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Abends |
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Di-Sa ab 18 Uhr, So u. Mo Ruhetag |
Hauptgerichte: 26-54 €, Menüs: 79-119 € |
Es weht ein frischer kulinarischer Wind in dem wunderbar idyllisch auf einem großen umfriedeten Grundstück in der Nähe der Peene gelegenen Gutshaus Stolpe bei Anklam, das der renommierten Hotelvereinigung Relais & Châteaux angehört. Nach dem etwas überraschenden Aus für das einstige Gourmetrestaurant „Gutsherrenküche“, dem daraus resultierenden Weggang von Küchenchef Christian Somann, und einer etwas längeren Neufindungsphase, ging die Gastronomie in dem luxuriösen Landidyll nun mit dem Restaurant Kurt an den Start, das federführend vom neuen Küchenchef Mehmet Kaan Verdo bespielt wird.
In den bisherigen Räumlichkeiten, aber mit einem Facelift ansprechend modernisiert und verjüngt, hat man das kulinarische Konzept nun etwas vereinfacht und regionalisiert. Auf der Speisekarte bedeutet das: zwei unterschiedliche Menüs, von denen eins vegetarisch ist, die aber auch miteinander kombiniert werden können, und die statt mit luxuriöser internationaler Produktpalette überwiegend mit heimischen, saisonalen Viktualien bestückt sind. Auf den Tellern präsentiert sich das recht gegenständlich und mit breiterem Pinselstrich ausgeführt. Dazu passte beim letzten Mal auch der schlichte Küchengruß in Gestalt einer generösen Menge warmen Kartoffelstampfs als Aufstrich für das Sauerteigbrot sowie eine Art Wildfleisch-Krokette mit betont säuerlichem gelbfruchtigem Gel.
Der Auftakt des nichtvegetarischen Menüs kam etwas aufwendiger und feingliedriger daher, war aber handwerklich ebenfalls eher schlicht konzipiert: ein sehr klein gewürfeltes Jakobsmuscheltatar, mit gerösteten Mandeln und Schnittlauch vermengt, getoppt mit einer Mandelcreme, Saiblingskaviar und gepickeltem Rettich. Das präsentierte sich durchaus schmackhaft, leicht und frisch und hatte einen kleinen originellen Twist – machte von daher einen ausgereifteren Eindruck als der Exkurs ins vegetarische Menü, der mit einer sehr weichen, dunklen Karotte, appliziert mit Gel von schwarzer Kirsche und Knoblauchchips, platziert auf einer intensiven, ebenfalls sehr dunklen Röstgemüsejus, optisch und haptisch nicht sehr sexy wirkte. Auch geschmacklich waren das Gel und die Sauce für die Möhre eigentlich ein viel zu plakatives Geleit.
Ganz ähnlich ließ eine vergleichbar intensive und dichte Jus dem feinen Geschmack von Frühlingsmorcheln und dem Eigenaroma einer zart geschmorten, in Radicchio gehüllten Lammschulter nur wenig Raum zur Entfaltung, wenngleich diese Kreation an für sich nach unserem Empfinden trotzdem stimmiger war. Man kann aber nicht sagen, dass das Team nicht auch mit Feingefühl kochen würde, wie der anschließende Fischgang rund um ein perfekt auf den Punkt gebrachtes und auch qualitativ überzeugendes Stück Dorsch zeigte, das mit einem Lack aus süßem Senf und darauf mit knuspriger Hefe bebröselt, auf einer sehr ansprechenden und ausgewogenen Meeresfrüchte-Schaumsauce schwamm. Einzig die Reihenfolge, den eleganteren Fisch nach der viel kräftigeren Lammschulter zu bringen, wirkte irritierend.
Genau wie die sich ähnelnde Art aller dunklen reduzierten Saucen. Denn auch die Jus zum rosa Kalbstafelspitz wirkte sehr ähnlich wie die vegetarische und auch die zum Lamm, wenngleich Letztere mit Lavendel-Flavour einen anderen Oberton hatte. In Begleitung verschiedener, mit Meerrettich beflockter Wurzelgemüseröllchen und einer Kartoffel-Schichtschnitte mit Topping aus Kresse und Croûtons, war das ein sehr solider und schmackhafter Hauptgang.
Als etwas weniger solide, wenngleich optisch auf den ersten Blick durchaus interessant, entpuppte sich das Dessert von Petersilienwurzel, Pistazie, grünem Apfel und weißer Schokolade, weil letztere als viel du dicker und plumper Deckel die opulente Menge von sehr süßer Pistaziencreme (sowie Gel von grünem Apfel) darauf von einer ebenfalls sehr mächtigen Menge an süßer Petersilienwurzelmousse darunter trennte. Ein ziemlich mächtiger süßer Abschluss! Als deutlich leichter erwies sich das ebenfalls kompakt im tiefen Teller angerichtete Dessert von Schokoladenmousse, Joghurt, Pistazie und Veilchen aus dem omnivoren Menü.
An einigen Stellen zeigte die Küche das Können für eine höhere Bewertung, an anderen blieb sie handwerklich und kompositorisch etwas unter der Erwartungshaltung. Da schlummert also durchaus noch Entwicklungspotenzial! Und so sind wir schon sehr gespannt auf unseren nächsten Besuch in der kommen Testsaison. Der souveräne Service und die profunde Weinberatung durch den sympathischen, bereits langjährigen Restaurantleiter und Sommelier des Hauses, Jan Vollmer-Lederer, kann ohnehin hohen Ansprüchen genügen und lässt auch weiterhin keine Wünsche offen.
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