Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Do-Sa ab 18 Uhr, So-Mi Ruhetag |
Menüs: 65-115 € |
Der Name des Gourmetrestaurant im ersten Haus am Platz des altvorderen Rheinpromenadenorts Boppard suggeriert bereits gediegene Klassik, so passt das Salonambiente mit rotem Teppich, Holzvertäfelungen, langen Bordüren und einem Flügel in der Raummitte dann auch perfekt ins Bild. Die Küche von Sebastian Messinger ist zwar konzeptionell ebenfalls klassischer Natur, gibt sich aber stilistisch dann doch etwas moderner und kreativer.
Vor allem im vegetarischen Bereich, wo zuletzt beispielsweise gegrillter Chicorée und verschiedenes mariniertes Gemüse von Erdnusscreme und Blutorangenvinaigrette dynamisch aufgepeppt wurden. Aber auch die mit Kokosmilch angereicherte Hummerbisque mit Rosenberg-Garnele, Chorizo und einem Paprika-Zwiebelconfit tendierte eindeutig in die weltoffene Richtung.
Wir begannen unser letztes Mahl im Le Chopin nach verschiedenen Häppchen auf dem Uri-Geller-Löffel mit einer tafelförmigen Matjesmousse nebst gewürfelter Birne und in feine Streifen geschnittener marinierter Zuckerschote in einem Sud aus selbiger, was im Zusammenspiel einen leichten, frischen und ausgewogenen Auftakt ergab.
Schottischer Lachs in gebeizter und zu Tatar verarbeiteter Form sowie in Gestalt des Lachskaviars kam sodann im Kreise von mariniertem Kohlrabi, einer Kressecreme, schwarzem Rettich, Kräuterschmand und einer Nocke Eis von Meerrettich auf Apfel-Kohlrabisud ebenfalls ausgesprochen leicht, frisch und ätherisch daher. Und war in dieser ausgewogenen und wohlproportionierten Art sicherlich der beste und ausgereifteste Gang des jüngsten Menüs.
Ebenfalls sehr leicht, aber mit einem eher würzigen und dichten, fast etwas eindimensionalen Aromenbild, folgte anschließend die weich geschmorte Roscoffzwiebel, deren Inneres mit einer Melange aus kleingewürfelter Artischocke und weiteren Gemüsen und Aromaten gefüllt war. Die schwamm in Begleitung zarter Gnocchi, Tropfenpaprika, Kapern und Oliven in einer dunklen klaren Brühe, die der Service als Pilzsud annonciert hat, die allerdings eher wie eine kraftvoll würzige Zwiebel- und/oder Gemüsebrühe schmeckte.
Der Lammrücken im Hauptgang war zwar optisch noch zartrosa aber geschmacklich schon relativ trocken und zudem auch aromatisch nicht sonderlich ausdrucksstark. Dessen Kombination mit verschiedener Roter Bete, einer vermutlich auf Basis von Pastinakenpüree zubereiteten Senfcreme, eingelegter Senfsaat, aber auch dem immer wieder dazwischen aufploppenden Aroma von Koriandersaat, konnten wir nicht allzu viel abgewinnen, aber das lässt sich sicher als Geschmackssache verbuchen. Auf der Habenseite notierten wir in jedem Fall die Sauce, eine reine Lammjus, die zudem sehr schön prägnant schmeckte und dem Fleisch genau das geben konnte, was ihm selbst fehlte.
Prinzipiell geschmacklich sehr gut und mit kleinen Einschränkungen wie dem recht harten Sablé auch handwerklich wohlgelungen war auch das Dessert rund um Skyr und Rhabarber mit Skyrmousse und Rhabarber-Buttereis sowie zartkrossen Meringue-Sticks, das aber auch nicht rausreißen konnte, dass wir die Bewertung nach einem wiederholt etwas schwächeren Eindruck als in den Jahren zuvor, diesmal zugunsten eines stimmigen Abbilds leider etwas anpassen müssen.
Ändert aber weder an der grundsätzlich weiterhin gegebenen Attraktivität der Küche, noch am stimmen Preis-Leistungsverhältnis und schon gar nicht an der ebenfalls ansprechenden Auswahl regionaler und internationaler Weine, die man hier in angenehmer Umgebung mit engagiertem Service genießt.
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