Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
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Mo-Fr ab 18 Uhr, Sa u. So Ruhetag |
Hauptgerichte: 28-48 €, Menüs: 50-90 € |
Es klingt verrückt, aber es gibt kaum ein Restaurant in ganz Nordrhein-Westfalen, in dem es so schwer ist, einen Tisch zu bekommen. Meist sind viele Wochen im Voraus alle Tische ausreserviert – und das längst nicht nur an den Wochenenden, sondern immer auch an ganz normalen Werktagen. Was ist das Geheimnis des dieses Erfolges? Untergebracht ist das Restaurant im Erdgeschoss eines schmucklosen Mehrfamilienhauses in einer ruhigen Bonner Nebenstraße. Auffällig ist die große, überdachte Terrasse, die Urlaubsflair versprüht. Im weiß gestrichenen Inneren schmücken Bilder und Fotos mit maritimen Motiven die Wände.
Der hauseigenen Legende nach entstand der Restaurantname während des Umbaus, als Möwen sich am Gebäude niederließen. Daraufhin schlug ein Handwerker vor, die Neueröffnung „Strandhaus“ zu nennen. Der Name hatte den klaren Vorteil, keine Landesküche vorzugeben, sondern alles zuzulassen, was nicht unbedingt Alpenküche ist. Und so ist das Kulinarium – angeboten wird ein Menü mit vier oder sechs Gängen, auch als vegetarische Variante, daneben einige Speisen à la carte – stilistisch dann auch recht breit gefächert, ohne aber deshalb beliebig zu wirken.
Bei unserem jüngsten Besuch starteten wir mit saftigem gezupftem Lachs auf einem runden Bett aus Quinoa, bestrichen mit Hummus, eingefasst von Tupfen aus Dilljoghurt, Dillspitzen und einigen Tropfen eines mit Five-Spice aromatisierten Öls. Als crunchiges Element gab es dazu ein dünnes Papadam und als zusätzliches Frischeelement in Kurkuma eingelegte Gurkenstreifen. Was sich wie eine aromatische Überforderung liest, entpuppte sich als ausgesprochen schlüssige Kombination, bei der nussige und würzige Elemente kongenial ineinandergriffen, wobei der Lachs nicht klarer Hauptdarsteller, sondern Teil des Ganzen war.
Der nächste Gang des Menüs führte nach Italien: mit einer kompakten Mangold-Malfatti auf einem Bett aus Mangold und Johannisbeeren. In Gestalt einer Zitronenespuma, gekrönt von einigen gerösteten Pinienkernen, gab es auf dem Teller eine weitere Fruchtkomponente, die ebenfalls stark in der Säure austariert war. Das führt dazu, dass die Malfatti an Leichtigkeit gewinnt. Sie ist das einzig warme Element auf dem Teller und sich so ein angenehmer Kontrast zu den kühleren Komponenten einstellt.
Auch beim nächsten Gericht steht das Strandhaus am Mittelmeer, denn dabei handelt es sich um ein gebratenes Seeteufelfilet mit Safranschaum auf einem warmen „Salat“ von Fenchel und Fregola. Die Fenchelstreifen mit feinem Biss, die Fregola angenehm weich – ein wenig daneben drapierte Olivenöltapenade und Olivenmayonnaise sorgen zudem für feinherbe und cremige Akzente. Sehr klassisch fällt dieser Gang aus, und wie die beiden zuvor ist er ein Wohlfühlgericht, das Harmonie ausstrahlt.
Der als geeistes Wassermelonensüppchen annoncierte Zwischengang stellt sich als eine Gazpacho-Variation heraus, die charmant fruchtige und gemüsige Aromen ausbalanciert und eine feine Schärfe addiert. Als betont moderner Akzent – tendenziell eher selten auf den Tellern des Strandhaus zu finden – findet sich ein wenig dehydriertes Melonenfleisch im Zentrum des Suppentellers, mit ausdrucksstarker Süße, die einen spannungsvollen Kontrast zu dem Basilikumöl ergibt, das auf die Suppe geträufelt war. À la carte wird die Suppe mit Wildgarnelen-Cannelloni und Chorizoöl serviert – ohne ist dies ein durchaus angenehmer und schmackhafter Gang, aber keiner, dem es gelingt nachhaltig zu beeindrucken.
Der Hauptgang wirkt auf den ersten Blick wie Heimatküche – aufgrund des verwendeten Hüttenkäses vielleicht sogar ein bisschen alpin. Aber solche Einordnungen sind hier ohnehin völlig unnötig, denn die Küche des Strandhauses hat sich frei gemacht von geografischen Einschränkungen: auf den Teller kommt, was sinnvoll erscheint, alles ist grundsätzlich erlaubt. In dem Fall drei Scheiben dunkelrosa à point gegartes Metzgerstück vom Rind, nappiert mit dunkler Jus, die hier auf knackigen grünen Gartenbohnen und Bohnencreme liegen. Umsäumt wird dies von einigen Pfifferlinge und Klecksen besagten Hüttenkäses, gekrönt mit Mandeln; auch die nordafrikanische Gewürzmischung Zatar ist im Einsatz, aber so subtil, dass sie nur feine Akzente setzt. Das begleitende Weinmenü sieht an dieser Stelle einen 2019er „Brancaia Tre“ aus der Magnum vor – und dieser toskanische Rotwein passt mit seiner reifen Beerennoten und Würze ausgesprochen harmonisch zu diesem Gericht.
Bei den Desserts setzte man zuletzt auf betonte Süße: die Kombination von Kokos-Milchreis mit Yuzu-Vanille-Eis und Himbeeren bot aber ausreichend Frische- und Säure-Akzente, um diese Nachspeise nicht zu üppig und wirken zu lassen. Auch beim Sauerkirschauflauf, einer elastischen Schnitte mit Tonkabohnen-Eis kombiniert, ist dies der Fall – trotz einer reichhaltigen Schokosauce. Bemerkenswert dabei ist das Eis, bei dem das Aroma der Tonkabohne nicht wie leider allzu oft extrem dominiert, sondern sich als zwar prägende, aber elegante Würznote einmischt.
Balance scheint generell eine Leitlinie der Küche zu sein. Und wenn Exotik, dann wohldosiert. Wäre das Strandhaus ein Hotel, dann eines, das jedem Gast den gewohnten Komfort bietet und niemanden überfordert. Ein Teil des Erfolgsgeheimnisses ist damit vielleicht erklärt. Zu diesem gehört aber auch eine äußerst fair kalkulierte Weinkarte mit besonderem Fokus auf deutsche Weine und ein ausgesprochen freundlicher und kundiger Service.
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