Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mi-Sa ab 18 Uhr, So-Di Ruhetag |
Menüs: 59-89 € |
Der leicht erhöht am Rande von Bayrischzell mitten in den Bayerischen Alpen gelegene Tannerhof ist eine sehr reizvolle eigene kleine Welt mit spannenden Kontrasten: Auf der einen Seite liegt die idyllische Natur und der urig traditionelle Almhof, aus dem das Hotel entstanden ist, direkt vor der Nase. Auf der anderen Seite gibt es viel Komfort und mit Glas und Holz sehr luftig und modern wirkende Neubauten, die organisch in das Anwesen integriert sind. Aber auch das Angebot im Tannerhof, das grundsätzlich auf eine möglichst ganzheitliche Auszeit vom Alltag ausgerichtet ist, verbindet spannende Gegensätze.
Während manche Gäste das umfassende medizinische Angebot nutzen, um einen möglichst wirkungsvollen Reset zu erreichen und sich abends in der Fastenstube einfinden oder den abendlichen Gemüseteller genießen, gibt es direkt nebenan im Restaurant Pool – oder im Sommer auf der idyllischen Terrasse mit Bergblick – ein ausgedehntes Menü in vier bis sechs Gängen. Dieses steht von Donnerstag bis Samstag dann auch externen Besuchern offen, mit einer je nach Wochentag unterschiedlichen Ausrichtung. Mal rein vegetarisch, mal mit Fisch oder auch mit Fisch und Fleisch…
Allen Varianten gemeinsam ist eine betont leichte und natürliche Stilistik, die an den meisten Stellen vom Detailaufwand her eher einfach bleibt, aber auf diese Art gut die hohe Qualität der verwendeten Produkte nach vorn stellt und in ihren besten Momenten durch die einfallsreiche Zusammenstellung für Spannung und Kontraste sorgt. Das passt ausgezeichnet zum Gesamtkonzept, hebt sich in dieser Form klar vom durchschnittlichen Angebot in alpenländischen Gasthäusern ab und lohnt schon deshalb einen Besuch nicht nur wegen der idyllischen Umgebung.
Im Restaurant angekommen, warten an den Tischen schon verschiedenerlei Brot und Kräuterquark auf die in der Regel ungefähr zur gleichen Zeit startenden Gäste – und dazu gesellt sich dann im Handumdrehen schon eine erste Einstimmung auf das Menü. Zuletzt war das eine in einem kleinen handgetöpferten Tässchen servierte Suppe aus Urkarotte und Roter Bete, die bereits sehr gut den auf Schlichtheit und Natürlichkeit setzenden Stil der Küche repräsentierte: Das Süppchen schmeckte vor allem konzentriert erdig-süßlich nach den verwendeten Gemüsen – ohne abmildernde Sahne und dennoch samtig cremig – und wurde nur von einer subtil nachklingenden Ingwerschärfe und etwas Limone akzentuiert.
Die gleiche Handschrift, nur etwas vielfältiger ausgeführt, prägte dann auch die erste Vorspeise. Mit zart ausgestochenen Ringen von der Mairübe, die mit mild-süßlicher Karottencreme gefüllt wurden, gab es ebenfalls sehr natürlich gehaltene Komponenten – solo sogar allzu mild. In der Verbindung mit in Kräuterpesto marinierter Burrata, dillwürzigem Tomatenconcassé für wichtige Säure und einem Leinsamen-Crostini ergab sich aber doch ein abwechslungsreiches Bild. Jedes Detail einfach gehalten, aber insgesamt mit gut abgestimmten Kontrasten.
Das galt dann genauso auch für die akkurat geformten Schlutzkrapfen mit einer zartcremigen Füllung aus Kartoffel und Ingwer, leicht und beschwingt untermalt von einem Gemüsesud mit Kräuterpesto und aufgelockert von Brokkoli, Karotten und jungem Mangold. Das wirkte harmonisch und – typisch Pasta – natürlich auch schmeichelnd, hatte aber auch eine kleine Schwachstelle: Die schlichte Form führte hier dazu, dass beispielsweise durch den etwas zu weich und matt wirkenden Brokkoli und die erneut sehr natürlich-milden Karotten ein etwas massiger Eindruck entstand. Da wäre mit ein bisschen mehr Augenmerk auf Details (knackigeres Gemüse) oder etwas feineren Akzenten noch mehr möglich gewesen.
Dafür stimmte dann bei der Schokoladentarte mit hauchdünnem Mürbteig und zart gebackener Schokoladenfüllung wieder alles: Es gab viel intensiv dunkle Kakao-Power mit verführerischem Schmelz und dazu die ganz klassische Kombination mit duftig-hellem Vanilleeis, die auch an dieser Stelle ausgezeichnet funktionierte, während sanft angezogene Orangenfilets genau das richtige Maß an Frucht und Säure beisteuerten. Fein!
Ganz am Ende wartet dann noch eine kleine Auswahl regionaler Käse, die zwar nicht ganz mit internationalem Top-Niveau mithalten, aber dafür mit ausgeprägt eigenem Charakter und liebevoller Präsentation punkten können. Und neben einer attraktiven Auswahl gesundheitsbewusster alkoholfreier Getränke gibt es außerdem eine kleine, aber feine Auswahl durchweg biologisch erzeugter Weine. Zwar nicht „high-end“, aber gut durchdacht ein breites Spektrum abdeckend, so dass der Genuss in jedem Fall auch in den Gläsern nicht zu kurz kommt. Und bei der Auswahl steht das aufmerksame Serviceteam genauso charmant und entspannt zur Seite, wie bei allen anderen Anliegen.
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