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Fotos: mondi

mondi

Wilhelmshöher Allee 34
34117 Kassel
0561-83079318

aktualisiert: 06 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Di-Sa ab 18 Uhr, So u. Mo Ruhetag
Hauptgerichte: 49-55 €,
Menüs: 69-110 €

Da die nordhessische Stadt Kassel noch nie so richtig berühmt für gute Restaurants war, ist es umso schöner, dass es jetzt mit dem aus einem Pop Up Konzept entstandenen Mondi wieder einen ambitionierten Spot gibt und der scheinbar auch großen Erfolg hat: bei unserem Antrittsbesuch im unauffällig an der vielbefahrenen, schnurgeraden Wilhelmshöher Allee gelegenen Gastraum in schnörkellos puristischer Gestaltung mit offener Küche waren an einem normalen Wochentag alle Tische belegt.

Doch wo, wenn nicht hier. Denn im Mondi wird nicht nur sehr gut und durchaus mit Gourmetanspruch gekocht – auch die Hemmschwelle ist recht niedrig gehalten. Zwar gibt’s auch hier nur ein einheitliches Menü (auf Wunsch auch vegetarisch), aber nicht in einer abendfüllenden Länge (4 Gänge plus einige Amuses vorneweg) und zu einem äußerst moderaten Preis (75 Euro). Wer will, kann das Ganze auch noch um zwei weitere kleine Gerichte ausdehnen, wird trotzdem nicht arm, und ist auch weit vor Mitternacht zuhause, denn im Mondi wird angenehm zügig aufgetischt! Und es herrscht eine lockere Atmosphäre. Aus den Lautsprechern tönt gedämpft Oldschool-Hip-Hop und der sympathische Service ist mit den Gästen per du.  

Lässig sind auch die ersten Kostproben, für die im typisch zeitgemäßen Naturküchen-Stil aus wenig viel gemacht wird, und die allesamt auch noch richtig gut schmecken. Ob ein mit Misomayonnaise, Paprikagel, Parmesancrunch und Röstbrotflocken bestücktes rundes Romanasalatblatt zum zusammenklappen und wie einen Taco zu genießen, über eine im Tempurateig ausgebackene weiße Spargelspitze zum Dippen in ein Schälchen mit Pilzgel und schaumiger Hollandaise, bis hin zum mit Kaffee aromatisierten Fenchelsud waren das alles nicht nur originelle, sondern auch äußerst befriedigende Sachen.

Sehr stark war dann die vegetarische Vorspeise, bei der auf einem süffigen Fundament aus geräucherter Selleriecreme, wachsweich-fließendem Eigelb und einer grünfrischen Vinaigrette, verschiedene knackige Gemüse von frisch gepulten Erbsen über marinierten Fenchel, geröstete Selleriewürfel, Karotte und grüner sowie weißer Spargel drapiert waren. Als haptischer Kontrast wirkten feine knusprige Brotpartikel effektiv und als geschmacklicher Kontrast (Säure!) einige rote Johannisbeeren. Ein intelligentes Gericht, bei dem mit verhältnismäßig wenig Brimborium auf ganz gegenständliche Art ein raffiniert zusammenspielendes, vielschichtiges Ganzes entstand.

In einem ganz ähnlichen Stil folgte die soft temperierte Lachsforelle mit einer Crumble-Haube von Pumpernickel- und Zwiebel auf Malto-Basis. Der glasig-weichfleischige Fisch war zusammen mit einem kleinen gewürfelten Gurkensalat und einem Stück gegrillter und fermentierter Gartengurke auf einer Sauce im Tsatsiki-Style angerichtet und wirkte sehr leicht, frisch, klar und natürlich, ohne flach und fad zu sein. Inhaber und Küchenchef Pelle Kossmann weiß schon sehr genau, was er da macht und wie man die Dinge gut abschmeckt, ihnen aber trotzdem ihren Charakter lässt.    

Einziger konstruktiver Kritikpunkt unsererseits: die Portionen bzw. Proportionen sind bisweilen nicht ganz optimal. Bei Vorspeise und Lachsforelle hat das prima gepasst – der folgende Zwischengang, der sich um ein keck mit kleinen, festen Würfeln aus Zitronen-Pâte-de-fruit angemachtes Tatar von Süßwassergarnele auf etwas Rauke und Tomatenbisque drehte, hätte aber durchaus noch zwei, drei Löffelchen mehr sein dürfen, um diesem geschmacklich wie texturell raffinierten Akkord noch etwas besser ergründen zu können.

Auch der Hauptgang entfaltete nicht ganz die Wirkung, die er hätte haben können, denn bei diesem Dreierlei vom Lamm empfanden wir nur den panierten, knusprig ausgebackenen und in dünnen Spuren mit Jus lasierten Schmorfleischriegel ausreichend groß. Sowohl die zwei kleinen Scheibchen vom rauchig gegrillten Rücken als auch das winzige Fitzelchen Bauch (beides großartig!) wirkten an dieser Stelle einfach zu mickrig. Mit der starken aromatischen Präsenz dreier ausreichend großer, heißer (!) Stücke des charakterstarken Lammfleischs in Kombination mit der grünfrischen Begleitung aus knackiger, mit Pesto glasierter Zucchini auf Beurre blanc von Sonnenblumenkernen wäre das schon in Richtung 7 bis 8 Pfannen gegangen.

Dieses hohe Niveau erreichte der Nachtisch um Rhabarbersorbet mit Holunderblüten und Pops von karamellisierter weißer Schokolade auf etwas Zwetschgenmus und einer Fruchtsauce von Roter Bete und Holunderbeere zwar nicht, aber auch hier konnte man deutlich schmecken, mit wieviel Talent und Feingespür hier gekocht wird. Die Weinkarte listet ein kleines, spannendes, individuell ausgesuchtes Sortiment und es gibt neben der glasweisen Weinbegleitung auch eine engagierte alkoholfreie mit teil selbstgemachten Getränken.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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