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Fotos: L99 - Restaurant + Weinbar

L99 - Restaurant + Weinbar

Lotter Str. 99
40978 Osnabrück
0160-4651570

aktualisiert: 09 / 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Mi-Sa ab 17.30 Uhr, So von 12-17 Uhr, Mo u. Di Ruhetag
Hauptgerichte: 20-40 €

„Statt Seezunge gibt es nun Forelle“, sagt Gina Duesmann, erklärt noch kurz das neue lockerere Konzept aus Restaurant und Weinbar im ehemaligen Friedrich und wie die Zapfanlage – ein Frischesystem ähnlich eines „Coravin“ im Großformat – für rund 65 offene Weine funktioniert. Die Gastgeberin und ihr Lebensgefährte, Küchenchef Lars Keiling, haben aus dem Fine-Dining-Restaurant Friedrich, das immer schon einen legeren Bistro-Teil umfasste, das nach der Adresse an der Lotter Straße 99 benannte L99 gemacht. Damit einher ging auch eine komplette hochwertige Neugestaltung der Gasträume auf zwei Ebenen: Im unteren Teil sitzt man an halbhohen Hochtischen auf ebenso stylischen wie bequemen Polsterhockern, die auf Parkettboden stehen und im etwas erhöhtem Teil stehen herkömmliche Tische auf Teppich. Mit warmer Farbgebung, edlen Materialen und auffälligen Strukturtapeten könnte bei aller sichtbarer Veränderung zu Lockerheit und heimelig-elegantem Wohlfühlen auch ohne weiteres wie zuvor Fine Dining zelebriert werden.

Neben dem Wein(selbstbedienungs)konzept mit einem interessanten Angebot von konventionellen etablierten Winzern (Bassermann-Jordan, Gunderloch…) bis zu Weinen aus der Biodynamie- und Naturweinszene (Foradori, Odinstal…) und Sherry, Portwein und Madeira sowie einer spitzengastronomiewürdigen Europa-Weinkarte, zu dem eine aufladbare Chipkarte erworben werden kann, manifestieren sich die Neuerungen vor allem an der Speisekarte. Anstelle eines starren Menükorsetts listet nun ein DIN-A4-großes Blatt hausgemachte Brote nebst optionalen Aufstrichen, eine Handvoll Snacks, die die Amuse-Gueules ersetzen (oder aber als Solisten zum Wein passen), kalte Gerichte aus dem Vorspeisenbereich und warme Gerichte einheitlicher Portionsgröße sowie Desserts und süße Naschereien, alles zu attraktiven Preisen.

Aus dem Bereich „Snacks“ starteten wir mit der kleinen Sauerteig-Pizza und den „L99 Special Sushi Rolls by Furittsu“. Das Sushi-Restaurant Furritsu in unmittelbarer Nachbarschaft – hier Zuarbeiter fürs Sushi-Grundgerüst – gehört übrigens ebenso zum Unternehmen wie die Weinbar Friedrich in Düsseldorf. Während die Pizza sich süffig und hochwertig belegt mit Büffelmilch-Burrata, Kirschtomaten und Olivenkraut präsentierte, demonstrierte Loch-Duart-Lachs bei den hervorragenden Rollen, die auf hochwertigem Limoges-Porzellan von J.L Coquet serviert wurden, die weiterhin geltenden Ansprüche an Zutatenqualität. Einnehmende Kreativität erhielten die fischgefüllten Reisrollen von einer Rote-Bete-Scheibe, grob gehackter Erdnuss und Yuzu-Frische.

Die Reduktion, ohne auf aromatische Komplexität zu verzichten, zeigte sich bei nach Ike-Jime-Art geschlachteter Forelle: Der topfrische Fisch fand sich feingewürfelt in jeweils ein Shiso-Blatt verpackt, treffend abgeschmeckt mit der Salzpflaume Umeboshi und der japanischen Gewürzmischung Furikake. Ideal als Fingerfood zum Teilen, wenn man von den sechs köstlichen Frische-Happen, die um einen süßsauren Krautsalat drapiert waren, vor Begeisterung überhaupt etwas abgegeben mag.

Bei der Ceviche vom Wolfsbarsch mit roter Zwiebel und Koriander stellte Keiling der moderaten Schärfe und angenehmen Limettensäure in der Leche de Tigre einen verbindenden Hauch Kokos-Cremigkeit zur Seite. Einen knackigen, nicht zu süßen Twist erhielt die Petitesse in handgetöpferter Porzellanschüssel durch Wassermelonenwürfelchen. Über diese ausgewogene Köstlichkeit hätte auch im Vorgängerrestaurant niemand die Nase gerümpft.

Bei den warmen Gerichten fiel beim Wiener Schnitzel bei zwei kleinen Schnitzelchen besonders die perfekt soufflierte, geschmacksintensive Panierung um hauchdünnes Kalbfleisch auf. Flankiert wurde der Klassiker von süßlichem, feinsäuerlichem Kartoffelsalat und Preiselbeeren – sonntags gibt es diesen Evergreen auch in Hauptgerichtsportion zum Sattessen. Beim Zicklein wiederum gefiel die Präzision bei der Garung zweier geschmorter Stücke nebst dichter Sauce und bei einer mit Brät gefüllten Praline die leicht rauchige Aromatisierung eines knackigen Bohnen-Tomatencassoulets.

Bei der Auswahl lokaler Ziegenkäse aus der Käserei „Wurzeln & Hörner“ mit saftigem Früchtebrot stach besonders der „Blaue Meckerer“ hervor, ein gereifter und durch Wälzen in Spirulinaalgenpulver blau eingefärbter Frischkäse mit einem Geschmack zwischen Ziegencamembert und halbfestem Ziegenkäse mit Chilinoten. Das kleine, innen noch leicht flüssige Schokoküchlein kam mit Himbeeren und luftig-leichtem Kokossorbet – ein insgesamt wohlschmeckendes ungekünsteltes Dessert aus dem Angebot, das beispielsweise noch NY-Cheesecake-Espuma oder einen Affogato offerierte.

Kurzum: das L99 ist ein vierversprechendes Konzept, unkompliziert niederschwellig und mit Anspruch an Zutaten und Aromen. Es wäre sogar wünschenswert, dass es skaliert werden könnte, denn nahezu jede Großstadt würde ein derartiges Konzept sehr gut vertragen. Beim Vergleich mit Keilings Kochkünsten im Friedrichs stellt man fest, dass er sein Können in der unkomplizierten Küche bei weniger kleinteiligen Gerichten wunderbar einbringt und internationale Gourmetzutaten erfolgreich durch regionale Viktualien (wie etwa aus einer Süßwasserfisch-Zucht oder dem restauranteigenen Garten) ersetzt.

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