Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Abends |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Wer in den Genuss eines Lunchs oder Dinners im Hofgut kommt, der bekommt noch viel mehr geboten. Schon die Anfahrt hoch zum Zeugenberg Hohenkarpfen durch das Landschaftsschutzgebiet am Rande der Schwäbischen Alb mit Aussicht in den Schwarzwald ist spektakulär. Obendrein hat die benachbarte Kunststiftung nicht nur im Gebäude – sofern sich die Öffnungszeiten mit dem Restaurantbesuch decken – was zu bieten, sondern auch mit Skulpturen drumherum. Und schließlich begeistert das Setting des ehemaligen und nun denkmalgeschützten Bauernhofs mit Holzdielen, Fachwerk und liebevoll dekorierten Tischen samt fantastischer Aussicht hinunter ins Tal.
Aber allein schon das Essen: Mit einem regulären und einem vegetarischen Menü sowie ergänzenden À-la-carte-Gerichten gibt es eine schöne Auswahl zu einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis – und das an sieben Tagen in der Woche! Als stimmigen Auftakt zu unseren je drei Gängen (vier sind im Menü geschrieben) gab es dunkles Walnussbrot mit Paprikabutter, anschließend je einen Degustationslöffel mit einer feinfruchtigen Caprese-Interpretation und einer frischsäuerlichen Ceviche mit Kabeljau.
Da à la carte einige Gerichte mit hochwertigem Fleisch gelistet waren, haben wir uns für Carpaccio vom Rinderfilet als eine der Vorspeisen entschieden. Großflächig über den Teller verteilt, waren die kreisrund aufgeschnittenen, leuchtend roten Scheiben gottlob nur sehr dezent mit etwas Trüffelöl aromatisiert. Zur milden Würze mit Scheiben vom Manchegokäse, der nussigen Süße von Pinienkernen und potenzierter Power eines geräucherten Tomatenpestos in einem Schälchen gab es noch einen frischen Säurekick durch gut angemachte Ruccolablätter mit Kräutern und Sprossen in einem Knuspernest obenauf.
Herausgelöst aus dem vegetarischen Menü überzeugte die „4 Stunden Bete“. Basis war eine Vinaigrette (so stand es in der Karte), die aber trotz ihrer Säure mit fruchtiger Süße und – der Farbe nach zu urteilen – Rote-Bete-Saft, schon fast ein Süppchen war, in dem mit Senfkörnern, Schnittlauch und anderen Kräutern spitze und scharfe Akzente gesetzt wurden. Darin lag ein sanft gegartes Betestück sowie eine Scheibe karamellisierter Ziegenfrischkäse gleichen Durchmessers. Einen Kontrapunkt setzte am Rand des Tellers eine Hummus-Kugel (mit Rote-Bete-Chip und -Streifen), die durch orientalische Gewürze eine herb-metallische Note ins Spiel brachte und somit der Aromenrundreise des Gerichts noch eine Kante gab.
Auch bei den Hauptgerichten wurde sowohl bei Technik und Optik als auch bei der Ausarbeitung der Geschmacksrichtungen präzise ans Werk gegangen, wobei man allenfalls bemängeln könnte, dass der norwegische Winterkabeljau etwas schwach gewürzt war. Es handelte sich aber auch um eine außerordentlich hohe Tranche mit sich schön glasig lösenden Lamellen, auf die viel Périgordtrüffel und somit viel erdiges Aroma gehobelt war. Das Gericht wurde angegossen mit einem tiefgrünen Sud von Brunnenkresse und somit ragten aus dem Teller neben dem Fisch zwei weitere Inseln heraus, in denen Topinambur variiert wurde: in Stücken, als aufgefächerte Chips und auf einem Sockel herzhaften Kartoffelpürees eine Creme in einem mutmaßlich mit Kohle geschwärzten Tempura-Ring.
Auf dem vegetarischen Teller war noch mehr los! Viele Komponenten in unterschiedlichen Texturen formierten sich hier zu einem abwechslungsreichen Geschmacksbild: In der Mitte thronte ein Stundenei, hier angegossen mit einer dickflüssigeren Liebstöckelsauce. Kross gebackene Maniakwurzel, gegrillte Zucchini- und gepickelte Apfel- und Radieschenscheiben sowie knusprige Kartoffelgitter, dazu noch sautierte Kräuterseitlinge sowie ein Petersilienwurzelpüree. Jede Gabel beziehungsweise jeder Löffel bot eine neue Nuance, ohne dass das Gericht auseinanderfiel.
Auch mit den Desserts wurde aufgetrumpft. Einmal mit Litschi als Eis mit Kaffirlimettenaroma, dazu Kokos und Joghurt schaumig und cremig, alles gespickt mit weißer Schokolade und umringt von Mangomousse-Tupfern, etwas eigenwillig direkt auf einem Kühlpad serviert. Die „Zitrusexpolosion“ war wie vermutet etwas herber, zumal hier auch mit Grapefruit als Sorbet und stückig, mit Kumquat und Limettenscheiben, sowie mit Orange gearbeitet wurde. Solide Basis der Agrumenfrüchte war ein Baumkuchen, kohlrabenschwarze Luftschokolade und weiße Mousse lieferten bitter-süße Kontraste dazu. Allein die verschieden großen Tupfer Lemoncurd mit ihrem sehr hohen Eigelbgehalt waren dann wirklich etwas für Liebhaber.
Optional gibt es übrigens auch eine Auswahl an französischem Rohmilchkäse. Die Auswahl an offen Weinen allerdings könnte noch etwas ausgebaut werden. Und wenn sich dann im Sinne von „etwas weniger wäre mehr“ künftig der eine oder andere Teller etwas aufgeräumter präsentieren würde, wäre locker auch noch ein Bonuspfeil drin.
Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.