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Fotos: Sterneck

Sterneck

im Badhotel Sternhagen
Cuxhavener Str. 86
27476 Cuxhaven (Duhnen)
04721-4340

aktualisiert: 06 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-Fr ab 18 Uhr, Sa von 13-14 Uhr u. ab 18 Uhr, So-Di Ruhetag
Menüs: 95-205 €

Aufgrund des zwar durchaus sehr touristischen, den vielfrequentierten Gourmetrouten aber doch etwas entlegenen Standorts, haben das Restaurant Sterneck im Badhotel Sternhagen und sein hervorragender, mittlerweile schon fast als langjährig zu bezeichnender Küchenchef Marc Rennhack in der Szene vielleicht nicht ganz jenen Grad an überregionaler Aufmerksamkeit, den die Küche eigentlich verdient hätte. Eine Hausnummer sind sie trotzdem! Und den 1974 im westfälischen Kamen geborenen, unter anderem als Souschef und Küchenchef von Juan Amador kulinarisch geprägten Cuisinier hält das auch nicht davon ab, hier unvermindert Vollgas zu geben und seinen Stil immer weiter zu verfeinern und zu präzisieren.

So erlebten wir die Küche nach unserem Gefühl in diesem Jahr auf einem neuen Allzeit-Hoch, was sich durch noch mehr Feinschliff und noch mehr Detailarbeit auszeichnete. Seinem Stil oder vielmehr Konzept, nahezu alle Kreationen beiden Menüs, von denen eines vegetarisch ist, mit einer fruchtigen Komponente auszustatten und damit zu beleben, ist er ebenso treu geblieben wie manchem Stilmittel oder mancher Art der Präsentation. Zum Beispiel dem zum Aperitif entsendeten Dreierlei, das diesmal mit geflämmter Makrele auf Quinoasalat unter Mandelschaum oder einem von Parmaschinken umwickelten Mini-Kalbsfiletmedaillon nebst Barolo-Schalotten schon gut den Stil der Küche mit sehr guten, sehr präsenten Produkten und Aromen in origineller aber nicht überkreativer Zusammenstellung abbildete, ohne gleich in die Vollen zu gehen.

Ein enorm starker Auftakt auf 9-Pfannen-Niveau war dann aber die von sehr markanten ätherischen Kräutern wie Minze oder Salbei akzentuierte Vorspeise um weißen Spargel und Nordseekrabben. Die nämlich brachten – im Umfeld von subtil, aber durchaus effektiv mit Brombeere und Ingwer aromatisierter Roter Bete angerichtet – ein nicht nur farbenfrohes und aromareiches, sondern als solches gestochen scharf gezeichnetes Geschmacksbild auf den Teller.

Etwas ruhiger und nicht ganz so kontraststark wirkte dagegen das Duett von norwegischem Lachstatar und gebratener Garnele: das Krustentier mit etwas Safran gebraten und der Tatar vom Lachs in einem aromatisch fast schon schüchtern zurückhaltend mit Safran aromatisierten Geleemantel gehüllt, tummelten sich die beiden maritimen Vertreter mit Verschiedenem von Karotte und Steckrübe zwar als hochwertige Vertreter ihrer selbst auf dem Teller, blieben nach dem fulminanten Start als Komposition aber etwas in der Defensive.

Deutlich markanter präsentierte sich dann aber schon wieder die gebratene Jakobsmuschel, die von einem straff säuerlichen, aber als solches eben auch perfekt ausgewogenen Passionsfruchtsößchen mit wieder subtiler, diesmal aber effektiver Safrannote den entscheidenden Kick besorgt bekam. Und dass der Chef das Spiel mit Säure richtig gut beherrscht, war auch an der Blumenkohlcreme sehr schön zu schmecken, die die Jakobsmuschel zusammen mit Blumenkohlchips und Pak Choi ebenfalls mehr schlank als breit begleitete.

Und Marc Rennhack beherrscht zudem auch den Umgang mit exotischen Gewürzen bravourös. Denn Raz el Hanout und Szechuanpfeffer machten der Kürbiseskorte zum dänischen Kaisergranat auf sehr präzise und überhaupt nicht plakative oder gar dominante Art Feuer unterm Hintern. Tiefe und Breite brachte dazu ein Gulaschsud ins Spiel, der sich mit einer helleren und milderen Kürbissauce zu einem ausdrucksstarken Background vermählte, der dem feinen Krustentier aber nicht die Show stahl.

Genau wie die rauchige Pimientos-Sauce, die ebenso markant wie elegant ein in toller Qualität und perfektem Garzustand auf dünnen Scheiben vom Pulpo gebettetes Filet von der Rotbarbe umspielte. Kongenial dazu der vermutlich mit seiner eigenen Saat aromatisierte dünn gehobelte und marinierte sowie des Weiteren als Püree und Chips interpretierte Fenchel sowie der mit Radieschen verwandte Eiszapfen, die das herzhaft Würzige mit ihren ätherischen Aromen konterten und so wiederum die Brücke zum Fisch schlugen. Auch damit bewegte sich der Chef nach unserer Einschätzung schon im oberen 8-Pfannen-Bereich, weshalb wir die Bewertung diesmal um den Bonuspfeil anheben.

Und daran hatte auch der Steinbutt seinen Anteil, der nach unserem Geschmack zwar einen Tick zu lang in der Hitze verbracht hatte, aber wie eigentlich alle Produkte hier qualitativ weit überdurchschnittlich und sehr präsent auf dem Teller lag. Und zwar im Kreise ausdrucksstarker kontrastreicher Begleiter, die wieder ähnlich wie beim Küchengruß beeindruckend trenn- und tiefenscharf zusammenspielten: mit fruchtig süßer Rotweinsäure in der Beurre rouge, pikanter Würze in einer Chorizocreme und Bitternoten in geschmortem Treviso und Stängelkohl. Großartig!

Zum Abschluss bewies das Team dann zum Dessert in wie gewohnt zwei Aufzügen, dass Rhabarber durchaus auch mit dunkler Schokolade gut kann, sofern Sorte und Menge so gewählt sind, dass die Oxalsäure zwar von genügend Schmelz und Süße eingefangen wird, die Schokowucht aber eben nicht so dominant ausfällt. Denn in beiden Fällen ist das auf handwerklich vielgestaltig und sehr souverän ausgeführten Tellern mit einem einmal mehr äußerst ansprechenden Farbenspiel wirklich sehr gut aufgegangen. Beide Male stand der Rhabarber klar und unverstellt im Mittelpunkt und beide Male war er so weit gezähmt, dass er harmonisch runden Genuss bieten konnte.

Zusammen mit dem aufmerksamen Service und der im Weißweinbereich besonders bei den deutschen Gewächsen sehr breit aufgestellten und im Rotweinbereich international ausgewogen gut durchstrukturierten Weinauswahl, die auch erfreulich viele halbe Flaschen umfasst, ist das Kulinarium im Sterneck wirklich jeden Abstecher an die Nordseeküste wert.

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