Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
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Abends |
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Mo von 12-14.30 Uhr, Di-Fr von 12-14.30 Uhr u. ab 18 Uhr, Sa ab 18 Uhr, So Ruhetag |
Hauptgerichte: 26-38 €, Menüs: 119 € |
Auch wenn sich die Wege des Restaurant Pots und Dieter Müller Anfang 2023 getrennt haben, blieb das Konzept unangetastet. Typisch deutsche Gerichte oder zumindest regionale Produkte und Zubereitungsarten auf zeitgemäße und bisweilen auch kreative Art zu interpretieren hatten sich die Kochlegende und die Verantwortlichen des Ritz-Carlton Hotels am Potsdamer Platz seinerzeit auf die Fahnen geschrieben, als sie dieses äußerst großzügig und geschmackvoll gestaltete, dabei aber nicht zu luxuriös anmutende Restaurant mit offener, kupferverkleideter Küche ins Leben gerufen haben. Dass der Grand Chef hier nicht selbst am Herd stehen, sondern mehr als Ideen- und Namensgeber fungieren und in Zusammenarbeit mit dem Team vor Ort Gerichte entwickelten würde, war dabei von Anfang an ebenso gesetzt wie das populäre Sharing-Konzept.
Letzteres wurde schon während der Coronazeit unter der Ägide von Küchenchef Christopher Kujanski eingestellt – zunächst, weil pandemiebedingt meist nicht mehr so viele Leute an einer Tafel sitzen konnten und wollten, mittlerweile aber aus Überzeugung. Denn nachdem die Gerichte in kleinere Einzelportionen umgedacht und eleganter und elaborierter angerichtet werden konnten, sah das Kulinarium plötzlich viel mehr nach Fine dining aus und im Rahmen des mittlerweile fest gesetzten sechsgängigen Abendmenüs lassen sich natürlich die Abläufe in der Küche besser koordinieren und so letztlich die Gerichte perfektionieren. Logisches Resultat war bereits im letzten Jahr die erneute Aufwertung auf mittlerweile 7 Pfannen.
Die waren auch nach unserem jüngsten Besuch wieder gerechtfertigt, wenngleich aber diesmal nur sehr knapp, denn im direktvergleich mit den Gerichten aus der vorausgegangenen Testsaison wirkten manche Teller etwas schlichter konzipiert und insbesondere handwerklich etwas gröber ausgeführt. Nach wie vor aber alles professionell zubereitete Dinge klassischer Machart aus heimischen Produkten, ohne viel Firlefanz, ohne Experimente, aber auch nicht ohne Raffinesse und Feinsinn erdacht und umgesetzt. Los ging es auch diesmal mit dampfend heiß, knusprig und saftig aufgetragenen Brot nebst Kräuterquark, Malzbutter und sauer eingelegtem Gemüse…
…und mit rasantem Tempo, denn bereits wenige Augenblicke, nachdem der Aperitif serviert war, stand auch schon die Vorspeise auf dem Tisch: eine wunderbar mild gebeizte, klararomatisch schmeckende, festfleischige Tranche von der Forelle, auf der Hautseite rauchig abgeflämmt und zusammen mit ihrem eigenen Kaviar und ein paar Nordseekrabben im Kreise verschiedener bunter Bete-Komponenten angerichtet. Frisch, sauber, klar, transparent, unverfälschter und freigestellter Eigengeschmack, sanft von der nussigen Erdigkeit der Topinamburknolle untermalt. Ein animierender Start also.
In eine ähnlich frische, vegetabile Richtung, aber mit etwas mehr Würze, ging es mit den gegrillten Kohlrabi-Lamellen, die das Team – ergänzt um eine Kohlrabicreme und knackige marinierte Kohlrabischeiben sowie etwas Kresse on top – in einer mit geräuchertem Schwarzwälder Schinken aromatisierten Beurre blanc schwimmen ließ. Auch das war eine äußerst gelungene Sache, weil der Kohlrabi hier in seinen unterschiedlichen Facetten eine gewisse Bandbreite auf den Teller brachte, und von der Sauce markant unterstützt auf ein höheres Level gehievt wurde. Durch den Schinken natürlich keine vegetarische Angelegenheit, aber durchaus ein Beweis, dass das Team auch sehr gut mit Gemüse kann.
Noch weiter von vegetarischer Kost entfernt lag freilich die reizvolle Kombination von schneeweiß glänzendem saftigem Kabeljau und kross angebratener Blutwurst, die auf einem Podest aus gelben Linsen aus ihrem See aus buttrig hinterlegter Sauce von Spreewaldgurken und viel Dill ragten. Auch das war ein schön ausdrucksstarkes und lebhaftes Geschmacksbild von guter Balance zwischen Säure und Würze. Und ein ebenso gelungenes schnörkelloses Vier-Komponenten-Gericht wie die in längliche Tranchen geschnittene rosa Entenbrust auf einem Rosenkohlpüree, fruchtig-säuerlich angespitzt von Ragout und Püree der Zwetschge und umarmt von kräftiger Entenjus.
Und während insbesondere noch die Vorspeise und die beiden ersten Zwischengänge etwas elaborierter daherkamen, repräsentierte Brandenburger Gans aus dem Ofen mit Rotkohl und Kartoffelkloß dann tatsächlich ein gänzlich uneitles und gutbürgerliches Tellerbild. Was aber keinesfalls über Geschmack und die Qualität dieses urdeutschen Traditionsgerichts hinwegtäuschen konnte, die nämlich vom saftigen Fleisch über das perfekt bissfeste Kraut und den schmelzigen Knödel bis zur komplexen Sauce bei aller Unkompliziertheit und Gegenständlichkeit schon gourmetmäßig anspruchsvoll waren.
Voll auf Fine-Dining-Linie – und zwar auch optisch und kompositorisch – lag dann wieder das anspruchsvoll gefertigte Dessert von Kirsche, Mandel und Petersilie, das die Speisefolge leicht, modern und kreativ auf hohem Niveau abschloss. Dass es der Service hier überwiegend mit einer sehr internationalen Klientel und weniger mit heimischem Publikum zu tun hat, merkt man sofort, wenn er beharrlich beim Englisch bleibt, obwohl man bequem in die gemeinsame Muttersprache wechseln könnte. Und während sich die Speisen, gemessen an der gebotenen Qualität, nach wie vor sehr moderat kalkuliert wirken, haben die Preise der mit deutschen Gewächsen gut sortierten Weinkarte auch eher internationales Niveau. Alles in allem bleibt aber dennoch immer der Eindruck eines stimmigen Preis-Genuss-Verhältnisses.
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