Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Do-Sa ab 18 Uhr, So-Mi Ruhetag |
Menüs: 110-148 € |
Es gibt im gesamten Rheingau wohl kaum einen anderen Ort, an dem man in vergleichbar feudaler Umgebung sitzen und auf ähnlich hohem Niveau essen kann wie im pittoresken Kronenschlösschen, das nur durch den hauseigenen kleinen Park und die Ortsdurchfahrtsstraße vom Rheinufer getrennt ist. Nicht von ungefähr findet hier alljährlich auch das berühmte Rheingau Gourmet & Wein Festival statt, denn Gastgeberfamilie Ullrich ist seit jeher höchst engagiert und ambitioniert in Sachen Kulinarik und Weingenuss unterwegs.
Das im Jahr 1894 von einem Frankfurter Galeristen als Wohn- und Ausstellungshaus für seine Künstler errichtete Kleinod, das schon seit Ende des 19. Jahrhunderts als Hotel betrieben wird, wartet im Hier und Jetzt mit zwei unterschiedlichen Gastronomiekonzepten auf: dem legeren Bistro und dem eleganten Gourmetrestaurant, die neben den historischen Räumlichkeiten beide auch über eine großzügige Terrasse mit Blick in die lauschige Grünanlage verfügen. Hier sitzt es sich in den Sommermonaten natürlich besonders schön.
Doch egal zu welcher Jahreszeit man hier einkehrt, lohnt die anspruchsvolle klassische Gourmetküche aus der Feder des in Österreich geborenen Küchenchefs Roland Gorgosilich immer einen Besuch. Seit 2020 steht er hier nun schon am Herd und hat sein Handwerk in dieser Zeit sukzessive weiterentwickelt und verfeinert. Wie detailgenau er und sein Team zwischenzeitlich im Rahmen ihres Menüs arbeiten, das verdeutlichte bei unserem jüngsten Besuch bereits das Amuse-Bouche, das den sommerlichen Temperaturen angemessen leicht und mediterran in Gestalt einer modernisierten und vor allem stark verfeinerten Gazpacho-Interpretation aufgetragen wurde: mit straffem, aromatischem Sud, intensiven Johannisbeertomaten, Burratacreme und weiteren Mini-Komponenten wie Olivenölperlen war das in seiner Winzigkeit auch sehr facettenreich.
Das traf auch auf die größer dimensionierte, aber dennoch sehr elegant proportionierte Vorspeise zu, die sich um argentinische Rotgarnele in zwei Zubereitungsarten und als Carpaccio präsentierten Felsenoktopus drehte. Das sowohl roh marinierte als auch panierte und knusprig ausgebackene Krustentier kam im Kreise verschiedener kleiner erfrischender Komponenten aus Fenchel und Pomelo auf einer Sauce aus beiden Produkten zu ihren Ehren und wurden zudem von einer duftigen Estragonnote (im Sud) umweht. Eine kleine Nocke Rouille-Creme verlieh der sehr akkurat umgesetzten und arrangierten Vorspeise zudem auch noch einen gewinnbringenden herzhaften Touch.
Nussig und röstaromatisch wurde es dann rund um eine kurz aber knackig angebratene Jakobsmuschel, die neben Blumenkohlcreme auch dunkel-röstwürzigen Blumenkohl, geröstete Haselnüsse und eine dichte Jus aus gerösteten Pinienkernen zur Seite hatte. Letztere trug auch eine dienliche Süße mit in das Gericht und korrespondierte mit der von Natur aus ebenfalls subtil nussig und süßlich daherkommenden Jakobsmuschel kongenial. Kleine intensive Kapern spendeten zudem Säure und Würze – wie auch sonst alles andere auf sehr ausgewogene und zarte Art.
Im Hauptgang fanden sich zwei Top-Produkte zum Surf & Turf ein: galizisches Ternera Gallega Kalb und bretonischer Hummer. Das Kalbfleisch zart und hell bei Niedertemperatur „geschmort“ und satt mit eigener Jus glasiert, das Krustentier in knackig-zarter Perfektion als Medaillons zu Porzellan gebracht und beide auf Barbecue-Art in Szene gesetzt: mit gegrillten Maiskörnern und fluffiger gebratener Polenta, dazu sehr junger grüner Spargel und eine durchaus kraftvolle und tiefe, aber auch wieder sehr elegant abgerundete Barbecue-Jus auf Basis von Krustentier-Bisque und Kalbsjus. Prädestiniert für einen muskulösen, aber nicht allzu opulenten Rotwein, den Sommelier Florian Richter hier in Gestalt des reinsortigen Napa-Valley-Cabernets Élu vom Weingut St. Supery ins Glas brachte. Wie all seine Empfehlungen, für die er aus einem in Breite und Tiefe beeindruckenden Fundus schöpfen kann, sehr passgenau und gewinnbringend.
Und weil zuletzt auch das Dessert, einige Varianten aus vollaromatischen Gariguette-Erdbeeren (Mousse, Gelee, Gel, Coulis…) mit kleinem Topfen-Palatschinken und Topfen-Eiscreme, herb akzentuiert von Verbene, wohlgelungen und raffiniert anmutete, erhöhen wir die Bewertung diesmal verdientermaßen um einen Bonuspfeil. Weitere Aufwertung mittelfristig nicht ausgeschlossen! Ein Lob gebührt auch dem gut eingespielten Serviceteam, das unaufdringlich, aber verbindlich immer zur Stelle ist.
Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.