Perrier_Superbanner

???

Fotos: showroom

showroom

Lilienstr. 6
81669 München
089-44429082

aktualisiert: 02 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mo-Fr ab 18 Uhr, Sa u. So Ruhetag
Menüs: 170-190 €

Das wahrscheinlich kleinste anspruchsvolle Gourmetrestaurant in der bayrischen Landeshauptstadt versteckt sich etwas unscheinbar in einem Straßenzug nahe der Isar, etwa zwischen Deutschem Museum und Müller‘schem Volksbad, und wird schon seit Jahren sehr engagiert von Marion und Dominik Käppeler geführt und bespielt. Der zweigeteilte Gastraum bietet trotz seiner überschaubaren Größe gar nicht so wenigen Tischen Platz, entsprechend kuschlig ist es hier, was aber gut zum lockeren Konzept und der unkomplizierten Gangart des jungen, kumpelhaften Service-Teams passt und dem Reiz des Ganzen auch überhaupt keinen Abbruch tut.

Und zu diesem Konzept passt auch die kreative, unangepasste Art der Küche, die wir in den vergangenen Jahren immer als recht progressiv und abgefahren gefeiert hatten. Als eine signifikante Eigenschaft des Kulinariums im Showroom machten wir die kombinierwütige Art des Küchenchefs fest, der nicht nur großen Reiz daran findet, Aromen zusammenzubringen, die bislang kaum gemeinsam gedacht wurden, sondern das auch mit ausgeprägt gutem Gespür tut. Noch nicht so klar rüber kam das während unseres jüngsten Besuchs beim ersten Fingerfood-Happen, einem Mini-Schichtwerk aus Vielem, das aber primär nach Kumquat geschmeckt hat. Und der zweite Küchengruß, der aus kleinen Kalbsbries-Nuggets mit zweierlei Blumenkohl und gebackenen Kapern bestand, war zwar sehr schmackhaft, aber eher klassisch und überraschend gediegen komponiert. So wie auch das soulfoodige cremige Eigelb mit Parmesanschaum, Rucolapesto und Kichererbse, die als Creme und knusprig frittiert einen kleinen haptischen Akzent setzen durfte. Die Ruhe vor dem Sturm?

Mitnichten! Die Vorspeise handelte von einer Scheibe bestechend guter medium-rare gebratener Entenbrust sowie Rosenkohl, Kartoffel und Dattel in jeweils unterschiedlichen Zubereitungen – alles lauwarm temperiert und gut proportioniert, so dass ausgewogene Aromen und geschmeidig ineinandergreifende Texturen ein stimmiges Bild entstehen ließen. Doch auch hier keine noch nie dagewesenen waghalsigen Aromenkombinationen außer der Reihe, sondern ein sehr harmonisches, fast zahmes Miteinander sanfter Bitteraromen und zarter Süße.

Ein klein wenig kontrastreicher und dynamischer wirkte im Anschluss der „Suppengang“, für den ein saftig gebratenes Stück Forelle, verschiedene Topinambur-Komponenten von cremig bis knusprig, gebratene Trompetenpilze und Vogelmiere von einer mit Zitrone abgeschmeckten Trompetenpilz-Cremesuppe geflutet wurden. Kleine Würfel Zitronengelee setzten zwischendrin weitere herb-säuerliche Akzente und lockerten das erdige Potpourri noch weiter auf. Der folgende vegetarische Gang mit Kürbis, Mais und Banane ging dann als erster in eine etwas abgefahrenere Richtung – allerdings mehr auf dem Papier als auf dem Teller, denn dort präsentierte sich diese ungewöhnliche Liaison sehr rund und ruhig. Und genau das ist ja eben eine der positiven Eigenschaften des Chefs, solche Kombinationen nicht experimentell und schräg schmecken zu lassen, sondern eingängig.

So wie auch die Kombination von zarten Zanderstücken in Beurre blanc, die sich darin zusammen mit Herzmuscheln und Forellenkaviar, aber auch Fenchel, Safranmayonnaise und Safranchips tummelten und den nominellen Fischgang des Menüs repräsentierten – punktuell effektiv aufgelockert und erfrischt von einer markanten Yuzu-Creme.

Vom australischen Wagyu-Beef gab’s schließlich zum Hauptgang einen Streifen aus der oberen Schulter, ein fabelhaftes Teilstück, stark marmoriert, saftspritzend zart und schmelzig und trotzdem mit kernigem Biss. Angerichtet auf einer Spur von perfekt reduzierter Jus, nicht zu dicht, nicht zu leimig, und daneben thronten auf einer noch recht knackigen gegrillten großen halbierten Schwarzwurzel verschiedene Komponenten von Wildbrokkoli, knackiger Knollenziest und der Schwarzwurzel selbst. Dazu im Glas ein Blaufränkisch vom Neusiedler See, dessen Säure und Tanninstruktur sich mit dem buttrigen Schmelz des Fleischs ein animierendes Techtelmechtel lieferten.

Begeisternd war auch das Dessert, dank intensiver und gut aufeinander abgestellter natürlicher Aromen von Vanille, Haselnuss, Wacholder und dezent auflockernder Joghurtsäure, aber auch wegen der vielen unterschiedlichen und allesamt auch von den gewählten Proportionen her sehr gut miteinander interagierenden Konsistenzen der Komponenten. Da merkt man dann sehr gut, wie genau hier gearbeitet wird und dass wirklich nichts dem Zufall überlassen bleibt. So fehlte auch diesmal gar nicht so viel für das Erreichen der nächsthöheren Bewertungskategorie, wenngleich wir dafür an mancher Stelle noch ein wenig mehr Druck und Tiefenschärfe der Aromen vorausgesetzt hätten. Die Showroom-Küche ist und bleibt aber definitiv ein Anwärter für 8 Pfannen…

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



Das GUSTO-Lexikon der Köche

Hier finden Sie einen Großteil der Küchenchefs, deren Restaurants im GUSTO-Führer empfohlen werden. Das Lexikon wird ständig ergänzt.

Das GUSTO-Ranking der besten Restaurants

Hier finden Sie eine tagesaktuelle Übersicht aller im GUSTO-Führer empfohlenen Restaurants - sortiert nach ihrer derzeitigen Bewertung.