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Rosenthal Casino

im Hotel Rosenthal Casino
Kasinostr. 4
95100 Selb
09287-8050

Mo-Mi ab 17 Uhr, Fr von 11.30-14 Uhr u. ab 17.30 Uhr, Sa ab 17.30 Uhr, Do u. So Ruhetag

Hauptgerichte: 20-37 €, Menüs: 64-74 €

Na also, es geht doch! Nachdem bei unseren letzten beiden Besuchen im Rosenthal Casino die Diskrepanz zwischen Gourmetanspruch und sehr einfacher Realität auf den Tellern zu einem nicht wirklich überzeugenden Eindruck geführt hatte, sah das in der aktuellen Testsaison wieder ganz anders aus. Und das ist sehr erfreulich, denn das Haus im Schatten der berühmten Porzellanfabrik mit seinem avantgardistischen 60er-Jahre-Style, der in allen Bereichen einen einzigartigen Mix aus Behaglichkeit mit hochwertigen Materialien und farbenfroh exzentrischer Kunst bietet, ist wie dafür gemacht, um niveauvoller Küche eine Bühne zu bieten.

Genau das sieht das Konzept hier auch vor – mit der Verarbeitung frischer regionaler Produkte, aber auch weiter angereisten Spezialitäten und der einen oder anderen kreativen Idee. Dass das Team jetzt auch mit der handwerklichen Umsetzung wieder auf der Höhe des eigenen Anspruchs ist, wurde zuletzt bereits mit einer kleinen Melonengazpacho illustriert, die simpel aber elegant und frisch mit einer feinen Balance zwischen Frucht und pikanten Aromen auf alles Folgende einstimmte.

Noch deutlicher wurde der neue, respektive wiedererlangte Schwung in der Küche dann bei der geschmeidig mild gebeizten Lachsforelle, die neben einer kleinteilig arrangierten „Straße“ aus Mandelcrumble, verschiedenen Zubereitungen von der Aprikose von gedörrt bis roh mariniert, herb dazwischenfunkendem Zitrusfrühtepüree und grünaromatisch erfrischender Erbsenkresse angerichtet wurde. Das funktionierte auf abwechslungsreiche Art ganz prima, nur die recht großen Spalten roher Aprikose hätten beispielsweise angegrillt oder anders geschnitten noch besser ins Bild gepasst und einen smarteren Eindruck hinterlassen.

Ein rundum stimmiges Wohlfühlgericht mit feinen Details folgte beispielsweise mit dem Sellerie aus dem Salzteig, der mit intensiver Eigenwürze auf seidiger Selleriecreme und einer luftig aufgeschäumten Zitronen-Beurre-Blanc platziert war. Dazu gesellte sich ein konzentriertes Topping aus Zitronengel, getrockneten Blüten und gebackenen Kapern, die das Ganze zu einem pointierten vegetarischen Intermezzo machten – zumindest, wenn man selbst die richtigen Proportionen (wenig Creme, ausreichend Beurre blanc) auf den Löffel brachte.

Ein pfiffiges Topping brachte dann auch im Hauptgang dem knusprig saftigen Filet vom Wolfsbarsch den entscheidenden Twist: Hier in Form von schwarzer Oliventapenade, herbem Zitrusfruchtgel und frischer Petersilie als markante Kontraste auf engem Raum. Gemeinsam mit saftigen, leicht mit Parmesan gebundenen Fregola Sarda und einem (etwas flüchtigen) Krustentierschaum entstand so ein harmonisches Gesamtbild in etwas gröberen Pinselstrichen, bei dem nur die überraschend ausdruckslosen Stücke roter Ofenpaprika den grundsätzlich guten Eindruck etwas abschwächten. Wäre hier etwa noch eine konzentriert gemüsefruchtige Zubereitung ins Spiel gekommen, hätte dieses Gericht die 6-Pfannen-Marke geknackt…

Nur denkbar knapp vor einer noch höheren Bewertung lag dann auch der süße Abschluss in Form eines Holunderblüteneises mit üppiger Cremigkeit (aber eher wenig von den typischen floralen Aromen), das auf einem saftigen Pistazienbiskuit neben dunkel eingelegten Herzkirschen und karamelligen Thymianhippen angerichtet war und dergestalt dann doch deutliche Kontraste und eine gewisse Spannung auf den Teller brachte.

In jedem Fall bietet das Rosenthal Casino in der aktuellen Formkurve wieder ein stimmiges und sehr positives Gesamtbild, zu dem auch das engagiert und souverän auftretende Serviceteam und eine gut gepflegte Weinkarte mit vielen trinkfreudigen und sogar einigen hochwertigeren Tropfen seinen Teil beiträgt.