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Fotos: sansaro

sansaro

Amalienstr. 89
80799 München
089-28808442

aktualisiert: 06 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Di-Do ab 18 Uhr, Fr-So ab 17.30 Uhr, Mo Ruhetag
Hauptgerichte: 29-59 €,
Menüs: 39-189 €

Sansaro-Chef Alexander Reinelt studierte Japanologie und eröffnete, begeistert von der japanischen Küche und der japanischen Gastronomie, im Jahr 2007 sein Restaurant. Und mit der Zeit ist aus dem in einem ruhigen Innenhof mitten in der Münchner Maxvorstadt im belebten Univiertel gelegenen Geheimtipp eines der an vielen Punkten authentischsten japanischen Restaurants des Landes geworden. Dabei hält man stets eine gesunde Distanz zu den zahlreichen schrillen Szene-Japanern, die gerade in sämtlichen Metropolen entstehen. Trotz hochklassiger und zum Teil kostspieliger Produkte hat Alexander Reinelt seinem Sansaro auf diese Art immer den Charme eines Nachbarschafts-Restaurants bewahren können.

Als Küchenchef ist Riichiro Matsui mittlerweile auch für den Bereich Sushi zuständig. Daneben bietet das Sansaro aber auch andere japanische Klassiker an, etwa als wechselnde Tagesempfehlungen. Selbst für Kaiseki-Events, die mehrmals im Jahr stattfinden, kann man Plätze reservieren. Bei der Vorspeise mit Seidentofu und Daikon-Rettich stach sofort die Verwendung dezidiert westlicher Produkte wie Tomaten oder Kartoffelchips ins Auge. Und das stört kein bisschen. Denn genau wie durch typische Produkte definiert sich die japanische Küche auch durch eine eigene Art über Essen nachzudenken, über ganz besondere Ansprüche an Frische, Natürlichkeit und Reinheit. In diesem Sinn mutete dieser Teller für uns in der Tat sehr japanisch an – dank knackiger Daikonstreifen, krachend frischer Radieschen, behutsam gehäuteten und ungewürzten Kirschtomaten sowie transparentem, fast fragilem und sehr subtilem Tofu. Ein überzeugender Einstieg!

Sehr erfreulich ist übrigens auch die Getränkekarte, die eine ganze Reihe hochwertiger Sake bereithält: klassische, moderne und sogar gleich zwei Sparkling Sake, eine Getränkegattung, die gerade rasant an Fans gewinnt. Die Traubenweinkarte ist hier zwar nicht der Fokus, dafür aber überraschend gut ausgestattet, mit einigen spannenden Weinen aus dem Jura oder vom Spitzenbetrieb Wagner-Stempel in Rheinhessen.

Unterschätzen sollte man dabei auf keinen Fall das Bier – weder in seiner Bedeutung für die japanische Küche noch für das Sansaro. Neben Kirin und Asahi stehen auch vorzügliche Biere der kleinen Brauerei Stein aus dem Chiemgau auf der Karte. Und damit ausgestattet widmeten wir uns dem Omakase-Sushi, eine Art „Carte Blanche“ mehrerer Nigiri, die vom Küchenchef ausgewählt auf einer Platte serviert werden. Bier passt für den japanischen Gaumen übrigens bestens zu Sushi und ist auch in Tokio neben Sake das gängige Getränk in den besten Restaurants. Die sechs Nigiri bestanden bei unserem Testbesuch aus fettigem Thunfischbauch, Hamachi, magerem Thunfischrücken, Garnele, Wolfsbarsch und Jakobsmuschel. Hinzu kamen zwei Gunkan, schiffchenförmige, von Nori-Alge umschlungene Sushi – eines davon gefüllt mit Lachsrogen, eines mit Seeigel.

Auffällig war der punktgenaue, präzise Aufbau, ohne Schwankungen in Bezug auf Größe und Temperatur. Sofort wurde auch deutlich, was die wichtigste Zutat beim Sushi ist: der Reis, der hier spürbar feingliedriger ausfiel als in den zahlreichen einfacheren Sushi-Restaurants. Das gilt vor allem für seine Haptik, den Biss des einzelnen Korns und die Luftigkeit des Nigiri. Stilistisch zeichnete sich der Reis durch eine eher milde Säuerung aus, was auch in Japan mehr als Frage von Handschrift als von richtig oder falsch ist.

Die Fische waren allesamt von einwandfreier Qualität, vor allem der fette Thunfisch, mit wunderbar reintönig schmelzendem Fett. Dass wir das Sansaro nicht höher bewerten, liegt vor allem an den etwas heikleren Produkten wie Seeigel, Garnele und Jakobsmuschel. Um solche Produkte roh und fast ungewürzt zu essen, muss angefangen von der Lieferkette bis zur Lagerung alles stimmen, was meist nur die besten Restaurants mit entsprechender Personaldecke und Zahlungsbereitschaft stemmen können. Der etwas zu weiche, zerlaufene Seeigel, die einen Hauch zu schmierige Garnele, die etwas zu mürbe Jakobsmuschel konnten für uns daher nicht ganz mit den vor Frische nur strotzenden Fischen mithalten.

Dennoch: wer Sushi auf höherem Niveau als in nahezu allen anderen deutschen Restaurants essen möchte, ist mit dem Sansaro sehr gut beraten. Gerade deswegen würden wir uns manchmal wünschen, dass die Gäste noch ein bisschen besser abgeholt werden. Um uns herum bestellten die meisten Gäste genau das, was laut Speisekarte in Japan eher untypisch ist: Sushi-Platten. Auch dem Thema Sake würden sich sicher noch mehr Gäste widmen, nähme man auf diesem Feld interessierte aber nicht sehr bewanderte Menschen ein bisschen mehr an die Hand. Das soll übrigens keineswegs heißen, dass wir uns das Sansaro schicker oder elitärer wünschen! Manchmal hat man aber das Gefühl, dass die hier vorhandene sehr hochwertige und authentische Grundsubstanz momentan noch an vielen Gästen ein wenig vorbeigeht.

Die Frage nach Authentizität von Landesküchen beim Erwartungsmanagement kulturfremder Gäste ist keine einfache und vor allem keine rein kulinarische, sondern auch eine der Wirtschaftlichkeit und Kultursensibilität. Nun sind wir weder Unternehmensberater noch Ethnologen, sondern Restaurantkritiker – und aus dieser Perspektive könnte das Sansaro seine authentisch-japanische Seite gerne noch offensiver zeigen. Sowohl der Zeitgeist als auch die Substanz ist in unseren Augen gegeben!

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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