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Fotos: Ostseelounge

Ostseelounge

im Strandhotel Fischland
Ernst-Moritz-Arndt-Str. 6
18347 Ostseebad Dierhagen
038226-520

aktualisiert: 07 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do-So ab 18.30 Uhr, Mo-Mi Ruhetag
Menüs: 148-172 €

Es gibt in Deutschland nicht allzu viele ähnlich spektakulär gelegene Gourmetrestaurants wie die Ostseelounge im obersten Stockwerk des Standhotel Fischland. Hier nämlich tut sich durch die durchgehende Fensterfront ein unverstellter Ausblick auf das offene Meer, den weiten Horizont in alle Richtungen, und zig Kilometer langen Strand auf. Wenn man dann noch das Glück hat, witterungsbedingt den Aperitif und die ersten kleinen Grüße vorweg draußen auf der Dachterrasse zu genießen, dann kommt das der Idealvorstellung eigentlich schon sehr nahe. Mit seinem großzügigen, schlicht-modernen Wohnzimmerambiente und einem ausgesprochen sympathischen und zuvorkommenden Serviceteam ist das Restaurant auch sonst sehr angenehm und zu allem Überfluss wird hier auch noch richtig gut gekocht.

Für letzteres zeichnen schon seit vergangenem Jahr André Beiersdorff und Matthias Stolze als Küchenchef-Doppelspitze verantwortlich, die nach einer etwas heterogeneren Performance beim letzten Testbesuch mittlerweile voll in die Spur gefunden und jüngst eine sehr souveräne Küchenleistung auf schwankungsfreiem 7-Pfannen-Niveau geboten haben. Schon die Apero-Snacks gefielen durch die Bank mit guter Qualität und klarem, deutlichem Geschmack. Und weil hier die Produkte grundsätzlich überdurchschnittlich und die Zubereitungen sehr genau sind, funktioniert auch ein kompositorisch überschaubares und eher karg ausgedachtes Gericht wie die tipptopp gebratene Jakobsmuschel mit etwas Kartoffelknusper nebst einem Klecks Selleriemousseline und zwei Spitzen von Wildem Spargel tadellos, das es zuletzt als Amuse-Bouche gab.

Aus ähnlichen Gründen war auch die mild gebeizte und kräftig abgeflämmte Fjordforelle eine runde Sache, die im Grunde nur von Gurkenschleifen flankiert auf einen Sockel aus Gurkengrütze angerichtet wurde – zumal der Gurkensockel auch noch mit einer mit Forellenkaviar vermengten Sauerrahmcreme gefüllt war, die hier weitere Facetten, noch etwas Frische und Schmelz auf den Teller brachte. Und nach dieser tendenziell eher nordisch angehauchten Vorspeise folgte mit dem Carabinero auf Krustentiersauce nebst kraftvoll basilikumwürzig aromatisiertem Auberginenkompott ein stark mediterran gefärbtes Zwischengericht, auch wenn der in Geltupfen dazu addierte Zitrus-Akzent nicht etwa beispielsweise von Amalfizitrone, sondern von Kaffirlimette herrührte.

Eine sehr klassische und auch regionale Geschichte war der als Produkt ebenfalls sehr überzeugende Rehrücken von Wild aus heimischer Jagd, der perfekt gebraten, saftig, mit zartem Biss und nicht etwa zu Rehmatsch denaturiert, zusammen mit schnittlauchwürzig und feinsäuerlich aromatisierten knackigen kleinen Pfifferlingen und herbe Frucht sowie adäquate Süße spendenden Preiselbeeren zum Besten gegeben wurde. Und der marinierte Radicchio Treviso mit seinen dezenten Bitteraromen fügte sich da ebenfalls gut ins klassische Geschmacksbild ein. Generell lässt sich festhalten, dass das Herd-Duo Beiersdorff und Stolze keine Experimente macht und sehr gediegen komponiert, jedenfalls immer vollumfänglich im geschmackssicheren Bereich bleibt.

So wie auch bei der festfleischigen Steinbutt-Tranche in Kombination mit in Blattpetersiliencreme gehüllten und dergestalt ähnlich wie ein Risotto zubereiteten Fregola Sarda sowie etwas Artischocke und rotem Schmorpaprika-Saucenschaum, die wieder aus der mediterranen Aromenwelt herangeschwommen kam. Während es schließlich zum Fleischhauptgang zurück in heimische Gefilde ging: namentlich mit homogen zartrosa gegartem (vermutlich pochiertem) Filet und einem Würfel sanft geschmorter Haxe vom Kalb, die neben einer dunklen Kalbskopfjus und verschiedenen Urkarotten-Varietäten sowie etwas Vogelmiere aufgeboten waren. Auch das kein übermäßig originelles oder dynamisches Gericht, aber ein sehr harmonisches und natürliches in tadelloser Qualität.

Wie die herzhaften Sachen überzeugen auch die Desserts durch sehr gute Produkte und eine sorgfältige, aromatisch präzise Zubereitung. Deshalb schmeckten auch die saftig eingelegten, sehr attraktiv zwischen süß und sauer verorteten Kirschen, die als opulentes Vordessert mit Vanillesahne und geröstetem Pumpernickel ebenfalls recht gediegen kombiniert waren, deutlich interessanter, als es zunächst den Anschein machte. Und sie stahlen den namentlich origineller und aufwendiger umgesetzten Spielarten von der Erdbeere mit sehr gut und harmonisch eingeflochtenem Wasabi-Akzent und pufferndem Schmelz von Yuna Edelweiß Schokolade sowie einer Mini-Cremewaffel sogar fast ein wenig die Show – obgleich es sich dabei auch um einen durchaus ausgereiften und ansprechenden Nachtisch gehandelt hat.

Zu alldem gibt es auf Wunsch glasweise gut korrespondierende Weine wie zum Beispiel den 2018er „Max Bordeaux Blend“ von Miles Mossop Wines aus Stellenbosch zum Kalb im Hauptgang, der trotz seiner gefälligen internationalen Stilistik immer noch ein typischer Südafrikaner mit charakteristischer Graphitnote, mit gewissen Ecken und Kanten ist. Alternativ gibt es aber auch ansprechende alkoholfreie Getränkebegleiter, teilweise aus eigener Produktion.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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