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Hier ist bereits der Hinweg von etwa 10 Minuten mitten ins Herz des wildromantischen Branitzer Parks, der auf Hermann Fürst von Pückler zurückgeht, ein auf angenehme Art entschleunigendes Erlebnis, das bei der Ankunft an einem pittoresken kleinen Schloss ein erstes Highlight beschert. Hier wartet neben einem Museum der Fürst-Pückler-Stiftung im Kavalierhaus auch das kulinarische Herz des Parks und zudem in einigen eleganten Zimmern die Möglichkeit über Nacht zu bleiben. Aber auch wer diese Option nicht nutzt, hat in dem mittags bodenständigeren Angebot inklusive idyllischem Freisitz unter alten Laubbäumen und dem ambitionierten Gourmet-Programm im Lou am Abend sehr reizvolle Ziele.
Das junge Team um Küchenchef Tim Sillack nutzt mit der modernisierten Interpretation von Gerichten aus den Tafelbüchern des Fürsten das historische Erbe sehr geschickt und hat damit durchaus ein ganz eigenes Profil, das sich erfreulich wenig am modernen und oft überladen-verspielten Gourmet-Mainstream oder Insta-Bildern orientiert. Stattdessen werden die überlieferten Ideen mit viel Substanz und leicht verschlankt ins Hier und Heute übertragen.
Bereits die ersten Kleinigkeiten zum Aperitif zeigten das souverän mit einer kleinen Salat-Sülze, die neben knackigem Gemüsebiss vor allem mit feinem Ölschmelz und Essigsäure elegante Vinaigrette-Assoziationen schaffte, genauso mit einem hauchdünnen Brotchip mit Müritzaal und Crème fraîche, der voll auf die gute Produktqualität setzte. Oder mit einem hochkonzentriert röstwürzigen Hummersüppchen (im historischen Original aus Flusskrebs!), das mit seinem dichten Geschmack inklusive lebendiger Säure eine hervorragende handwerkliche Basis zeigte.
Einen mutigen Start ins eigentliche Menü gab es mit einer Terrine von Frischlingsleber, die eigentlich eher als kräftig-aromatisches Parfait aufgearbeitet wurde und dem rustikalen, eher derben Leber-Geschmack mit marinierten Erdbeeren und weißem Portweingelee als Topping sowie einem cremigen Brioche-Eis, frischgrünen Kräuterspitzen und säuerlich eingelegten Waldpilzen als weitere markante Akzente gekonnt gegensteuerte. Auch der verspielte Riesling Kabinett von Nik Weis war dazu eine ausgezeichnete Wahl, weil er mit eleganter Süße einen weiteren Gegenpol zur Rustikalität schaffte.
Was sich bei dem Hummersüppchen bereits angedeutet hatte, bestätigte sich dann auch bei der folgenden Spargelvelouté, die mit vollem Körper, intensivem Produktgeschmack und luftig-cremiger Konsistenz den Rahmen für eine nur knapp temperierte Lachstranche mit Topping aus knackig marinierten Spargelstreifen stellte: das Team scheut bei der Produktion von Suppen und Saucen keinen Aufwand und weiß ganz genau, was es macht.
Der durch die Tafelbuchvorlage in der heutigen Zeit ungewöhnlichste Gang kam mit einem nussig-klararomatischen Steinbuttfilet in einer Spreewaldsauce, die luftig aufgeschäumt markante süß-säuerliche Noten und Dillwürze mitbrachte. Kartoffel Semilasso (wachsige, mit Eigelb legierte und Petersilie gewürzte Kartoffelscheiben) und karamellisierter Chicorée, der als selbst zu dosierendes Topping dem Fisch spannende Bitternoten beisteuerte, ergänzten den qualitativ sehr guten Plattfisch originell.
Der süße Abschluss blieb insgesamt am deutlichsten eher in der Moderne, zeigte aber mit einer (minimal zu festen) Hafer-Panna-Cotta nebst Tonkabohneneis sowie Rhabarberconfit, -gel und -perlen gekonntes Handwerk und ein sicheres Gespür für Aromen, welches nur bei dem angegossenen Jasminteefond durch dessen ungesüßt bittere Blumigkeit ein klein wenig ruppig aus der Balance geworfen wurde.
Das ändert aber nichts daran, dass insgesamt ein überzeugender Gesamteindruck aus Ort, Konzept und Küche bleibt, dem für die siebte Pfanne nur minimal mehr Feinjustierung fehlte. Dafür überzeugten aber sowohl die humorvoll-zuvorkommenden Herren im Service als auch die von ihnen korrespondierend empfohlenen Weine vollauf. In der Weinkarte finden sich außerdem viele interessante Flaschen von spannenden Basisprodukten bis zu hochwertigeren Lagenweinen.
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