Perrier_Superbanner

???

Fotos: Tupac

Tupac

Hagelberger Str. 9
10965 Berlin
030-78891980

aktualisiert: 11 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-Sa ab 18.30 Uhr, So-Di Ruhetag
Hauptgerichte: 25-35 €,
Menüs: 85-95 €

Hip-Hop-Kids der 90er denken bei dem Namen Tupac natürlich unweigerlich erst mal an den legendären Tupac Amaru Shakur, der auch unter seinen Pseudonymen 2Pac oder Makaveli in die Musikgeschichte einging. Doch genau wie im Falle des 1996 in Las Vegas ermordeten Eastcoast-Rapper bezieht sich der Name dieses wirklich netten und auch aus kulinarischer Sicht sehr empfehlenswerten lateinamerikanischen Lokals nahe dem Kreuzberger Viktoriapark auf Túpac Amaru II., einen südamerikanischen Freiheitskämpfer gegen die spanischen Eroberer. Das kleine kreative Team des zwar recht spartanisch, als solches aber sehr stimmungsvoll eingerichteten Lokals mit lauschigem Freisitz stammt aus verschiedenen Ecken Südamerikas und zelebriert hier eine originell abgewandelte Version verschiedener Länderküchen ihres Heimatkontinents, insbesondere der peruanischen Küche, die bereits der große Auguste Escoffier als eine der spannendsten und besten Küchen dieser Erde bezeichnet hat.

Und bei Küchenchef Ariel Peralta und seinem Team bekommt man tatsächlich eine leise Ahnung davon, was er damit gemeint haben könnte. Generell basiert die Küche Perus ja auf dem traditionellen kulinarischen Erbe der Inka. Während der Kolonialzeit dominierten dann hauptsächlich spanische Einflüsse, doch im Laufe des nächsten Jahrhunderts kam der kreative Output verschiedener Einwandererküchen hinzu. Und so präsentiert sich das Kulinarium im Hier und Heute auch von afrikanischen, asiatischen, italienischen und französischen Einflüssen inspiriert. Im Tupac kommt das alles ganz schnörkellos und unverkünstelt auf die Tische. Natürliche Aromen frischer Produkte zeichnen die Gerichte aus, deren Raffinement im Ursprünglichen liegt, das hier mit viel Sorgfalt, auch mit Sinn für zeitgemäße Präsentation, aber eigentlich ohne jede Gourmet-Attitüde, in die Schälchen und auf die Teller kommt.

Zu vergleichbar bodenständigen Preisen kann man hier Herzhaftes, Pikantes, Süffiges, Knuspriges, manchmal recht Scharfes in unkomplizierter Machart genießen. Und das reicht von schlichten, raffiniert rustikalen Dingen wie den gebratenen Scheiben der argentinischen Chorizo Criollo, die zusammen mit einer Art Maisgrieß-Puffer in kräuterwürziger Chimichurri serviert werden, bis hin zu aufwendigeren Dingen wie einer Vorspeise um Jakobsmuscheln in Sauce von geräucherter Jalapeño und Koriandergrün mit gerösteten Maischips. Auch die angenehm festen, sehr klararomatisch schmeckenden, roh marinierten, in der Tigermilk nur etwas säuregebeizten Scheiben eines weißfleischigen Meeresfisches, die mit verschiedenen bunten Tomatensorten und roten Zwiebeln als Vorspeise präsentiert wurden, waren von diesem Schlag – wenngleich die sehr prägnante Säure und die vielen rohen Zwiebeln das Ganze recht rustikal wirken ließen.

Die eleganteste Präsentation ließ sich den „Nopales Tostadas“ zuschreiben, einem kleinen knusprigen Fladen, der in diesem Fall mit einer Art pikantem Ragout von der Nopal-Kaktusfrucht, Ziegenkäse und Pico de Gallo, einer mexikanischen Tomatensalsa, appliziert war. Das für uns attraktivste Gericht drehte sich um auf dem Holzkohlegrill finalisierte Spieße vom Hühnerfleisch, denen die kurze, aber sehr hohe Hitze ein köstliches Flavour bescherte – deutlich schmeckbar von Flammen und Rauch geküsst, unter einer pergamentdünnen und sehr krossen Haut. Zusammen mit großen grünen Oliven und kleinen grünen Guindilla-Peperoni aufgespießt, mit einer pikanten, feinsäuerlichen Mayonnaise von geröstetem Mais glasiert und mit Popocornpulver bestäubt, ergab das ein mit ganz einfachen Mitteln raffiniert gestaltetes und vor allem sehr wohlschmeckendes Gericht.

Ebenfalls sehr schmackhaft, aber auch relativ plump, empfanden wir zwei weitere Fleischgänge, einmal den verhältnismäßig zähen und trockenen Schweinenacken neben gegrillter Süßkartoffel und mariniertem Wildkräutersalat, der eigentlich nur von seiner komplexen, süßlich-warmwürzigen Jus interessant gemacht wurde, und einmal das gebratene trockengereifte Entrecôte mit mousselineartiger Yucca-Creme, Kartoffelchips und Chifera-Sauce. Bei letzterem war die Fleischqualität überzeugender, aber auch nicht wirklich außergewöhnlich. Das größte Problem war aber die Präsentation in einem tiefen Schälchen, weshalb Sauce, Fleisch und Chips schon nach wenigen Schnitten vom cremigen Püree der Maniokwurzel überkleistert waren. Das wäre flächig und differenzierter angerichtet schon eine ganz andere Sache gewesen.

Wo das miteinander Vermischte wiederum gewinnbringend war: auf dem Teller des Desserts! Einem warmen, unter Mandel-Espuma versteckten saftigen Flan von der Lucuma-Frucht, der geschmacklich an fruchtige Marone erinnerte und mit seiner nussig-cremigen Schaumhaube, auf der auch noch geröstete Mandelsplitter lagen, bestens harmonierte. Ein sehr vollmundiges, cremiges und doch elegant leichtes Dessert, das der aktuellen Bewertung eher entsprach als die beiden vorausgegangenen Fleischgerichte. Alles in allem aber ein sehr stimmiges Konzept mit einer attraktiven Küche, zumal das Preisniveau keine High-End-Performance suggeriert. Macht auf unkomplizierte Art viel Spaß!

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



Das GUSTO-Lexikon der Köche

Hier finden Sie einen Großteil der Küchenchefs, deren Restaurants im GUSTO-Führer empfohlen werden. Das Lexikon wird ständig ergänzt.

Das GUSTO-Ranking der besten Restaurants

Hier finden Sie eine tagesaktuelle Übersicht aller im GUSTO-Führer empfohlenen Restaurants - sortiert nach ihrer derzeitigen Bewertung.