Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mi-Sa ab 18 Uhr, So-Di Ruhetag |
Menüs: 90-130 € |
Direkt auf dem Betriebsgelände des renommierten und überregional bekannten Weinguts Franz Künstler und dort in einem sehr geschmackvoll umgestalteten kleinen Säulensaal, betreiben die Zwillingsschwestern Nathalie und Jennifer Dienstbach seit dem Frühjahr 2022 ein gehobenes frankophiles Restaurant. Das Gastronomiekonzept ist nicht an den Haaren herbeigezogen, denn die beiden Gastgeberinnen haben eine französische Mutter, waren in ihrer Kindheit sehr oft bei den Großeltern in der Normandie und bekamen Le savoir-vivre somit quasi in die Wiege gelegt.
Es ist eine zeitgemäße Form der gehobenen französischen Bistrokultur, die hier realisiert wird, aber nicht krampfhaft auf kreativ oder exklusiv gemacht, sondern vielmehr in bodenständiger Art und Weise die Traditionen wahrend. Die einschlägigen Luxusprodukte der Haute-Cuisine sucht man vergebens und man vermisst sie hier auch nicht. Unterm Strich eine gehobene französische Landküche mit Blick über den Tellerrand hinaus. Die für das relativ große Restaurant bewusst klein gehaltene Karte offeriert einerseits weltläufige Ideen, daneben aber auch ganz klassische und gegenständliche, respektive produktpuristische Dinge.
Zu Letzteren würden wir die im Ganzen zubereitete und zum Selbstzerlegen an den Tisch gebrachte Artischocke zählen, die es zuletzt zusammen mit Zitronenmayonnaise und einer mit Dijonsenf und Schalotten angemachten Vinaigrette als einer der Vorspeisen gab. Schon davor wurden zwei Sorten sehr gutes Brot, nämlich französisches Baguette und eine lockerkrumige Sauerteigvariante mit dunkler, röscher Kruste nebst Butter und Schnittlauchöl aufgetragen und zum Knabbern gab’s diverse selbst hergestellte Gemüsechips.
Neben einer mit Limette und Kokos ganz dezent fernöstlich eingenordeten Hokkaido-Kürbissuppe stand im Vorspeisenbereich zuletzt auch gebeizter schottischer Wildlachs zur Option, der in schön milder und festfleischiger Façon ebenfalls in asiatischem Gewand daherkam: nämlich mit einem korianderwürzig angemachten und mit Sesam, Chili und Limette zugespitzten Kartoffelsalat nebst fruchtiger Frische von Apfel und Ingwer sowie einem unaufdringlichen Umami-Hintergrund von Miso und Soja. Hier bewegte sich die Küche dann im Grunde sogar fast schon auf 6-Pfannen-Niveau.
Auf einem ähnlich hohen Level sahen wir das zart fließende, in Panierung knusprig ausgebackene Freilandei, das in Liaison mit Blumenkohl (Creme und geröstete Röschen), saftiger eingelegter Birne, süßem Zwiebelconfit und herzhaftem, dichtporigem Lardoschaum klar in Richtung Gourmet-Soulfood ging. Ein süffiges Löffelgericht mit vielen aromatischen und haptischen Facetten.
Ein klein wenig darunter angesiedelt war dann wieder der Hauptgang rund um die Brust vom Schwarzfederhuhn nebst Karotte, karamellisierter Schalotte und Kartoffelpüree. Denn abgesehen vom etwas (aber nicht dramatisch) übergarten Geflügel, dessen Charakter noch von einer sehr guten, mit Weißwein gekochten hellbraunen Geflügeljus verstärkt wurde, wirkten zum Beispiel die beiden sehr großen, offenbar nur scharf angerösteten und ansonsten weitgehend naturbelassenen (also auch noch sehr harten) Karotten und der Kartoffelstampf relativ grob. Außerdem auf dem Teller: eher weich geschmorte gelbe Rüben mit dem sehr kräftigen Flavour von Knoblauch und Thymian und eine sehr süße und weiche karamellisierte Schalotte. Also alles in verschiedene Richtungen ein bisschen drüber...
Nicht vorbeifahren lassen sollte man im Les Deux Dienstbach den klassisch und mit Produkten vom Maître Fromager Affineur Tourette aus Strasbourg auch noch sehr hochwertig bestückten Käsewagen. Mit bestimmt 25 verschiedenen gut gereiften Sorten aus Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch bleiben da wenige Wünsche offen. Aber auch die Darbietung aus der Pâtisserie hat uns sehr gut gefallen, denn wir bekamen es mit einer sanft pochierten und im ausgehölten Kerngehäuse mit Schokoladenganache gefüllter Rotweinbirne nebst vanilleduftiger und elegant alkoholisch abgeschmeckter sahniger Espuma und in dem Kontext sehr gewinnbringendem Haselnusscrumble zu tun.
Die Weinkarte ist selbstredend mit allen guten und auch raren, gereiften Tropfen aus dem Weingut Künstler bestückt; daneben findet sich aber auch viel Spannendes aus den besten Regionen Frankreichs.
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