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Fotos: Lou

Lou

im Cavalierhaus Branitz
Zum Kavalierhaus 9
03042 Cottbus
0355-49397030

aktualisiert: 05 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do-So ab 18 Uhr, Mo-Mi Ruhetag
Hauptgerichte: 35-55 €,
Menüs: 90-140 €

Gleichermaßen idyllisch wie herrschaftlich nobel wirkt das neben dem Schloss im Branitzer Park gelegenen Kavaliershaus, das nach einem kleinen Spaziergang vom Parkplatz inmitten der jahrhundertealten Bäume des wildromantisch angelegten Parks auftaucht. Zweifelsohne ein Ort, der wie dafür geschaffen scheint, um gehobene Gastronomie zu betreiben. Dass mit dem Fürst Pückler hier noch dazu ein bekennender Gourmet seine Spuren hinterlassen hat, macht das Ganze nur noch stimmiger…

Die guten Voraussetzungen sind aber natürlich nur das Eine – die passende Umsetzung etwas ganz Anderes. Und deshalb ist es umso erfreulicher, dass mit dem jungen Küchenchef Tim Sillack und dessen Mitstreitern hier bereits seit mehreren Jahren ein äußerst fähiges Team zugange ist, das neben dem Frühstücksangebot für Übernachtungsgäste und unkomplizierter Kost für Tagesausflügler am Abend auch ein ambitioniertes Fine Dining Programm auffährt – das allerdings auf eine klug zugänglich gehaltene Art und Weise.

Zum einen lässt sich sehr flexibel zwischen einer Auswahl à la carte oder einem Menü in fünf bis sieben Gängen switchen. Und zum anderen sind auch die Gerichte selbst in einem sehr klaren, aufs Wesentliche reduzierten Stil gehaltenen, der elegant erscheint, ohne an irgendeiner Stelle kompliziert oder angestrengt zu wirken. Und in diesen Stil führten zuletzt auch bereits die ersten Kleinigkeiten ein, darunter ein kleines Saiblingsstück mit dezentem Barbecue-Flavour, eine gebackene Geflügelpraline und ein erfrischendes Rhabarbersorbet.

Beim ersten offiziellen Gang wurde es dann deutlich aufwändiger und stilistisch betont modern. Im Mittelpunkt stand hier nämlich eine Schwarzwurzelmousse mit prägnantem Produktgeschmack trotz luftiger Sahnigkeit, ergänzt von Brunnenkresse, gepickelten Karottenstreifen und einer Vinaigrette aus Karottensaft, Pinienkernen und Senfsaat. Das sorgte insgesamt für ein gut abgestimmtes Spiel mit nussigen, lieblich milden und ätherisch würzigen Aromen und gehörte damit zu den stärksten Eindrücken des letzten Besuchs.

An anderen Stellen wurde der puristisch-natürliche Stil dann teilweise ein bisschen zu sehr auf die Spitze getrieben und führte neben einer angenehmen Klarheit auch zu etwas kargen Eindrücken. So etwa bei dem sehr pur auf die Eigenwürze des Fleischs abgestellten Lammtatar, das nur von feiner ätherischer Schärfe akzentuiert und daneben von kleinen Tupfen aus Erbsencreme, Minze und schwarzem fermentiertem Knoblauch ergänzt wurde. Da wären veränderte Proportionen oder ein weiteres verbindendes Element hilfreich gewesen, um ein noch stimmigeres Zusammenspiel zu erwirken.

Ganz leichte Abzüge in der B-Note gab es auch beim folgenden Carabinero, der geschmacklich gut, aber mit ganz leicht weicher-breiiger Konsistenz letztlich doch nicht ganz optimal auf den Teller kam. Gemeinsam mit in Entenschmalz sautiertem Schwarzkohl und einer ausgezeichneten, aber auch ziemlich lautstark daherkommenden Sauce Rouille wäre das in vielen Tapas-Bars eine richtig gute Sache gewesen, wirkte aber in diesem Kontext etwas zu rustikal und simpel. Das hätte sich anders verhalten, wenn die Qualität des Krustentiers absolut makellos und/oder zumindest die Proportionen optimaler gewesen wären.

Dafür war dann beim Hauptgang wieder alles in Lot. Ins Zentrum gerückt wurde hier eine Roulade vom Kaninchenrücken mit zarter Farce samt subtiler Morchelwürze, Wirsing und dem Bauchlappen als äußere Hülle. Handwerklich tipptopp gearbeitet und akkurat gegart erhielt dieser eher zartaromatische Hauptdarsteller noch etwas mehr Boost durch die dezent mit Hasen-Parüren verstärkte Kaninchenjus, während ein zartes Mairübchen mitsamt sautiertem Grün und etwas Petersilienwurzelcreme mit frittiertem Reis ebenfalls eher helle und mild würzige Noten beisteuerten und den insgesamt harmonisch-fein wirkenden Gang adäquat abrundeten.

Und ganz am Ende gab es mit einer zart gestockten und gleichmäßig dünn karamellisierten Crème brûlée mit Gänselebereis, Rhabarber und geraspelter zartbitterer Schokolade sogar noch einen der mutigsten und stärksten Momente des Abends, der unter anderem dafür sorgte, dass die aktuelle Bewertung trotz gewisser Holprigkeiten weiterhin unangetastet bleibt.

Außerdem haben auch die Erfahrungen der vorherigen Besuche gezeigt, dass die Hoffnung auf eine beim nächsten Mal wieder konsistentere Performance definitiv berechtigt ist. Der aufmerksame Service und die kleine, aber individuell gut aufgestellte Weinkarte werden dem jedenfalls nicht im Weg stehen.

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