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Abends |
Täglich ab 11.30 Uhr durchgehend, kein Ruhetag |
Hauptgerichte: 15-35 €, Menüs: 40-80 € |
Wer bei dem Namen „Ratskeller“ an eine biedere traditionelle Angelegenheit denkt, ist im Falle der Stuttgarter Version von einem solchen allerdings absolut auf dem Holzweg. Denn das direkt am Marktplatz gelegene weitläufige Restaurant ist unter der Regie der „Vujicic Gastro GmbH & Co KG“, die unter anderem für das Gourmetrestaurant auf Schloss Filseck und das Plenum im Landtag verantwortlich zeichnet, eine betont stylische und moderne Location geworden. Die in einer Art industrial-chic freigestellte Bausubstanz des Kellers wurde mit frei hängenden und viel warmes Licht spendenden Glühbirnen, bequemen Ledersesseln und insgesamt puristisch klaren Linien sowohl sehr behaglich als auch stilvoll in Szene gesetzt.
Und auch die Küche unter Darius Graziano gibt sich alles andere als bieder. Mit einem zweigleisigen Konzept, das einerseits viele rustikale Klassiker in blitzsauberer Form parat hält, daneben aber auch die eine oder andere kreativere mediterran angehauchte Idee. Wer möchte, kann also beispielsweise ganz basic mit einer natürlich-aromatischen Tafelspitzbrühe mit Grießklößchen und Schnittlauch oder einem Stuttgarter Wurstsalat mit Schinkenwurst, Zwiebel und Essiggurken starten – genauso aber mit einem Beef Tataki aus geflämmtem Rinderfilet nebst Mango, Rettich, Sesam und Chili.
Zu den ambitionierteren Vorspeisen gehörte auch eine (etwas fest gestockte) Ziegenkäse-Crème brûlée unter dünner Zuckerkruste und nussigen Rauchmandel-Crumbles. Angerichtet neben konzentriert süß-säuerlichem Birnenconfit und einem herben, rotfruchtig herb marinierten Wildkräutersalat ergab das einen kontrastreichen Auftakt, der zwar mit kräftigerer Käsewürze noch besser hätte wirken können, aber auch so überzeugte.
Weniger überzeugend wirkten dagegen die kleinen und etwas trockenen Filets von der Dorade auf üppig portioniertem und unter anderem auch deshalb (leider aber auch aufgrund der weichen Reis-Garung) recht massig wirkendem Safranrisotto. Gebratene Pimientos setzten dazu einen gewissen bittergrünen Kontrast, waren aber ungleichmäßig geröstet und deshalb nur partiell wirkungsvoll. Die undefinierbar trocken gratinierte Kruste auf dem Fisch hätte es allerdings ebenso wenig gebraucht, wie die verloren wirkende, unbehandelte Cocktailtomate. Um nicht missverstanden zu werden: das Ganze schmeckte dennoch natürlich-harmonisch, aber eben mit vielen etwas unstimmigen Details, bei denen mit wenigen Handgriffen ein noch deutlich besserer Eindruck hätte hergestellt werden können.
Da stellen Gerichte wie der Zwiebelrostbraten mit sowohl knusprigen als auch sanft geschmolzenen Zwiebeln und Spätzle, die zart geschmorten Rinderbacken nebst Sellerie, Trüffel, aromatische, Marktgemüse, Cranberrys und Sherrysauce, oder auch ganz simpel die Stuttgarter Käsespätzle mit Rahm, Bergkäse, Zwiebel und Petersilie auf bodenständige Art sicherere Alternativen dar.
Aber auch mit dem Dessert aus einem gefrorenen geschichteten Würfel von Pistazienparfait und intensiverer Pistaziencreme (vermutlich hochwertig zugekauft), der auf einen dünnen knusprigen Keksboden gesetzt und von herbsäuerlicher Waldbeerensauce und einem mild gelbfruchtigen Gel ergänzt und von Limette und weißer Schokolade akzentuiert wurde, ging das Niveau wieder nach oben.
Generell bieten das Konzept und auch die solide handwerkliche Basis, auf der sämtliche Gerichte zubereitet werden, durchaus das Potential für eine Bewertung mit fünf Pfannen. Dafür müsste im Grunde nur durchgängig etwas mehr Feingefühl auf die Details aufgewendet werden. Aber auch ganz unabhängig davon ist der stylische Ratskeller nicht nur für Feiern und Events, sondern auch sonst eine klare Bereicherung für die Stuttgarter Gastroszene. Dafür sorgen auch das gut organisierte Serviceteam und die insgesamt fairen Preise bei den Speisen und der kleinen trinkfreudigen Weinauswahl.
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