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Abends |
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Mo-Fr ab 18 Uhr, Sa u. So Ruhetag |
Hauptgerichte: 26-90 €, Menüs: 77-99 € |
Fans von Fisch und Meeresfrüchten haben es mancherorts nicht leicht, geeignete Restaurants zu finden, in denen mehr als zwei maritime Standardgerichte auf der Karte stehen – mal abgesehen von Spitzenrestaurants, wo im Menü natürlich schon drei-, viermal Muscheln, Hummer, Steinbutt und dergleichen auftauchen können. In Kirchheim/Teck gibt es mit dem Sams nun eine lohnenswerte Anlaufstelle, in der à la carte Austern, Kaviar, Bouillabaisse, ein Wildfang des Tages und kanadischer Hummer, halb oder ganz, angeboten werden. Wer mehr möchte – es gibt auch ein Seafood-Menü in vier, mit Käse fünf Gängen. Und wer Fisch nur in Maßen mag: Wahlweise kann auch mal ein Ossobuco vom Lamm als Hauptgang geordert werden, so wie auch Himmel & Erde, Gänselebervariationen und Iberico Pluma auf der Karte zu finden sind.
Hinter dem Konzept stehen der Koch Adrian Semp und der Sommelier Marc Schnierer, die in verschiedenen guten Häusern oder auch auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs waren. In Kirchheim haben sich zufällig kennengelernt, gemeinsam den Traum von der Selbstständigkeit verwirklicht und aus einer Weinbar das Sams gemacht. Die Location liegt in der Fußgängerzone in einem bunt gemischten Umfeld direkt gegenüber einer Hopfenstube. Das Setting im Sams soll – trotz hoher Tischkultur mit Riedel-Gläsern und Besteck in Hammerschlagoptik – ganz bewusst nicht elitär sein, sondern setzt auf Lässigkeit. Der renovierte Gastraum ist zweigeteilt in einen Restaurant- und Barbereich mit fließendem Übergang und bei unserem Besuch präsenter Beschallung mit Housemusic.
Passend dazu gab es zum Start „Gaumendisco und Brotkultur“ – ein kaltes weißes Tomatenschaumsüppchen, gefolgt von Roggenbrot und Baguette mit Crème frâiche, Olivenöl und einer Kräuter-Limetten-Creme. Obwohl das Menü eher kleingehalten ist, kam darauf noch ein feines Amuse-Bouche, mit dem schon mal demonstriert wurde, dass die Küche ganz schön Gas geben kann. Zum in Algen eingelegten und kurz angebratenen Thunfisch in Dreiecksform mit drei Kugeln Erbsencreme und -kresse knallten die Aromen eines Passionsfruchtspiegels mit Sojasauce ziemlich durch.
Auch im ersten offiziellen Gang steckte viel Power. Hier waren angeschmolzener Gorgonzola und gebratene Chorizoscheiben sehr kräftige Begleiter zu gebratenen Stücken vom Oktopus sowie einem Tentakel als Chip. Und doch harmonierte diese ganz eigene Mare-e-Monti-Interpretation sehr gut, zumal es noch etwas Besänftigendes mit einer Beurre blanc, Birnenmoussekugeln und kleine Überraschungsmomente durch kaum sichtbare kandierte Birnenplättchen gab.
Viel sanfter aber war eine Bärlauchsuppe, aus deren hellgrünem Schaum gar nicht mal so sehr das knoblauchähnliche Aroma hervorstach, sondern die mit ihrer Frische auch der Einlage viel Raum ließ, ihre zarten, nussigen bis hin zu süßen Noten zu entfalten: einer abgeflämmten Jakobsmuschel und einem Wan Tan mit Garnele. Top!
Etwas wuchtiger im Geschmacksbild präsentierte sich das Hauptgericht, das aber optisch noch einmal auftrumpfen konnte, da es sehr bunt war und mit Heidelbeerspuren rund um den Tellerrand einen wilden Splatter-Effekt hatte. Trotzdem fehlte dem Gericht etwas Spritziges und es überwogen zum confierten Rochenflügel mit seinen typischen leicht faserigen Lamellen die schweren Töne, mit Safran in einem Chip und einer Sauce Rouille, gut gewürzten Passepierre und einem Krustentiersud.
Das Dessert hatte mit einer Gelee-Schaumkugel dank Mango und Maracuja einen exotischen Touch, geschmeidige Süße durch ein Pistazieneis und in der Mitte eine Hibiskusblüte, die in ihrer Konsistenz an eine getrocknete und eingelegte Tomate erinnerte. Kleinere und vor allem optische Effekte gab es noch durch weiße Knusperschokokügelchen, einen Sponge auf der orangenen Schaumkugel und einen darin steckenden Blue-Curaçao-Zucker-Spieß.
Marc Schnierer hat seine rund 50 Positionen umfassende Weinkarte unkonventionell in Kategorien wie „Trendsetter“ und „Gipfelstürmer“ strukturiert und in der Rubrik „flüssige Legenden“ ist auch etwas für Etikettentrinker geboten. Außerdem wird jeden Monat mit Tasting- und Wineflight-Aktionen ein Weingut gesondert vorgestellt. Keine Frage: Beim Sams, in dessen Namen die Initialen der Macher drinstecken, handelt es sich um schönes Konzept, für das wir zum Auftakt gute sechs Pfannen vergeben. Wir sind gespannt, wie es sich entwickelt.
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