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Fotos: Meisenheimer Hof Restaurant

Meisenheimer Hof Restaurant

im Hotel Meisenheimer Hof
Obergasse 33
55590 Meisenheim
06753-1237780

aktualisiert: 05 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-Sa ab 18 Uhr, So ab 12.30 Uhr durchgehend, Mo u. Di Ruhetag
Hauptgerichte: 24-50 €,
Menüs: 79-139 €

Die „Perle im Glantal“, wie sich der Ort Meisenheim im Nordpfälzer Bergland bezeichnet, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Auch Gastgeber und Küchenchef Markus Pape verweist gerne auf die über 300-jährige Historie seines Hotel- und Gastro-Ensembles am Rande der historischen Altstadt, dessen Konzept er seit 2014 verantwortet. In den unterschiedlichen ländlich-elegant gestalteten Gaststuben mit schönem altem Holzboden, Wandvertäfelungen, Biedermeierstühlen und Kirschholztischen kommt der Charme des Hauses genauso gut zur Geltung wie im lauschigen Innenhof oder im urigen Weinkeller.  

Auf den Tellern setzt der Jeune Restaurateur einerseits auf verfeinerte Regionalküche, schließt aber auch internationale Edelprodukte und exotische Zutaten nicht aus seinem Kulinarium aus. Hausklassiker wie das Wiener Schnitzel mit lauwarmem Meisenheimer Kartoffelsalat oder ein Tatar vom Glantal-Rind sind in der Karte ebenso zu finden wie Gänseleber, bretonischer Hummer, Gelbschwanzmakrele oder wild gefangener Wolfsbarsch. Letztere finden sich überwiegend im großen Degustationsmenü, das in bis zu acht Gängen zu haben ist. Daneben wird auch eine vegetarische Speisefolge und ein Auswahlmenü mit Klassikern offeriert.

Unser Menü begann mit einer Miniaturversion des Tatars vom Glantal-Rind, das ganz ähnlich wie im letzten Jahr auch diesmal asiatisch inspiriert war. Zum wohltemperierten fleischig-schmelzigen Rohfleisch lieferte dessen Begleitung in Gestalt von Shiitake-Pilzen, Miso-Mayo und Dashi einen umamisatten Punch. Mit einem noch etwas komplexeren, aber nicht verkopft konstruiert wirkenden Spiel von Texturen und Aromen glänzte im Anschluss der eigentliche Menüauftakt. Dessen jodiger Dreh- und Angelpunkt war das Zusammenspiel von schmelzig zarter, in Bayern gezüchteter „Crusta-Nova“-Garnele, die als Carpaccio geschnitten und roh mariniert mit cremigem Austerneis und gebeizter sowie als Tatar zubereiteter Gelbflossenmakrele bestückt war. Ergänzt wurde das maritime Dreigestirn neben eingelegter Senfsaat von der säuerlich-nussigen Frische des als Blätter, Creme und Öl ins Gericht eingebundenen Portulak sowie das leicht süßliche von Karotte, die wiederum als Röllchen, Creme und Hippe auf dem Teller zu finden war.

Überdurchschnittliche Produktqualitäten sind eine wesentliche Säule der Küche. Ein hochwertiger Tellermittelpunkt war auch die getauchte Jakobsmuschel, die beim nächsten Gang in festfleischig-glasiger Idealform die Expertise der Küche für alles Maritime ebenso unterstrich wie die anschließende Tranche vom auf der Haut gebratenen Lofoten-Skrei. Zur rösch angebratenen Coquille Saint-Jacques lieferten schmorwürziges Ragout und kross frittierte Partikel vom Kalbskopf sowie blanchierte Frühlingszwiebeln und Porree-Creme eine süffig-gemüsige Basis und eine aufgeschäumte Beurre blanc sorgte für den nötigen Säurekick.

Und knackige Säure spielte auch beim schon erwähnten Winterkabeljau eine wichtige Rolle. Denn die Entscheidung, das schön aufblätternde Filet mit herrlich spitzem Sauerkraut zu akzentuieren, ergab genauso viel Sinn, wie die kross ausgebackene Nocke aus Jasminreis als Soßenfänger für den angegossenen Mumbai-Curry-Sud. Als Puffer für die zunehmend vehemente Schärfe hätten wir uns noch etwas mehr von der Ananas gewünscht, die hier als Katalysator eigentlich gut funktioniert hat, aber leider etwas zu spärlich dosiert war.

Dass es das Team aber durchaus draufhat, auch mit mehreren intensiven Aromen zu einem ausgewogenen Geschmacksbild zu kommen, stellte es beim anschließenden Hauptgang gleich selbst unter Beweis. Denn zum Dreierlei vom Bio-Lamm passte die diesmal dezenter eingesetzte Schärfe einer Harissa-Hollandaise nämlich genauso gut, wie zum ebenfalls sehr markanten paprikawürzigen Bulgur, zur intensiven Fenchelcreme und zum schlotzigen Auberginenragout – und umgekehrt. Und auch das eigenaromatisch ausdrucksstarke Hauptprodukt überzeugte von rosa-saftig gebratenem Rücken über geschmortes Ragout bis zur butterzarten glasierten Zunge, deren Charakter von einer sehr puren reduzierten Lammjus noch vertieft wurde.

Den Schlusspunkt setzte augenzwinkernd das „Meisenheimer Snickers“, das mit dem Original aus dem Süßwarenregal aber letztlich nur die Grundidee teilte. Der auf einen Passionsfruchtspiegel drapierte und von einem mit Sylter Meersalz gewürzten Karamelleis begleitete Schokoriegel war mit seinem cremig-kernigen Innenleben nämlich ohnehin schon erfreulich weit vom klebrig-pappigen Vorbild entfernt und wurde auch dank des knallig säuerlichen Fruchtkontrasts von der Sauce zum erfrischend dynamischen Abschluss.

Dem sympathischen Serviceteam um Sommelier Andreas Held, der die mittlerweile beachtlich umfangreiche Weinkarte verantwortet, merkt man an, dass sie sich hier wohl fühlen und voll hinter dem Konzept stehen. Von der Kooperation des Meisenheimer Hofs mit dem ortsansässigen Weingut Disibodenberg profitiert man auch als Gast, da gerade deren gemeinsam kreierte Sondereditionen perfekte Speisenbegleiter sind. Aber auch sonst bietet die Weinkarte viel Gutes aus Nah und Fern – und das zu sehr gastfreundlich kalkulierten Preisen.

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