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Fotos: Rolin

Rolin

im Hotel Cap Polonio
Fahltskamp 48
25421 Pinneberg
04101-5330

aktualisiert: 11 / 2022
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-Sa ab 18 Uhr, So-Di Ruhetag
Hauptgerichte: 24-54 €,
Menüs: 39-89 €

Natürlich macht die Personalknappheit in der Gastronomie auch vor Pinneberg nicht Halt und so musste vor geraumer Zeit das Restaurant Rolin im Hotel Cap Polonio, das bislang immer auch mittags geöffnet hatte, seine Servicezeiten auf den Abend reduzieren. Gar nichts reduziert wurde im Zuge dessen aber erfreulicherweise auf der Speisekarte und an der Qualität der Gerichte von Marc Ostermann, der das charmant patinierte Lokal nun von Mittwoch- bis Samstagabend unverändert engagiert und auf erstaunlich hohem Niveau bekocht. Der Chef baut dafür seit jeher auf klassische Substanz, denn seine Küche überzeugt seit vielen Jahren durch viel mehr Sein als Schein, ohne übertriebenen Exklusivitätsdrang, aber mit jeder Menge handwerklichem Können und überraschend viel Gespür für Details.

Ein Vorspeisenklassiker des Hauses, den wir hier in der Vergangenheit schon öfter mal gegessen haben, ist der schottische Lachs in „Label Rouge“-Qualität im Kräutermantel mit Crème fraîche, grünem Spargel und Amalfi-Zitrone, an der man exemplarisch sehr schön erklären kann, wo die Qualitäten von Marc Ostermanns Kulinarium liegen und warum wir es schon seit Jahren so hoch bewerten. Der Fisch selbst, der hier akkurat als kreisrundes Medaillon geformt und auf einem Bett von Crème fraîche angerichtet ist, beeindruckt jedes Mal mit klarem, mildem Geschmack, ist optimal festfleischig und wird hauptsächlich von seinem Rand aus duftigen, saftigen Kräutern aromatisiert. Und das reicht völlig aus. Der glasierte grüne Spargel hat noch genau die richtige Knackigkeit und wirkt auch sonst wie frisch aus dem Ei gepellt, der Friséesalat on top ist nicht bloß trockenes Gestrüpp, sondern schmackhaft fruchtig mariniert, das Zitronenconfit, das in dünner Spur drumherum gezogen wird, nicht bloß herb und sauer, sondern bringt auch eine adäquate Süße mit, die das Ganze rund macht. Da passt wirklich alles…

Nicht ganz so hohes Niveau bot die vegetarische Vorspeise um in Kataifistroh gebackenen Feta von der Insel Lesbos, der auf Hummus thronte und von Minzpesto und Granatapfelkernen schon eine gewisse Frische verliehen bekam, die aber proportional gegenüber Käse, Knuspergestrüpp und Kichererbsenpüree nicht ganz ausreichte, um hier ein vergleichbar vollkommenes, ausgewogenes Bild zu malen. Viel besser funktionierte das beim Zwischengang um geröstete Black Tiger Garnelen. Die nämlich tummelten sich mit glasigem Kern und der herben zitrischen Frische von Limettenschalenabrieb aromatisiert, gemeinsam mit proportional wieder optimal bemessenen Mengen von Wildem Brokkoli und Süßkartoffelcreme in einer mit Sesam akzentuierten milden Currysauce auf Krustentierbasis. Und letztere zeigte einmal mehr, auf welch starker klassischer handwerklicher Basis Marc Ostermanns Küche steht und wie viel Substanz die Zubereitungen haben.

Und weil auch die Produkte stets von beachtlicher Qualität sind – nicht high-end natürlich, aber klar überdurchschnittlich – machen eben gerade solche Klassiker wie beispielsweise ein „Rinderfilet Rossini“ großen Spaß. Das gut gereifte und perfekt behandelte Filet, das mit einer tadellos festen, knusprig gebratenen Tranche von der Entenleber sowie einer mit Entenleber gefüllten gebackenen Kartoffelpraline zum Türmchen gestapelt war, thronte saftig und aromatisch auf einer fantastischen Trüffeljus. Überflüssig zu erwähnen, dass die mit fein ausgewogenem Spiel von alkoholischer Süße, Würze und Säure nur hundert Prozent natürlich erdig nach guter schwarzer Trüffel geschmeckt hat. Kein artifizielles künstliches Trüffelaroma – nur reiner Wohlgeschmack.

Ohne bemüht aufwendiges Gefrickel, zehnfaches Deklinieren eines Produkts oder mengenmäßig ausufernder Eskapaden, wie das auf den Desserttellern der ambitionierten Restaurants allzu oft der Fall ist, zeigt Ostermann dann auch im süßen Finale, dass sich mit guten Ideen auch auf einfache Art finessenreicher Nachtisch produzieren lässt, wenn man weiß, wie es geht. Zuletzt gelang das in Gestalt eines Schälchens mit einer von dunklem Schokoladenspiegel überzogenen karamelligen Mousse aus belgischer Schokolade, die lediglich von einer Nocke Estragon-Milcheis gekrönt war.

All diese Dinge werden in einem Gastraum serviert, der aus Teilen des Mobiliars des ehemaligen Luxusliners „Cap Polonio“ besteht und so ein wenig „Prunkliner-Atmosphäre“ der goldenen Zwanziger versprüht. Das wirkt herrlich aus der Zeit gefallen und ist ein wohltuender Gegenentwurf zu den modernen Casual-Dining-Konzepten vom Reißbrett. Die Weinkarte listet viele gute deutsche Rieslinge, hat daneben aber auch viele andere lohnende Offerten zu erschwinglichen Preisen zu bieten.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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