Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Do ab 18 Uhr, Fr von 12-15 Uhr u. ab 18 Uhr. Sa ab 18 Uhr, So-Mi Ruhetag |
Hauptgerichte: 28-45 €, Menüs: 129-179 € |
Auch wenn die Landeshauptstadt München nicht wirklich weit entfernt liegt – an einem so ländlich entlegenen Ort wie Markt Indersdorf mit einem kreativen und modernen Fine-Dining-Konzept durchzustarten, benötigt einiges an Mut. Und Können, sofern das Projekt dann auch erfolgreich sein soll. Dass Gründerin und Chefin Sabrina Fenzl, die sich über viele Jahre bereits mit einem eigenen Event-Catering einen guten Namen gemacht hat, beides vorweisen kann, wird ganz schnell klar, wenn man ihr kleines, schlicht und stylisch eingerichtetes Restaurant besucht.
Im Eingangsbereich lädt eine Kombination aus Bar und offener Küche zum lockeren kommunikativen Verweilen ein, während der eigentliche Gastraum mit seinen 25 Plätzen im hinteren Bereich die Bühne für die am Abend (und am Freitagmittag) angebotenen ausgedehnten Menüs oder den etwas schlichteren Lunch bietet. Wer sich auf das volle Programm einlässt, bekommt bei mal eher entspannterer, mal eher treibender elektronischer Musik im Hintergrund sechs wahlweise auch vegetarische Gerichte inklusive verschiedener Einstimmungen, die allesamt mit beeindruckender technischer Akkuratesse, markanter Optik und vielen eigenständigen Ideen punkten können.
Inspiration holt sich die aus Markt Indersdorf stammende Chefin dabei sowohl aus der eigenen Landwirtschaft, den Produkten und Aromen der Region, als auch von ihren Reisen um die Welt. Das ergibt eine spannend dynamische Mischung und das Beste daran ist: Sabrina Fenzl und ihr Team kochen nicht nur akkurat und stylisch, sondern auch mit viel prägnantem Geschmack. Zu Beginn illustrierte das unter den fein gearbeiteten Amuses insbesondere ein Bete-Krokantzylinder mit Tatar aus Bete und saurer Gurke unter Sauerkraut-Schmandespuma mit feiner zugespitzter Würze. Aber auch die falsche Erdnuss aus Süßkartoffelcreme mit Kaffeegel oder der eingelegte Spargel mit Hagebutte, Lorbeer und Sojajoghurt überzeugten mit Kreativität und fein gesetzten Pointen.
Das gleiche Level hielt die Chefin dann auch im ersten regulären Gang, der dillwürzig flüssiggebeizte Forelle mit einer knallgrünen Kräuteremulsion, eingelegten Rettichlamellen, filigranen Fenchelhippen, Forellenkaviar und einem konzentrierten Sud aus entsaftetem Staudensellerie und Apfel kombinierte. Das war zwar in seiner konzentrierten Salzigkeit ziemlich am Anschlag, aber daneben aromatisch auch auf fein gewobene Art intensiv und nicht zuletzt durch den Sud von einer vibrierenden Frische getragen.
Etwas ruhiger, aber nicht weniger spannend, ging es mit einer aus drei verschiedenen Varietäten gezogenen Zwiebelessenz weiter, die mit ihrer Tiefe und ihrem Facettenreichtum zwischen dunkleren und helleren Noten, feiner Säure und Würze allein schon ein großer Wurf war. Ergänzt von feinen Nuancen durch Bohnenkraut und Apfel, ein kleines abpufferndes Grießflammeri und geröstete Topinamburcreme wurde das Ganze noch dynamischer und durch einen knuffigen Brandteigkrapfen mit Füllung aus warmer Schalottenmarmelade auch noch herzwärmend wohlig ergänzt.
Eine eher verspielte – und animierend frische! – Interpretation des BBQ-Themas gab es dann mit drei separaten Miniaturen: zum einen hell sojawürzig lackiertem und auf Binchotan Kohle gegrilltem Aal, der in gepoppter Schweineschwarte und Schnittlauch gehüllt als eine Art „Lolli“ serviert wurde. Dazu gab es als Dip und erfrischenden Gegenpol einen mit Jalapeño angeschärften Edamamesalat unter Ziegenmilch-Maisespuma. Und nebenan als auflockernder Knusperspaß wartete noch ein knuspriges Maiscornetto mit gepökeltem Eisbein. Abwechslungsreich und fein!
Mit der Hinführung zur Challans Ente im Hauptgang stahl das Team dann dem Hauptteller beinahe die Show, so markant und pointiert gelang die Miniatur aus einem kleinen hellwürzigen Baiser, Confit aus geschmorter Keule, sowie einer Praline aus nach Art einer Foie Gras montierten Leber, die von Quitte und eingelegter schwarzer Walnuss akzentuiert wurden. Allerdings überzeugte dann auch die zartrosa gegarte Brust der Ente neben geflämmter Schwarzwurzel und einem knusprigen Cannellono aus Schwarzwurzel mit deren Creme und Tatar als Füllung ebenfalls. Unter anderem deshalb, weil mit eingelegter Physalis für säuerliche Frucht, einer Estragoncreme für subtile Kräutrigkeit und einer elegant transparenten Entenjus mit Süßweinfinish ein Spannungsbogen aufgezogen wurde. Das war zwar nicht in jedem Detail trennscharf zugespitzt, ergab aber dennoch einen feinsinnigen und souveränen Hauptgang.
Mit einer pointierten kleinen Erfrischung aus kleingewürfeltem Gurkensalat mit ätherischem Eukalyptus-Flavour unter einer Blutorangencreme und Tonicschaum leitete die Küche zum süßen Finale über. Und das hielt mit einem luftige Cremewürfel aus zartherber, mit Passionsfrucht angereicherter Valrhonaschokolade neben einem duftig leichten Fond aus Pflaume, Shiso und Yuzu ganz locker das sonstige Niveau. Crunchig unterstützt von Joghurt- und Schokoladenchips neben Passionsfruchtgel oben auf dem Würfel, während ein mit feiner Säure aufgeladenes Joghurtsorbet nebenan noch weitere Frischemomente lieferte.
Fazit: Eine tolle Entdeckung und ein rundum stimmiges Konzept, zu dem auch gehört, dass die Gerichte von der Chefin und ihrem Küchenteam selbst eingesetzt und erläutert werden. Und dass mit spannend individuellen Weinen oder leichten, selbst kreierten alkoholfreien Getränken, auch in den Gläsern hohes Niveau garantiert ist.
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