce in einen kunstvoll und akkurat gearbeiteten Blätterteigmantel gepackten Rehrücken machte sich der Chef im Hauptgang an einen großen Klassiker der französischen Hochküche und gab diesen ebenfalls in beeindruckender Qualität zum Besten. Standesgemäß ebenfalls ultraklassisch eskortiert von stückiger und cremiger Petersilienwurzel, ebenfalls in unterschiedlichen natürlichen Konsistenzen variiertem Rosenkohl, kleinen krossen Kartoffelcroissants, Preiselbeerpüree und natürlich einer nach allen Regeln der traditionellen Kochkunst zubereiteten tiefen Wildjus ließ das im Grunde keine Wünsche an solch ein traditionelles frankophiles Hochküchen-Gericht offen.
So wie das Dessert von Valrhona-Bitterschokolade und Passionsfrucht, bei der die Leitaromen auch wieder in unterschiedliche Aggregatzustände versetzt wurden und so in handwerklich gekonnter Umsetzung und optimal zueinander proportioniert als Parfait, Mousse, Sorbet, Gel, Hippe, Coulis oder Erde Abwechslungsreichtum in pointierter Art aufs Porzellan brachten. Das liebevoll kuratierte und von Daniela Oos mit bemerkenswerter Sachkenntnis moderierte Weinangebot ist längst nicht nur bei den Erzeugnissen der Trittenheimer Winzern gut sortiert und listet beispielsweise auch aus der österreichischen Heimat der Gastgeberin spannende Gewächse. Am besten, man lässt ihr freie Hand bei der Auswahl glasweise korrespondierender Weine – wir haben das noch nie bereut und auf diese Weise immer auch schöne Neuentdeckungen machen können.
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