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| Mo u. Mi-Sa ab 18 Uhr, So von 11.30-13.30 Uhr u. ab 18 Uhr, Di Ruhetag |
| Hauptgerichte: 24-47 €, Menüs: 65-125 € |
In der beschaulichen nordfriesischen Ortschaft Lunden, etwa auf halber Strecke zwischen Husum und Büsum, führen Jasmin und Tjark-Peter Maaß seit Jahren sehr engagiert den geschichtsträchtigen Lindenhof von 1887, der für uns seither als ein Musterbeispiel für die zeitgemäße Version eines Landgasthofs gilt. Hinter der hübschen Klinkerfassade mit weißen stuckverzierten Fenstern und Türen wird neben der kleinen Hotellerie mit sechs modern renovierten Doppelzimmern in erster Linie engagierte Gastronomie betrieben, denn der Chef hat seinerzeit in einigen der besten norddeutschen Restaurants sein Handwerk verfeinert und es ist einfach nach wie vor seine Passion, Gäste auf überdurchschnittlichem Niveau zu bekochen.
Es gibt nach wie vor die traditionellen Gerichte der „Klassiker“-Sparte, die von verschiedenen Varianten der gebratenen Nordseescholle mit Bratkartoffeln und Gurkensalat über Matjes mit Hausfrauensauce bis zu Roastbeef und Wiener Kalbsschnitzel reicht, und die überdurchschnittliche Qualität zu moderaten Preisen bietet. Es gibt aber auch stilistisch ambitioniertere Kreationen, die ebenfalls à la carte zu haben sind, und in einem davon abweichenden „Genuss-Menü“ gipfeln, das in bis zu fünf Gängen plus Sorbet vor dem Hauptgang angeboten wird. Insbesondere bei diesem Menü kreiert der Chef in aparten Portionen und stimmigen Proportionen eine weltläufigere Küchenlinie – und hat sich damit in der Zwischenzeit, nicht zuletzt durch die aufgerufenen Preise und den dadurch definierten Eigenanspruch, die Messlatte selbst um einiges höher angelegt.
Mit einer Scheibe kalter, rosasaftiger Entenbrust auf einer schön zartcremigen, aber geschmacklich relativ ausdruckslosen Erbsenmousse-Terrine, der jedoch von einigen Tupfen Schnittlauchmayonnaise etwas auf die Sprünge geholfen werden konnte, wurde man beim Küchengruß diesem Anspruch nur bedingt gerecht. Das war qualitativ absolut solide, aber konzeptionell sehr schlicht und geschmacklich eher verhalten.
Gerade bei den Gängen des Menüs arbeitet der Chef sehr akkurat und feingliedrig, was man zuletzt insbesondere bei der Vorspeise mit Eismeersaibling, Kohlrabi, Orange und Estragon gesehen hat. Hier waren die kleinen Tranchen des gebeizten Fischs parallel auf hauchdünne ausgestochene Kohlrabi-Blumen drapiert, mit kleinen Orangenfilets, marinierten Kohlrabistreifen und Blüten getoppt, und von Orangengel- und Schmandcreme-Tupfen umgeben. Das sah sehr schick aus, hatte aber geschmacklich den Schönheitsfehler, dass der Fisch offenbar ziemlich lange gebeizt und dadurch sehr salzig durchwirkt war. Man könnte außerdem kritisieren, dass der annoncierte Estragon eigentlich nicht zu schmecken war, und dass dem Gesamtgefüge etwas mehr Schmelz als die kleinen Cremetupfen gutgetan hätte.
Ein ganz hervorragendes Hauptprodukt stand im Mittelpunkt des warmen Fischgangs, denn die hier zum Besten gegebene saftige Steinbutt-Tranche war nicht nur von sehr guter Qualität, sondern auch akkurat gewürzt und optimal auf den Punkt gegart: nicht mehr glasig, aber auch nicht zu durch. Zusammen mit knackigen und zu Püree verarbeiteten frischen Erbsen, an dieser Stelle gut passender Affila-Kresse, einer Nocke Perlgraupen und einer mit ausreichend Säure ausgestatteten Safran-Beurre-Blanc, war das auch kompositorisch ein Gang auf klarem 6-Pfannen-Niveau. Hier wurde die Küche der Erwartungshaltung voll und ganz gerecht!
Etwas darunter lag dann wieder der Hauptgang, wobei man sagen muss, dass die mit einer würzigen Bärlauch-Butterbröselmasse gratinierten rosa Lammrücken-Tranchen und der kross angebratene, im Kern saftig-zarte Polentariegel auch eine höhere Bewertung verdient hätten. Die recht naturbelassenen gebratenen Shiitake-Pilze, eine nur lauwarme Nocke Auberginenmus, noch relativ halbrohe geschmorte oder im Ofen gebackene Mini-Aubergine, sowie eine etwas unbalanciert säuerlich abgeschmeckte Jus allerdings nicht.
Das Dessert, ein kakaobutterummantelter Mascarpone-Moussering nebst Espuma und Herzpraline von weißer Callebaut-Schokolade, deren süßer Opulenz mit eingelegtem und zu Fruchtpüree verarbeitetem Rhabarber sowie Sauerkleeeis entgegengewirkt wurde (und nicht etwa umgekehrt!), war ein handwerklich grundsolider und auch durchaus schmackhafter Abschluss. Unter strengerer Begutachtung nach unserem Dafürhalten aber mehr die Summe seiner sich gegenseitig nicht störenden Teile als deren kongeniales Miteinander.
Wie begeistert man derzeit also im Lindenhof von der Küche ist, hängt ein bisschen davon ab, was man bestellt und wie hoch die Erwartungshaltung ist. Enttäuscht wird man in dem außerdem auch sehr sympathisch bewirteten Gasthaus jedenfalls nie sein, denn auf Handwerk, Qualität, Frische und Natürlichkeit ist hier grundsätzlich immer Verlass. Und in der Weinkarte findet man dazu eine kleine, abwechslungsreiche Auswahl seriöser europäischer Erzeuger bis hin zum großen VDP-Gewächs zu moderaten Preisen.
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