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Fotos: showroom

showroom

Lilienstr. 6
81669 München
089-44429082

aktualisiert: 03 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mo-Fr ab 18 Uhr, Sa u. So Ruhetag
Menüs: 170-190 €

Marion und Dominik Käppelers Showroom ist nicht nur das vermutlich kompakteste Gourmetrestaurant in München, sondern definitiv auch eines der entspanntesten – und zwar deutschlandweit. Das junge, freundliche Serviceteam geht schnell zum „Du“ über und Küchenchef Käppeler präsentiert dazu passende, raffinierte, gelegentlich sehr unkonventionelle Gerichte, die genauso gut in London, Hongkong oder Barcelona serviert werden könnten. Seit Jahren empfehlen wir die Küche besonders für ihre Kreativität, was es in Zeiten, in denen sich Speisekarten mitunter stark ähneln, immer wieder sehr erfrischend macht, bei Käppelers zu Gast zu sein. Zugeben: auch uns verwundern auf den ersten Blick manche Kombinationen, aber am Ende passt immer alles ausgesprochen gut zusammen.

Das Gleiche kann man auch über das Weinangebot sagen, das zwar recht kompakt ausfällt, aber gut bestückt ist – vorwiegend mit Rieslingen und Spätburgundern aus Deutschland. Erfreulich sind auch die offenen Empfehlungen, die passend zur Küche schon mal gern ungewöhnliche Weine in Szene setzen, wie bei unserem jüngsten Testbesuch beispielsweise ein Schweizer Gewächs zum Zwischengang.

Den Auftakt auf dem Teller machte diesmal eine herzhafte Waffel mit zwei verschiedenen würzigen Paprikacremes und frischen Heidelbeeren. Grundsätzlich konnten wir mit der Idee hinter diesem süßlich-pikanten Häppchen viel anfangen, Verbesserungspotenzial sahen wir hauptsächlich bei der Waffel, die – offenbar bewusst – zimmerwarm serviert wurde. Natürlich muss nicht jedes Gebäck ofenwarm auf den Teller kommen, eine Waffel kann ihr volles Potenzial aber vermutlich nur frisch aus dem Eisen entfalten.

Das zweite Amuse-Gueule bestand aus Salat von geschmortem Chicorée und frischem Fenchel, Orange und Saubohnen und auch hier konnten wir uns ein noch spannenderes Szenario mit frisch geschmortem, also heißem Chicorée gut vorstellen. Das stärkste der drei Küchengrüße beinhaltete Kalbsbries mit Maronencreme, grünem Apfel und Walnuss, was einen Eindruck von der Kreativität gab, die wir an Käppelers Küche seit Jahren so sehr schätzen. In guter Erinnerung haben hatten wir aus der Vergangenheit noch die als Signature Dish servierte, im Siphon aufgeschäumte Nussbutter, die auch bei unserem diesjährigen Besuch mit ihrer federleichten Textur bei gleichzeitig intensivem Geschmack punkten konnte.

Daran knüpfte eine Vorspeise mit roher und kurz abgeflämmter Lachsforelle an, die Käppeler mit gewohnt dominanten Aromen umspielte. In diesem Fall Pomelo, Guacamole, Ingwer und Rauchmandel. Auch wenn die Umsetzung mit ganzen Mandeln und sehr groß geschnittenem Ingwer mitunter etwas grob wirkte, funktionierte die Kombination sehr gut, da die fruchtigen Aromen perfekt an die subtil-schmelzige Süße des Fischs andocken konnten. Mit einer feineren Verarbeitung würde das bei jeder Gabel harmonieren – so mussten wir uns das Gericht selbst etwas „zurechtlegen“, um die optimalen Proportionen auf die Gabel zu bekommen.

Wild wurde es dann spätestens bei der Selleriecremesuppe mit Jakobsmuschel, Passionsfrucht, Senf, Asche aus Sellerieschalen und Sainte-Maure-Ziegenkäse als Einlage. Aber was fragwürdig klingt, kommt im Showroom in der Regel schlüssig auf den Teller. Jedoch stimmte abermals das Finetuning nicht ganz, da die Suppe etwas heißer und die Chips etwas krosser hätten sein können. Im positiven Sinn laut war ein vegetarischer Zwischengang aus Rote Bete, Karotten, Karottenchips, Schafjoghurt-Schaum und Mole, jener mexikanisch inspirierten Sauce auf Basis von Chili und Kakao. Obwohl hier alle Aromen maximal ausgereizt waren, galoppierte uns der Gang nicht davon, sondern transportierte alle Aromen treffsicher an den Gaumen. Über die im Kern nicht warme, sondern allenfalls Raumtemperatur messende Rote-Bete-Sphäre würden wir grundsätzlich hinwegsehen, in diesem Setting kommen wir jedoch nicht darum herum, sie zu erwähnen. Denn in Zusammenhang mit den anderen kleinen Holprigkeiten bestätigte sie unser Gefühl, die Küche würde sich an diesem Abend zu sehr auf den schmissigen Kombinationen ausruhen und die Präzision bei den Einzelkomponenten etwas vernachlässigen.

Dass Käppeler und sein Team das Handwerk prinzipiell in allen Facetten beherrschen, zeigte direkt im Anschluss erfreulicherweise ein Zwischengang mit perfekt gegartem Kaisergranat, heiß geschmortem Lauch, Kokos, grasig-frischem Koriander und Wasabi. Hier passten vor allem Hauptkomponente und Arrangement perfekt zusammen. Die recht kräftigen Aromen hätten die meisten Fische wohl erschlagen. Auch hätte eine Garnele vermutlich in Anbetracht der fruchtigen Beilagen allzu viele Erinnerungen an Karibik-Party und Strandbar-Küche geweckt. Der edle Kaisergranat fasste das Gericht perfekt in den Rahmen eines Gourmetrestaurants. Stark!

In mancherlei Hinsicht klassisch, in anderer Hinsicht abermals wild, war der Hauptgang des Menüs. Als klassisch lassen sich Aufbau und Grundprodukt auffassen. Die perfekt gebratene, saftig-fleischige und überhaupt nicht mürbe Entenbrust vom Gutshof Polting stand im Mittelpunkt und wurde von verschiedenen Aromen im Hintergrund umspielt. Die Aromen selbst allerdings folgten wieder unkonventionellen Gedanken: Banane, Kürbis, Limette und Erdnuss, dazu eine wunderbar dicht eingekochte klassische Jus. Ein typischer Showroom-Hauptgang, der zeigt, wie gut die Ideen von Käppeler aufgehen können. Der stärkste Moment des Abends!

Einem klar kreativen Ansatz folgte auch der Käsegang. Einem Stück Monbriac – ein Blauschimmelkäse aus Kuhmilch – stellte Käppeler mit Tamarillo, Brokkoli, Olive und Wacholderbeere bewusst offensive Beilagen an die Seite. Besonders die Wahl von Brokkoli war ungewöhnlich, entpuppte sich dank der grünlich-herben Noten aber als Glücksgriff, ebenso die pikante bitter-süße Tamarillo-Marmelade. Etwas unter ging da ausgerechnet der Käse, der sehr jung und etwas „unterlagert“ wirkte. Zudem war er mit Kühlschranktemperatur deutlich zu kalt. Hier wäre in unseren Augen entweder ein temperierter, reiferer Blauschimmelkäse oder ein anderer frischer zu genießender kühler Käse besser geeignet gewesen.

Dem Thema aus Banane, Nuss und Frucht, das auch schon im Subtext des Entenhauptgangs mitschwang, widmete sich auch das erste Dessert. In diesem Fall mit ungebackenem Käsekuchen, Haselnuss (geröstet und als Creme), Quitten und einem Eis von Banane und Curry. Eine Kombination, die nur auf den ersten Blick schräg klang, am Gaumen aber eine tolle Tiefenschärfe und Spannung entfaltete. Gerade weil die Haselnuss an eine Stelle trat, an der man durch das Curry eher Erdnuss oder Cashew erwartet hätte. Ein Höhepunkt des Abends war auch das zweite Dessert, welches mit Mandarine, Shiitake, Schokolade und Pinienkerne das Menü genauso zu Ende brachte, wie man es von Käppeler erwartet: wild, im ersten Moment irritierend, spätestens beim zweiten Löffel aber sehr durchdacht.

Dass wir dieses Mal ein paar mehr Kritikpunkte anmerken, als nach den vergangenen Besuchen, ändert nichts daran, dass wir Käppelers Ansatz, anders zu kochen als die allermeisten seiner Kollegen, sehr begrüßen. Wir hoffen, dass sich die gelegentlichen Unschärfen, vor allem die „Temperaturprobleme“ bei den Einzelkomponenten nicht dauerhaft einschleichen. Nicht zuletzt auch dank des nahbaren Services und der erfrischenden Weinempfehlungen ist der Showroom aber so oder so ein echter Geheimtipp in der oftmals sehr gleichförmigen Fine-Dining-Landschaft.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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