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Fotos: SKYKITCHEN

SKYKITCHEN

Vienna House Andel's Berlin
Landsberger Allee 106
10369 Berlin (Lichtenberg)
030-4530532620

aktualisiert: 07 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Di-Sa ab 18 Uhr, So u. Mo Ruhetag
Menüs: 150-263 €

Lichtenberg gilt nicht unbedingt als Foodie-Hotspot unter den Berliner Bezirken. Umso höher ist es den Betreibern des „Vienna House“ anzurechnen, dass sie ihrem eher pragmatischen Business-Hotel an einer Ausfallstraße Richtung Nordosten ein schickes Fine-Dining-Restaurant im 14. Stock gönnen. Hier ist nicht nur die Aussicht Richtung Fernsehturm und Sonnenuntergang grandios, auch der smarte Mid-Century-Look mit bunten Farben ist eine Freude. Und der Küche von Sascha Kurgan merkt man ihre Gestaltungsfreude an.

Vergangenes Jahr hat er von Alexander Koppe übernommen, nachdem er hier zuvor schon eine Zeitlang als Souschef gewirkt hatte. Was auffällt: Der ehemalige Wissler-Schüler löst sich von dem regional geprägten Stil seines Vorgängers und kocht mit großem technischem Aufwand. Gleich zu Beginn ein mediterraner Gang aus sehr vielen Komponenten: eine leicht scharfe, mit Koriander abgeschmeckte, geklärte Gazpacho, eine abgeflämmte Green Zebra-Tomate, dazu Olivenöl-Perlen, Paprikacreme und -tartar sowie eine schmelzige Burrata-Sphäre. Zu diesem an sich schon ziemlich guten High-End-Tomatensalat gab es auch noch einen zarten, gebratenen Oktopus samt Tapioka-Chip und à part eine Chorizo-Praline mit Oktopusschaum. Fast zwei Gänge auf einmal.

Ein Traditionsgang im „Skykitchen“ ist das Onsen-Ei, das hier schon seit Jahren auf der Karte steht. Kurgans aktuelle Version kommt mit Schinkenwürfeln, Eiercreme und einem Klecks Kaviar daher. Kräuteröl, Dillblüten und eingelegter Rettich spenden ihm etwas Frische, genau wie das transparente Blatt Wermutgelee, welches das Ensemble abdeckt und auf dem ein luftiger, aber dichter Nussbutterschaum aus dem Siphon thront. Ein salzig-cremiger Pleaser.

Technische Finessen auch beim folgenden, wieder deutlich mediterran geprägten Gang: Zum wunderbar saftig gebratenen, leicht süßlich mit Sojasauce lackierten Seeteufel gibt es eine Fake-Olive. In einer Sphäre befindet sich zudem eine wuchtig-salzige Tapenade, darunter knusprige Olivenerde. Stimmig begleitet von einem cremig angedickten Barigoulesud, Kapernmayonnaise und eingelegten Bärlauchknospen entsteht daraus ein modern interpretierter mediterraner Klassiker.

Der beste Teller unseres jüngsten Testbesuchs, weil er das Produkt am klarsten in Szene gesetzt hat, war die ebenso zarte und saftige wie krachend knusprige Tranche vom Spanferkelbauch mit einem abgebunden Specksud und Paprikaöl. Die Bäckchen des Ferkels gabs zudem geschmort in einem filigranen Dim Sum, dazu außerdem feine, mit Bohnenkraut verstärkte Bohnenstreifen sowie ein buttriger Maitake-Pilz. Ein feinrustikales, sommerliches Vergnügen.

Da kam die saftige Perlhuhnbrust im Hauptgang nicht ganz ran. Manchmal würzt Kurgan recht forsch, im Falle der abgeflämmte Maiscreme – der Form eines Kolbens nachempfunden – zu forsch. Dazu gab es ein sommerliches Ensemble aus Maiskörnern, Maiskölbchen, Pfifferlingen, Aprikosen und Creme von Macadamia. Insgesamt ein touch too much.

Manchmal hat nicht alles auf den ziemlich detailreich ausgestalteten Tellern eine klare Funktion, jedenfalls nicht immer eine geschmackliche. Die süßen, vanilligen Tupfer im Dessert etwa dienten im Wesentlichen dazu, ein paar Blüten Halt zu geben. Dabei war die Pannacotta mit Zitronenmelisse, Shisoblüten, Ananaserdbeeren und Ziegenmilcheis mit Salzkaramell doch eigentlich schon vielschichtig genug.

Bei den Weinen setzt Sommelière Sharin Polte die Linie des Hauses fort. Man blickt neugierig Richtung Südost-Europa, hat etwa kraftvolle serbische und griechische Weine in der Begleitung. Ein besonderes Augenmerk wirft sie auf alkoholfreie Getränke, die sie ebenfalls in der Begleitung einsetzt, aber nicht Wasserkefir oder Kombucha, sondern eher Säfte und Auszüge, die sie selbst herstellt. Zur Perlhuhnbrust etwa eine vollmundige Kombination aus Kirschsaft mit Paprika und Piment d’Espelette, die allerdings nebenbei die Frage aufwirft, ob man von solchen Kompositionen auch sechs Gläser zum Menü schaffen würde. Überhaupt, der Service: Das Team unter Leitung von Barbara Merl versprüht eine ganz eigene Berliner Herzlichkeit. Es gibt nicht viele in der Hauptstadt, die das besser machen!

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