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Das unscheinbar in einer kleinen Wohnsiedlung gelegene Restaurant von Josefine Noke und Daniel Klein hat sich in den letzten Jahren als feste Größe für Genießer zwischen Straubing und Passau (und darüber hinaus) etabliert. Und das verwundert wenig, denn die Kombination aus hellem, mit Naturmaterialien heimelig gestaltetem Ambiente und einfallsreicher Küche zu verblüffend fairen Preisen ist einfach einladend und mehrheitsfähig.
Dabei zieht sich der gehobene Anspruch von der Aperitif- und Getränkeauswahl über den zuvorkommend herzlichen Service von bis zu den fantasie- und aromenreichen Gerichten durch das gesamte Programm. Letztere sind im Übrigen zwar durchaus kreativ, aber nie so abgedreht, dass der Zugang schwierig werden würde. Und sie bauen eher auf deutliche Akzente mit nicht übertrieben komplizierten Mitteln…
Nach zwei ausgezeichneten selbstgebackenen Brotsorten nebst Miso- und Tomatenbutter stimmte das Team noch mit weiteren Kleinigkeiten auf den Abend ein. Nicht hundertprozentig überzeugend gelang dabei der erste Appetizer mit einer (leider etwas aufgeweichten) Mini-Eiswaffel, gefüllt mit Thunfischtatar, Wasabimayo und Marille, bei dem der teils angegart wirkende Thunfisch einen insgesamt leicht massigen Eindruck verstärkte, der auch durch die Fruchtsäure nicht ganz ausgeglichen wurde. Besser: die Süße von gerösteter Brioche zu den kräftigen Aromen eines Rindertatars mit Misocreme und der Säure von schockgefrosteter Physalis. Neugierig auf das Kommende machten aber beide Snacks!
Und bei dem dick geschnittenen und temperierten, aber sonst nur kurz abgeflammten Rindertataki in Ponzusauce wurde diese Neugierde auf sehr erfreuliche Art befriedigt: Nicht nur die Qualität des auch in dieser Präsentation geschmeidig zarten Fleischs, sondern auch die kontraststarke Begleitung mit milder Süßkartoffelcreme gegenüber Granny-Smith-Sorbet, einer säurestraffen Mayonnaise und knusprigen Getreidepops überzeugte auf gut durchdachte Art. Einzig die Ponzusauce war einen Hauch zu sehr auf der sojasalzigen Seite und hätte etwas leichter und stärker ätherisch-zitrisch dem Rind noch mehr Raum geben können.
Danach variierte das Team eine bereits aus vorherigen Besuchen bekannte Kombination mit neuem Hauptprodukt: eine wunderbar frische und nussig aromatisch Jakobsmuschel saß hierbei auf einem cremigen Sockel aus Sushireis und wurde von einem forsch geschärften Gurken-/Wasabisud und Wasabicreme umspielt und hatte so insgesamt einen ebenso lebendig frischen Auftritt wie die ganz ähnlich umspielte Bayerische Gamba im Vorjahr…
In genau die entgegengesetzte Richtung, eine rauchig-erdig-würzige nämlich, ging es bei der folgenden in Muscovado karamellisieren Gänseleber, deren üppiger Schmelz von confierten Perlzwiebeln, einer cremigen Trüffelsauce und waberndem Olivenholzrauch auf erfreulich herzhaft-kraftvolle Art eingefasst wurde. Klitzekleine Minuspunkte gab‘s nur für die gefriergetrocknete Zwiebel mit eher elastischer als crunchiger Konsistenz.
Und apropos herzhaft-kraftvoll: genau das war auch die unkonventionelle Kombination von Chorizo, Portweinkirschen und Spinat zu sanft confiertem Kabeljau. Dabei hatte die Idee eines zwischen paprikawürziger Schärfe, roter Frucht und grünen Aromen angelegten Akkords definitiv Potential, wurde allerdings unter anderem durch grobe Chorizo-Stücke zwischen den Kirschen ein wenig zu rustikal umgesetzt, so dass der Kabeljau dabei tendenziell zum Nebendarsteller wurde.
Zum Abschluss brachte das Team den Klassiker „Vanilleeis mit Kürbiskernöl“ mit einem cremigen und duftigen Eis sowie zarter Mousse und vollreifen Marillenspalten mit einfachen Mitteln in eine frischfruchtige Richtung und blieb damit auch im süßen Bereich souverän.
Allerdings zeigte sich hier auch das größte Potential der Küche, die aktuell in einem gewissen Ungleichgewicht zwischen häufig eingesetzten, teils technisch aufwändigeren Mitteln (Schockfrosten…) auf der einen Seite und teils einfacheren gröberen Akzenten (Chorizo, Marille…) noch nicht ganz die Balance gefunden hat, um die guten Ideen immer voll auszuschöpfen. Das ändert rein gar nichts am stimmigen Gesamteindruck, macht aber gespannt auf die weitere Entwicklung und eine mögliche noch höhere Bewertung.
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