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Das äußerst großzügig weitläufig gestaltete, nahtlos in Bar und Lobby übergehende Restaurant im Erdgeschoss des Hotel Orania empfängt seine Gäste mit warmen Farben, natürlichen Materialien und gedämpftem Licht in wohnlich-luxuriös anmutendem Ambiente. Die behagliche Ausgestaltung sowie verschiedene Raumteiler aus Stoff, die nicht von ungefähr an das einzigartige Schloss Elmau in der oberbayrischen Zugspitzregion erinnern, sorgen hier dafür, dass trotz der immensen Raumgröße keine hallenartige Atmosphäre herrscht. Live gespielte Jazz-Klänge untermalen die ganz besondere, sanft entschleunigte Stimmung der von Hotelier Dietmar Müller-Elmau konzipierten Räume. Und das Team um Küchenchef Philipp Vogel füllt sie aus ihrer offenen Küche heraus kulinarisch mit Leben.
Was uns hier ganz besonders gut gefällt, ist die Mischung aus Lässigkeit und hohem Anspruch, von der nicht nur die Gangart im Restaurant geprägt ist, sondern auch die Küche: Kein einheitliches Menü für alle Gäste mit gemeinsamem Beginn, kein angestrengtes Gefrickel auf den Tellern, kein streng durchchoreografierter Ablauf für künstlich aufgeblasenes Mittelmaß, sondern unkompliziert dargebotene Küche à la carte, die aber in den relevanten Details durchaus feingeschliffen und vor allem äußerst substanzstark daherkommt. Küchenchef Philipp Vogel, der sich die Verfeinerung des Elementaren auf die Fahnen geschrieben hat, schafft es mit sehr viel Know-How und dem richtigen Gespür für die wesentliche Dinge tatsächlich ausgesprochen gut, seine meist aus nicht mehr als drei Hauptkomponenten bestehenden Gerichte besonders ausdrucksstark wirken zu lassen.
Berühmt ist das Orania völlig zurecht für ein ganz bestimmtes Gericht: hier gibt es – ganz ohne Übertreibung – eine der besten und originalgetreusten Peking-Enten in ganz Deutschland! Ein absolutes Muss für jeden Kenner und als Viergang-Menü ab zwei Personen serviert wird. Die spezielle, äußerst fetthaltige und in dieser Qualität sehr rare Stockenten-Rasse bezieht der Chef von einer Bio-Farm aus Irland, die sogar nach China exportiert. Nach dem aufwendigen Vorbereitungs-Prozedere wie dem präzisen Aufblasen (damit sich die Haut von der Fettschicht trennt), dem sekundenkurzen Abbrühen in einem Tauchbad aus Wasser, Reisessig, Zucker und einigen anderen Ingredienzien, sowie dem obligatorischen mehrtägigen Trocken- und Reifeprozess, gart die Ente zunächst in einem speziellen großen Stahlkessel, bevor sie verlockend goldbraun an den Tisch gebracht wird.
Dort säbelt ihr der Service vor den Augen der Gäste zunächst rundum sehr sorgfältig die krosse Haut ab, mit der man sich anschließend ganz klassisch mit intensiv süßlich-würziger Hoisin-Sauce, Ingwer, eingelegten Gurkenstreifen, Lauch und wahlweise etwas braunem Zucker kleine Pfannkuchen füllt. Schon davor gibt es als ersten Gang eine grandiose, tiefwürzige Entenconsommé mit eleganter Süße, in der ein satt mit etwas Schmorfleisch und den Innereien der Ente gefüllter Dim-Sum-Dumpling schwimmt. Als dritter Aufzug folgt nach den Entenhaut-Wraps die ausgelöste, nachgebratene und in kleine Scheiben tranchierte Entenbrust auf pfeffrig-pikanter Entenjus mit raffiniertem Säurespiel, die ganz puristisch von säuerlich-scharfem Pak-Choi begleitet wird, und zuletzt kommt das von den Keulen gelöste Fleisch zusammen mit gebratenem Reis, Wasserkastanie, Sprossen und cremigem Eigelb als unkompliziertes, ebenfalls pikant gewürztes Löffelgericht in einem Schälchen daher.
Neben diesem formidablen Signature-Dish gibt es aber auch jede Menge anderer Gerichte, die im besten Falle ebenso viel Soufood-Charakter und hohen Wiedererkennungswert haben. Zum Beispiel die „Pizza X-Berg-Duck“, die stilecht im kleinen Pizzakarton daherkommt und kreatives Fastfood in slow repräsentiert: mit einem Boden aus Bao-Teig, darauf eine Grundlage aus Entenfleisch, Lauch, Rettich, Ingwer, Hoisin-Sauce und asiatisch aromatisierter Mayo, belegt mit Scheiben der knusprigen Haut der Peking-Ente. Oder zuletzt beispielsweise eine lauwarm servierte Vorspeise von geröstetem Pulpo, der zusammen mit Paprikagemüse in einem mit Chorizo pikant angeschärften, vollmundigen Sud schwamm. Auch das beherzt aromatisierte Tatar vom Büffelfilet, das als flächiges Arrangement mit angeröstetem Mini-Mais, einer Maiscreme, knusprigen Tacochips und der grünen Schärfe von Jalapeño ebenfalls so etwas wie Streetfood-Assoziationen weckte, würden wir in diese Kategorie stecken.
Von ähnlichem Format waren die panierten und knusprig ausgebackenen Krustentierstücke samt Krustentierpraline, die mit frisch gepulten knackigen Erbsen in einer mit Kokosmilch aromatisierten Krustentiersauce badeten. Im Hauptgang bekamen wir es diesmal unter anderem mit saftig zart confiertem und in einer Art Marinade oder Tapenade von Szechuan-Chili mariniertem Kabeljau nebst Blattspinat und gebackenem Tofu zu tun. Aber auch mit löffelzart geschmortem Kalbsbäckchen auf cremiger Polenta, denen Erbsen und leider recht rohzwiebelige Portweinschalotten gegenüberstanden.
Die Portionen sind so bemessen, beziehungsweise werden von der Küche so anpasst, dass man auch nach einem selbst zusammengestellten mehrgängigen Menü noch ein Dessert schafft. Etwa den Klassiker aus Nougat, Yuzu und Dulce de Leche, den wir schon vom Vorjahresbesuch kannten, oder ein ebenfalls dezent exotisch gehaltenes Dessert wie die Liaison von Kokos, Ananas und Tamarinde. Die Weinkarte des Orania quillt nicht über, ist aber das, was man klug gestrafft nennen kann – bei guten Basisqualitäten und eigentlich sehr moderater Kalkulation macht auch das uneingeschränkt Spaß.
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