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Fotos: MIND

MIND

Dachauer Str. 11
85229 Markt Indersdorf
08136-4699022

aktualisiert: 12 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do ab 18 Uhr, Fr von 12-15 Uhr u. ab 18 Uhr. Sa ab 18 Uhr, So-Mi Ruhetag
Hauptgerichte: 28-45 €,
Menüs: 129-179 €

Die kleine Marktgemeinde Indersdorf schreint auf den ersten Blick nicht dafür prädestiniert zu sein, ein modernes und hochambitioniertes Restaurant zu beheimaten – doch hier gibt es genau das, denn das Domizil von Gastgeberin und Sabrina Fenzl entführt in eine ganz eigene Genusswelt mit stylischem Design in dunklen Farbtönen. Im vorderen Bereich mit einer markanten Bar und der Möglichkeit, hier auch ganz ungezwungen nur für Drinks oder das eine oder andere Glas Wein einzuchecken, im hinteren Bereich mit schlichten, stilvoll komfortablen Tischen, auf denen sich das Team um die junge Chefin vor allem am Abend (und am Freitagmittag) äußerst ideenreich und niveauvoll kulinarisch auslebt.

An den Mittagen wird zusätzlich ein etwas bodenständigeres Lunchmenü geboten, dass dank ebenfalls weit überdurchschnittlichem Niveau und einladender Kalkulation nachvollziehbar sehr beliebt ist. Das ganze Können und den gesamten Einfallsreichtum der Küche gibt es aber im regulären, maximal sechsgängigen Gourmetmenü zu erleben. Und das lohnt sich, denn die vor der Eröffnung des Mind bereits mit anspruchsvollem Catering erfolgreiche Chefin betreibt hier nicht nur einen beeindruckenden Aufwand an filigraner Detailarbeit, sondern zeigt auch viel aromatisches Feingespür und individuelle Ideen.

Allein der Auftakt mit vielen einstimmenden Kleinigkeiten fällt hier bereits höchst spannend aus und liefert einen klaren Hinweis, welches Niveau man hier in den kommenden Stunden erwarten darf. Unter den durchweg animierend, frisch und feinsinnig wirkenden Miniaturen begeisterten zuletzt insbesondere ein luftig-ätherischer Zitronenbaiser mit gebeizter Forelle und eingelegter Quitte und die gefrorene „grüne“ Melange aus Paprika, Gurke und Apfel, beides mit sehr genau gesetzten Pointen.

Wie durchdacht und originell die Chefin ihre Gerichte konzipiert, zeigte dann auch der erste offizielle Gang mit roh marinierter Garnele aus regionaler Zucht. Deren klares, mild süßliches Aroma wurde von einem kalten Auszug von Grillkohle mit subtilen Rauchnoten ergänzt und von einem Deckel aus Krustentiergelee mit den Röstnoten der eigenen Schale in sehr zarter Form unterstützt. Für abrundende Tiefe sorgte ein angegossener Sud aus Kalbsfond, der wiederum von Verjus mit einem fein integrierten Säurekern belebt wurde. Die separat dazu servierte Krustentier-Blütenwaffel lieferte zwar viel luftigen Crunch, war aber geschmacklich beinahe ein wenig zu rustikal für den feingliedrigen Hauptteller.

Aber apropos Feingliedrigkeit: Der zierliche und sehr exakte Stil, der vor allem in der ersten Phase des Menüs gezeigt wird, geht klar gegen den aktuellen Trend zu wieder deutlich kompakter und dichter angelegten Kreationen – was aber durchaus erfrischend wirkt und ohnehin nichts am hohen Niveau der präsentierten Gerichte ändert. Denn das war zuletzt auch bei der folgenden Kombination von Weidehuhn, Erbse und Karotten sehr hoch. Das Huhn wurde hier als mit Erbsencreme gefüllte und knusprig von Panko ummantelte Galantine, als luftige Frikassee-Espuma und krachend krosser Hühnerhautchip serviert. Dazu lieferte die Karotte als konzentrierte Reduktion gar nicht vordergründig Süße, sondern vor allem intensive Würze und Umami, während der Erbse zwischendrin die Aufgabe oblag, für grüne Frischepunkte zu sorgen. Und das sah nicht nur bildhübsch aus, sondern ging auch aromatisch punktgenau auf!

Einen stilistisch und dramaturgisch willkommenen Ruhepunkt lieferte dann die Kombination aus intensiver, üppig schmelziger Blumenkohl-Eiscreme mit jodigem Tonburi (Kaviar des Feldes), knusprig geröstetem Buchweizen und Buchweizenschaum, die sehr elegant verschiedene nussige Aromen auffächerte. Dieses etwas ruhiger angelegte Intermezzo war auch deshalb klug gesetzt, weil es danach im Hauptgang direkt wieder sehr bunt und abwechslungsreich wurde. Angefangen von zwei einstimmenden Kleinigkeiten in Form eines Lammragouts unter Kürbisschaum, gepickeltem Kürbis und Kakaocrunch mit warmer Spicyness, aber auch einer gewissen Frische, sowie einem knusprigen Mais-Cornetto mit Gurkenrelish und Lamm-Jerky.

Der eigentliche Hauptgang präsentierte dann ein eher kompaktes, rosa gebratenes Stück vom Poltinger Lamm mit feiner Eigenwürze unter einer dünnen saftigen Nusskruste. Dieses stand neben einem abwechslungsreichen Arrangement aus goldknuspriger Krauser Glucke, herbfruchtigen Holunderperlen, in Holunder eingelegten Zwiebellamellen, Tupfen von grüner Lorbeeremulsion und Sellerie als glasierte Kugeln und seidige Creme. Und im Grunde hätte dieses Side-Arrangement auf seine vielfältige und kraftvolle Art auch für sich allein auch als vegetarischer Gang super funktioniert – machte aber auch neben dem Lamm, das zusätzlich noch von einer eleganten tiefschürfenden Lammjus unterstützt wurde, eine ausgezeichnete Figur.

Die machte dann auch der süße Abschluss. Zunächst mit einer kontraststarken „Zwetschgendatschi“-Interpretation aus eingelegter Zwetschge auf herben Roggen-Butterstreuseln, zwischen denen Estragon und Gingerbeer effektvoll markante Akzente setzen konnten. Und dann mit einem wieder etwas mehr auf Harmonie ausgerichteten Finale aus verschiedenen Texturen von weißer Schokolade und Honig, die aber von Sanddorn auch genau die richtige Dosis an auflockernder Frucht und Säure mitbekamen.

Dazu lohnen sich sowohl die korrespondierend angebotenen Weine, die genau wie die Küche erfrischend individuell ausfallen, als auch die angenehm schlanken und gut durchdachten alkoholfreien Alternativen. Bei Fragen gibt es kompetente Hilfe durch das sympathisch entspannte und charmante Team im Service oder die Chefin selbst.

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