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Fotos: Orania.Berlin & Mario Heller

Orania.Berlin

im Hotel Orania.Berlin
Oranienplatz 17
10999 Berlin
030-6953968780

aktualisiert: 01 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Täglich ab 18.30 Uhr, kein Ruhetag
Hauptgerichte: 36-45 €,
Menüs: 79 €

Nur sehr wenige Restaurants dieser Republik stehen so direkt in enger Verbindung mit einer ganz bestimmten Spezialität, so wie das geschmackvoll wohnlich gestaltete, weitläufig in Bar und Lobby übergehende Restaurant im Erdgeschoss des Hotel Orania am Kreuzberger Oranienplatz. Und das ist in diesem Fall auch überhaupt kein Wunder, denn die Pekingenten, von denen hier an einem Abend schon mal gut 25 über den Pass der zum Restaurant hin komplett offenen Küche wandern, haben ganz ohne Übertreibung Weltniveau und würden vermutlich auch in China vor heimischem Publikum problemlos bestehen. Die Enten bezieht das Team um Küchenchef Philipp Vogel aus der renommierten irischen Silver Hill Farm, sie werden zunächst traditionell aufwendig präpariert und dann in dem speziellen Edelstahlofen mit Präzision zubereitet, bevor sie tischweise in insgesamt vier Aufzügen serviert werden.

Die Prozedur ist immer die gleiche: Nach dem Aufblasen (damit sich die Haut von der Fettschicht trennt), dem sekundenkurzen Abbrühen in einem Tauchbad aus Wasser, Reisessig, Zucker und einigen anderen Ingredienzien, sowie dem obligatorischen mehrtägigen Trocken- und Reifeprozess, gart die Ente zunächst in einem speziellen großen Stahlkessel, bevor sie verlockend goldbraun an den Tisch gebracht wird. Dort säbelt ihr der Service vor den Augen der Gäste zunächst rundum sehr sorgfältig die krosse Haut ab, mit der man sich anschließend ganz klassisch mit intensiv süßlich-würziger Hoisin-Sauce, Ingwer, eingelegten Gurkenstreifen, Lauch und wahlweise etwas braunem Zucker kleine Pfannkuchen füllt. Schon davor gibt es eine tiefwürzige Entenconsommé mit eleganter Süße, in der ein satt mit etwas Schmorfleisch und den Innereien der Ente gefüllter Dim-Sum-Dumpling schwimmt, Scheiben von der tranchierte Entenbrust auf pfeffrig-pikanter Entenjus mit raffiniertem Säurespiel, die ganz puristisch von säuerlich-scharfem Pak-Choi begleitet wird, sowie das von den Keulen gelöste Fleisch mit gebratenem Reis, Wasserkastanie, Sprossen und cremigem Eigelb.

Und auch wenn man die Orania-Küche keinesfalls auf dieses eine Gericht reduzieren sollte, werden wir es ob seiner Ausnahmestellung an dieser Stelle natürlich auch immer wieder anpreisen. Aber wir probieren natürlich regelmäßig auch andere sehr attraktive Gerichte, von denen es in der Karte auch nur so wimmelt. Wie immer gibt es vorneweg das wunderbare Brot der italienischen Bäckerei Sironi, zusammen mit aufgeschlagener Butter und Fleur de sel. Aus dem à la carte Angebot wählten wir zuletzt ein handgeschnittenes und nur ganz mild gewürztes Tatar vom Büffel, das seine Aromatisierung überwiegend von den weiteren Komponenten mitbekam, mit denen es sich den Teller teilte. Da war nämlich nicht nur Tomatenconcassée, sondern auch gelbe und rote geschmorte Paprika und eine Art Salsa Verde, die der Vorspeise ihren Stempel aufdrückten. Die rauchig-fruchtige Paprika bekam zudem noch Verstärkung in Gestalt einer solchen Creme, die sich als Füllung in Pani Puri versteckte, deren hauchdünne krosse Hülle zu den ansonsten weichen Konsistenzen auch noch einen spannenden Knusperkontrast addierten.

Wer allein im Orania isst, oder sich mit seinen Begleitern nicht auf die Hausspezialität einigen kann, für die man nämlich mindestens zu zweit sein muss, kommt unter Umständen mit einem Zwischengericht wie den Jakobsmuscheln mit Gyoza-Täschchen und Pak Choi in den Genuss von etwas Pekingenten-Flavour. Denn die zwar nicht klassisch gedämpften und dann nur von unten angekrossten, sondern im Ganzen knusprig frittierten Teigtaschen sind mit ausgelöstem Enten-Schmorfleisch gefüllt und zudem ist auch noch reichlich von der knusprigen Entenhaut im Spiel. Zusammen mit dem in Sojasud gekochten Senfkohl, den gebratenen Cocquilles und der köstlichen Saucenallianz aus Entenjus und Yuzu-Schaum, ergibt das ein attraktives Zwischengericht, das wir hier sofort immer wieder bestellen würden.

Und apropos immer wieder: den nächsten Zwischengang, ein unkompliziertes süffiges Löffelgericht mit hohem Suchtfaktor, haben wir ganz ähnlich beim Besuch im letzten Jahr schon gegessen und auch heuer wieder sehr gerne bestellt. Es handelte sich um handwerklich perfekt zubereitete Parmesanravioli aus hauchdünnem, elastischem Teig, die prall mit fließender Parmesancreme gefüllt sind und mit geschmortem, prononciert säuerlich abgeschmecktem Salat und gebeiztem gehobeltem Eigelb auf einer leichten und ebenfalls herb-säuerlichen Kopfsalatsauce angerichtet werden. Auch hier ist mit kleinen Brotkrusteln das Spektrum der Texturen ausgereizt, so dass von cremig über wachsig bis knackig und kross am Gaumen ein komplexer Eindruck entsteht.

Dass manche Gerichte auch eine Bewertungsstufe unterhalb der vergebenen 7 Pfannen liegen können und woran es hier manchmal ein bisschen hakt, verdeutlichte zuletzt beispielhaft eine sehr gute, aber etwas zu grob umgesetzt Idee. Da wurde einem gedämpften Heilbuttfilet auf der Oberseite ein dünner Überzug aus rohem Fleisch vom Kaisergrat spendiert und das Ganze auf Wokgemüse in Tom-Kha-Gai-Sud gesetzt. Was an und für sich eine durchaus ansprechende Komposition abgab, die aber wegen des schon leicht übergarten Fischs, dem darauf auch zu sehr gargezogenen Krustentierfleisch und vor allem einer sehr dominanten Würzmischung, dann doch relativ grob ausgeführt war.

Auch wenn es hier kein Menü gibt und die Portionen à la carte durchaus etwas üppiger ausfallen können, sollte man im Orania nicht auf einen süßen Abschluss verzichten, denn die Pâtisserie hat auch hohes Niveau. Und zeigt das zum Beispiel in ihrem Signature-Dessert „Steinwurf“ mit dünn schokoladenummanteltem Nougat, Luftschokolade und Sauce von Milchkaramell sowie den erfrischend zitrisch-herben Kontrasten von Yuzu (als Sorbet, Gel und Lemon-Curd), aber zuletzt beispielsweise auch bei einer Reminiszenz an den Eisdielenklassiker „Spaghetti-Eis“.

Die Weinkarte ist nicht überbordend umfangreich bestückt, aber genau das, was man klug gestrafft nennen kann – und bei guten Basisqualitäten und eigentlich sehr moderater Kalkulation macht auch das viel Spaß. Genau wie die ungezwungene und doch stilvolle Gesamtatmosphäre des Restaurants, die durch allabendliche Livemusik meist regionaler Bands unterschiedlichster Genres etwas ganz Besonderes hat und sich auch dadurch deutlich abhebt.

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