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Wäre der weite, unverstellte, nur vom Deich vor dem Panoramafenster gesäumte Ausblick auf das Wattenmeer nicht schon Grund genug, ins Restaurant Sterneck im Bad Badhotel Sternhagen zum Essen zu kommen, kocht dessen Küchenchef Marc Rennhack zu allem Überfluss auch noch großartig. Seine kontrastreiche und dynamische, im allerbesten Sinne farbenfrohe und vielseitige Kochkunst wirkt auch ganz ohne moderne Techniken und Stilmittel so erfrischend zeitgemäß und kreativ, dass sie sogar erfolgreich vom etwas in die Jahre gekommenen Ambiente des kleinen, feinen Gourmetabteil am Ende des vorgelagerten Hauptrestaurant Schaarhörn ablenkt.
So kommen wir immer mit sehr viel Vorfreude hierher, denn die beiden Menüs, von denen eines rein vegetarisch ist, sind so ereignisreich und stecken voller guter Dinge, begeistern mit konsequent hoher Produktqualität, aber auch dadurch, dass es auf den vielgestaltigen Tellern keine Verlegenheitskomponenten gibt und wirklich jedes Detail relevant und sehr gut abgeschmeckt ist. Überhaupt fällt uns hier seit Jahren sehr positiv auf, dass Marc Rennhack die Aromen der verwendeten Produkte immer wunderbar klar und deutlich herausarbeitet. Alles schmeckt nach dem, was es ist, nichts bleibt im Ungefähren.
Das wurde bereits bei den drei ausdrucksstarken Kleinigkeiten zum Aperitif deutlich, einer Auster mit Kiwiragout, einer Spargelsülze mit Garnelen und Spargelespuma im Gläschen sowie einem Röllchen aus roh mariniertem US-Beef und Aubergine. Insbesondere aber beim Amuse-Bouche mit perfekter Rotgarnele im Verein mit Karotten-Ingwercreme, Radieschen als Creme und geriebener Salat, Espuma von Sushireis und grünem mariniertem Spargel. Da zeigt der Chef dann auch schon klar seine Signatur, zu deren Besonderheiten es seit jeher gehört, in eigentlich jedem Gang eine fruchtige Komponente einzubauen – ganz ohne, dass es irgendwann redundant und langweilig werden würde.
Im Gegenteil, denn erstens lässt Marc Rennhack diese Akzente nicht plakativ einfließen, sondern bindet sie als harmonischen Bestandteil ins Geschmacksbild ein und zweitens ist man eher gespannt, welches Produkt wohl im nächsten Gang den fruchtigen Part übernimmt – sofern das nicht schon aus der Speisekartenlektüre klar hervorgeht. So wie bei der Vorspeise um Lachsforelle, die gebeizt und confiert als jeweils sehr feines Hauptprodukt zusammen mit geflämmtem Mais, wildem Spargel und eben zweierlei von der Mispel als fruchtig-säuerliche Komponente um einen feingewürfelten Gurkensalat mit Saiblingskaviar herum drapiert war. Ein frischer, ausgewogener Start.
Auf der vegetarischen Seite startete das Menü zuletzt mit verschiedenen Spielarten von Tomaten, die eingelegt und geflämmt, aber auch als klares Gelee und als eine raffinierte, subtil mit Curry, Ingwer und Zitronengras abgeschmeckte Creme aus gelben Tomaten auf dem Teller zu finden waren. Kombiniert mit eingelegtem Spargel (weiß, grün und wild…) sowie einem mannigfaltigen Wildkräutersalat, der dieser Komposition noch spannende Bitteraromen verlieh, war auch das eine facettenreiche Angelegenheit mit der Handschrift des Chefs.
Dem in blättrig-festfleischiger Idealform zusammen mit mildem Rauchaal und Nordseekrabben (beides ebenfalls Top-Produkte!) auf eine Vichyssoise mit kleinen, festen Kartoffelwürfelchen gebetteten Kabeljau spendeten Schnittlauchvinaigrette und ein Meerretticheis ihre markanten Aromen. Und auch hier schwang eine unaufdringliche feine Süße und Fruchtigkeit mit, die das ansonsten sehr herzhafte Geschmacksbild gut in der Balance hielt und es noch interessanter gestaltete.
Bei der begeisternd reintönigen Rotbarbe ohne jeden Anflug von Tranigkeit, die mit weißem Spargel und knusprigem sowie schmelzigem Pata-Negra-Schinken als süffiger und für Rennhacks Verhältnisse eher puristischer Zwischengang im tiefen Teller zusammenfand, übernahm den erfrischenden Part ein duftiger Holunderblütenschaum, der sich mit dem kraftvollen, buttrig-karamellig anmutenden Schinkensud (vermutlich auf Basis von Fischfond…) zu einer betörenden Saucenallianz verband.
Die beeindruckende Qualität der Hauptprodukte riss auch mit der Tranche vom Steinbutt nicht ab, die in perfektem Garzustand und prononcierter Würzung in Gestalt von geschmortem und knusprigem Kopfsalat und Mairübchen mit feinen bitteren und ätherischen Aromen aufs Porzellan geschickt wurde. Hier war neben einer aufgeschäumten hellen Weißwein-Fischsauce eine Sauce von gelber Paprika und Safran im Einsatz, die den obligatorischen fruchtigen Part übernahm und dem Geschmacksbild einen originellen Twist gab.
Diese Aufgabe oblag beim Fleisch-Hauptgang um bestens auf den Punkt gebrachten Rücken vom Maibock mit Pilzduxelles, verschiedenen Auberginen-Zubereitungen und grünen Spargelspitzen einer prononciert mit säuerlicher Kirschfrucht angereicherten Jus, die nicht bloß Fruchtsüße, sondern auch ausgewogene Säure mitbrachte und so für einen lässigen Spannungsbogen sorgte.
Wie wir es schon aus den Vorjahren kannten, wurden die Desserts auch dieses Mal wieder in zwei Gängen serviert – jeweils mit denselben Leitaromen in zwei unterschiedlichen Ausführungen. Die Erdbeere mit Macadamianuss, Dulcey-Schokolade und Grapefruit etwa zunächst als süchtig machendes Löffelgericht im Schälchen mit Grapefruit-Kompott, Eis von Macadamianüssen, Espuma von der blonden Dulcey-Schokolade und kleinen knusprigen Erdbeer-Baisers, gefolgt von einem flächig angerichteten Nachtisch mit Mousse und Eis von der Erdbeere sowie marinierten Erdbeeren nebst cremigem karamelligem Dulcey-Schokostick und saftig-fluffigen Stücken von Macadamia-Bisquit. Ganz ähnlich aufgezogen und auch ähnlich komponiert war das Spiel von Frucht, Säure, Süße und Schmelz mit Rhabarber, weißer Schokolade und grünem Tee.
Und so bekamen wir es im Sterneck auch in diesem Jahr mit einer attraktiven Küche auf schwankungsfreiem Niveau zu tun, die kurzweilig und anspruchsvoll ist, dabei aber niemanden überfordert. Alle Aromen sind klar nachvollziehbar, alle Kombinationen stimmig und harmonisch. Da kann jeder etwas damit anfangen und es wird zugleich niemand gelangweilt.
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