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Fotos: Restaurant Kevin Gideon

Restaurant Kevin Gideon

Donnerschweer Str. 325
26123 Oldenburg
0441-18005066

aktualisiert: 11 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Di-Sa ab 18 Uhr, So u. Mo Ruhetag
Menüs: 85-140 €

Der von außen originalgetreue, innen modern ausgestaltete Fachwerkhof am Stadtrand von Oldenburg ist schon allein als Location einen Besuch wert. Doch in diesem schönen historischen Gebäude, in dem traditionelle Architektur und modernes Design eine äußerst reizvolle Verbindung eingehen, wird auch noch ausgesprochen gut und ambitioniert gekocht. Auf Kevin Gideons dunklen blanken Holztischen geht es kreativ und weltoffen zu. Geboten wird nurmehr ausschließlich ein vier- bis sechgängiges Menü in aparten Portionsgrößen, das keine bestimmte Stilrichtung verfolgt, sich aber in jedem Fall bunt, aromatisch und einfallsreich präsentiert.

Und das Wichtigste gleich vorweg: bei allem Originalitätsdrang hat sich der noch junge Chef mittlerweile so weit gezügelt, dass nicht mehr wie in früherer Zeit vieles der Optik und der Idee untergeordnet ist, sondern es in erster Linie um den Geschmack geht. So war beispielsweise diesmal nicht mehr partout auf jedem Teller eine Nocke Eis oder Sorbet zu finden, was in der Vergangenheit immer wieder mal zu Süße-Overkills geführt hatte.

Auch sonst wirkte das Kulinarium auf den ersten Blick etwas weniger verspielt und eben mehr auf Produkt und Geschmack getrimmt. Beginnend schon bei der Apero-Trilogie mit saftiger kleiner Entenfleisch-Frühlingsrolle, gebackener Blutwurst mit Perlzwiebel und Apfel sowie dem bereits aus vorausgegangenen Besuchen bekannten Yuzu-Baiser-Burger mit Rauchaal, eingelegter Gurke und Ponzu-Gel. Besonders deutlich dann beim Amuse-Bouche, das sich um drei sehr gegenständliche und schlichte Spielarten von Tomate und Rosmarin mit einer Schnitte aus (etwas kompakter und mampfiger) Foccachia drehte: cremige Suppe, pikantes Confit mit Rosmarin-Rahmeis und ein bunter Tomatensalat en miniature.

Aber auch wenn es ambitionierter und exotischer wird, hält das Team zunehmend besser die Balance und schießt immer weniger übers Ziel hinaus. So auch bei der Vorspeise mit sekundenkurz ringsum angebratenem und ansonsten nur roh mit einer dezenten Sojalasur mariniertem Hamachi in Gesellschaft verschiedener Algen-Komponenten – unter anderem als mit Sushireis gefüllte Nori-Röllchen, Algenkaviar, Chip und Passepierre – Mandarine (eingelegt und als Gel) und einem moderat umamiwürzigen Sud. Selbst das tendenziell fruchtig süße, weil auf Mandarinen-Basis zubereitete Dillsorbet fügte sich hier als ausgewogener Akzent harmonisch ein und machte an dieser Stelle mal wirklich Sinn.

Beim Zwischengang „Garnele, Kohlrabi, Verbene“ waren mit Segmenten von gebratener Rotgarnele und roh marinierten Ebi-Garnelen gleich zwei Krustentiere aufgeboten. Dazu etwas Kohlrabi in zart knackig und cremiger Facon sowie zweierlei Gels von Verbene und Tamarinde und ein Kürbiskernöl-Sud, der auch noch eine nussige Facette einbrachte. Alles gut ausgewogen und ohne unnötige Irritationen einem klaren aromatischen Konzept folgend.

Dass nicht jeder Teller unbedingt irgendwas Kreatives an sich haben muss und weniger oft einfach mehr ist, das bewies dann auch ein Intermezzo mit hausgemachter dünner Pasta, Herzmuscheln, Blattpetersilienpesto und Schmorpaprikasauce. Sehr klassisch, ganz unaufgeregt, klar herausgearbeitete Aromen, gute Produkte, stimmige Konsistenzen – sprich: ein Teller zum Wohlfühlen.

Nach einem weiteren Zwischengang von Burrata, Fenchel und Orange folgte ein nicht unbedingt puristischer, aber doch klar auf das Hauptprodukt abgestellter Fleischgang, der sich um perfekt auf den Punkt gebrachtes, mit grob gemahlenem Pfeffer und Maldon Sea Salt Flocken gewürztes Hirschrückensteak-Medaillon drehte. Umspielt vom gar nicht mal unspannenden Akkord aus Blaubeere (als Gel und Beeren), Mini-Radieschen, Rauchmandel, etwas Creme von fermentiertem Knoblauch und einer ausgewogenen, nicht zu dichten und plakativen Teriyaki-Blaubeerjus einmal mehr ein Grund, die Bewertung in diesem Jahr auf knappe 7 Pfannen zu erhöhen.

Zumal das zum Ende das hervorragende Dessert rund um Zimteis, zweierlei Zwetschge, Zimtbrioche, Schokoladenganache und einem dezenten Hauch zitrischer Frische fast schon zwingend machte: ein ebenso gefälliger wie animierender, perfekt proportionierter und handwerklich sauber ausgeführter Nachtisch mit sehr delikatem, weil intensivem, aber überhaupt nicht aufdringlichem Zimtaroma in der auf Kokosmilch-Basis zubereiteten Eisnocke. Nichts als Lob auch für den professionellen Service, der auch ansprechende Weinempfehlungen und alkoholfreie Alternativen umfasst.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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