Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Di-Sa ab 18 Uhr, So u. Mo Ruhetag |
Hauptgerichte: 25-44 €, Menüs: 60-110 € |
Auch nach so vielen Jahren und etlichen Besuchen ist das behaglich elegante Domizil von Anna und Joannis Malathounis für uns immer wieder ein besonderes Erlebnis. Nicht nur deshalb, weil dezidiert von griechischen Produkten, Aromen und Rezepturen inspirierte Mittelmeerküche in der Fine-Dining-Szene hierzulande sonst eigentlich überhaupt keine Rolle spielt. Sondern auch, weil es jedes Mal wieder erstaunlich ist, was die beiden Gastgeber hier im beschaulichen Kernen-Stetten als perfekt eingespieltes Duo und Einzelkämpfer auf ihren jeweiligen Posten in Küche und Service so auf die Beine stellen.
Selbst bei voller Belegung der beiden Raumteile im Restaurant, die traditionelles Gasthausflair geschmackvoll mit modernen Elementen verbinden, bleibt die Stimmung stets zugewandt entspannt – und auch die erfrischend individuelle Küche von Joannis Malathounis kommt jederzeit schwankungsfrei elegant und geschmeidig auf den Punkt. Das liegt sicherlich auch am Stil der Küche selbst, die Produkte und Aromen des Mittelmeerraums und insbesondere der griechischen Heimat des Patrons so originell und feinfühlig auf die Teller bringt, wie man sie nur selten erlebt: Mit leichten, lebendig-komplexen Fonds, ätherischen Kräutern und oft auch einer laktischen Würze, etwa durch Joghurt oder Feta…
Schon mit einem kleinen Knusperkörbchen, das mit marinierten Würfelchen von Gurke und Tomate unter einem leichten Fetaschaum eindrücklich tatsächlich „Griechischen Salat“ in einem Happen bündelte, wurde zuletzt die DNA der Küche bestens erlebbar. Genau wie beim klar und frisch daherkommenden Küchengruß aus feinwürzig sauer eingelegter Makrele unter zarten Sepiaringen, die von knackigem Rettich, Trevisano-Blättern und kleinen eingelegten Waldpilzen ergänzt und ganz typisch von gutem herbem Olivenöl und feiner Essigsäure getragen wurde.
Ebenfalls voll in der griechischen Aromenwelt verortet war der folgende nur ganz leicht temperierte und mit einem Hauch von Bunsenbrenner-Röstnoten versehene Kabeljau, der in einem frischen Gurkensud neben Oliven, gebackenen Kapern und Nocken von säuerlich-würzigem Joghurt schwimmen wurde. Für zusätzliche Dynamik sorgten hier eine salzig-würzige Taramascreme, zart aufploppender Saiblingskaviar und grünfrisch auflockernde Brunnenkresse. Erneut wunderbar klar gezeichnet, leicht und natürlich, aber dennoch überraschend.
Ganz in weiß versteckten sich dann im folgenden tiefen Teller sanft glasig gegarte Jakobsmuscheln, die ganz ohne die meist üblichen Röstnoten besonders klar den Eigengeschmack betonten – eingefasst von einer ganz leichten, eher milchig als sahnig wirkenden, aromatisch aber bemerkenswert konzentrierten Retsinasauce mit feinem Säurespiel. Darin fanden sich außerdem noch zarte muschelförmige Pasta und kleine weiße Cocobohnen, knackiger Weißkohl und intensiv würzige Oreganospitzen, die immer unterschiedliche Eindrücke und Geschmacksverläufe anklingen ließen. Die Gesamtwirkung blieb so elegant harmonisch und füllig, aber auf eine sehr feinsinnige und differenzierte Art.
Dramaturgisch war das auch genau richtig, denn im Hauptgang wurde es direkt wieder bunter und aromatisch lauter: Auf dem Hauptteller stand hier eine saftig-zarte Perlhuhnbrust im Mittelpunkt, üppig beflockt von einer nussig-pikanten Knuspermischung aus (unter anderem) Amaranth, Quinoa, Sonnenblumenkernen und Schwarzkümmel. Dazu lieferte geröstete Kerbelwurzel mild nussige und süßliche Noten, glasierte Kumquats einen knalligen bittersüßen Kontrast und eine elegant würzige Kreuzkümmeljus die kraftvolle Basis. Separat sorgte außerdem ein betont leicht und frisch gehaltener Satellitenteller für weiteren Kontrast mit roh mariniertem Kohlrabi unter grünen Oliven, zartem nussigem Schinken, Gänseschnabel-Paprika und etwas Feldsalat in Paprika-Mayonnaise. Sozusagen ein Beilagensalat deluxe!
Gänzlich unkonventionell kam dann auch der süße Abschluss daher, bei dem nur ein intensiv vanilleduftiges Eis gewohnten Bahnen folgte, das mit einem cremigen Rondell dunkler Olivenölschokolade, einem in Orangenzucker confierten Eigelb, etwas Minze und kandierten Orangenzesten aber alles andere als gewöhnlich begleitet wurde. Allerdings erneut mit dem gewohnt sicheren Gespür für schmissige und zugleich feinfühlige Aromenkombinationen, die Joannis Malathounis Werk seit jeher auszeichnet.
Mindestens genauso erwähnenswert (und individuell) wie die Küche ist auch die Weinkarte, die völlig zurecht schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Darin findet sich eine mit viel Passion und Kennerschaft gepflegte Sammlung spannender und oft auch gereifter Tropfen aus Württemberg, anderen deutschen Regionen und natürlich auch Griechenland, die sowohl bei der Suche nach einer besonderen Flasche als auch in der korrespondierenden Begleitung viel Spaß im Glas garantiert.
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