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Fotos: Küche im Keller

Küche im Keller

Lutherstr. 20
07546 Gera
0365-77308995

aktualisiert: 03 / 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Di-Sa ab 17 Uhr, So u. Mo Ruhetag
Menüs: 59-79 €

Das im Souterrain eines unscheinbaren Eckhauses gelegene und mit überwiegend allerhand Küchenutensilien und erkennbarer Liebe zum Detail ausdekoriere kleine Lokal von Gastgeber und Küchenchef Marco Brauch ist und bleibt das beste Restaurant in Gera. Seine kulinarische Strahlkraft reicht mittlerweile sogar bis weit über die Stadtgrenzen hinaus, denn wenn man in der ostthüringischen Region noch besser essen will als hier, muss man schon eine ganze Weile fahren.

Seit über zehn Jahren ist der sympathisch bescheiden auftretende Inhaber hier schon am Werk und hat seinen Kochstil mit den Jahren sukzessive verfeinert – allerdings ohne sich in allzu aufwändigen und exklusiven Abenteuern zu verstricken. Obwohl das Niveau seiner beiden Menü-Optionen seit der Eröffnung merklich angezogen hat und Marco Brauch natürlich auch die Preise immer wieder nach oben anpassen musste, ist das alles bodenständig und sehr zugänglich geblieben.

Man hat die Wahl zwischen einem bis zu viergängigen Menüvorschlag mit Fisch und Fleisch und einer vegetarischen Speisefolge, kann das alles aber nach Herzenslust selbst kombinieren und ist somit auch frei in der Entscheidung, wieviel man essen möchte. Nach gutem Sylter Sauerteig-Krustenbrot von Jochen Gaues mit Salz- und Tomatenbutter starteten bei unserem jüngsten Besuch gleich beide Menüs mit einem dicken Ausrufezeichen!

Zum einen gab’s einen meisterlich zubereiteten Beeftea mit viel Kraft und Balance, in Kombination mit einer opulenten und wohlproportionierten „Schlemmerschnitte“ aus zartkrossem Röstbrot, Rindertatar, Schmandmousse und Störkaviar. Das allein hätte man auch bequem mit 7 Pfannen bewerten können. Zum anderen ein ausgewogenes vegetarisches Ensemble aus marinierten Blumenkohlröschen, gehacktem Ei, eingelegter Senfsaat, Tomatenconcassée und Schmandmousse auf einer herbfrischen Kräutervinaigrette nach Art der Frankfurter Grünen Sauce. Auch das war ein wohlproportionierter Auftakt mit ausgewogenem Geschmacksbild: Säure, Würze, Süße, schmelzige und knackige Elemente in harmonischem Einklang.  

Ein grundsätzlich ebenfalls sehr stimmiges Ensemble war die Kombination von gebratenem Skrei-Kabeljau, Blutwurst, Apfel, Sauerkraut und Kräuteröl. Allerdings standen der kaum gewürzte Fisch mit ein wenig trocken und spröde anmutendem Fleisch, die ebenfalls etwas matt wirkende gebratene Blutwurstscheibe und eigentlich recht naturbelassen schmeckende, angewärmte Apfelspalten aufgrund ihrer Beschaffenheiten (und trotz des rahmigen Sauerkrauts als Fundament) mehr nebeneinander, als dass sie smart ineinandergegriffen und sich kongenial ergänzt hätten. Da fehlte irgendwie ein wenig die Verbindung.

Eine sehr gute Idee war auch der vegetarische Hauptgang bei dem mit Ricotta gefüllte Rote-Bete-Tortellini, karamellisierter Ziegenkäse, Walnusskerne und frittierter knuspriger Salbei auf Walnussbutter angerichtet wurden und ein schmackhaft herzhaft-süßliches Ensemble abgaben. Das hätte nach unserem Dafürhalten aber auch noch fruchtig-säuerliche Akzente zur Auflockerung vertragen, denn die sehr teigige und nur spärlich gefüllte Pasta, der viele schmelzige Käse und die Buttersauce wirkten auf Dauer etwas opulent und eindimensional. Ausgewogener war – nicht zuletzt dank der säuerlichen Perlzwiebeln – eine Interpretation von Boeuf Stroganoff, die mit großen Stücken von (nur minimal zu trockenem und kompakten) geschmortem Rinderragout, gebratenen Champignons, Speckkrusteln und schön buttrigem Kartoffelpüree auf schmorwürzig-dichter Jus sehr gegenständlich und nah am Original als Fleisch-Hauptgang aufs Porzellan geschickt wurde. Bodenständig, unverkünstelt, sehr fein gemacht.

Elaborierter und deutlich weiter vom Original entfernt war indessen wieder das Dessert „Schwarzwälderkirschtorte 2.0“, bei dem Kirschsorbet, Kirschespuma, kleine imitierte Kirschen aus Schmandmousse sowie einem Überzug aus Kirschgelee und einem Stängel aus Bitterschokolade nebst Schmandcreme, Kirschgel, knusprigem Schokoladenbisquit und Kaffee-Hippenwaffeln das typische Geschmacksbild ergaben – aber eben viel leichter, differenzierter und vielschichtiger als beim Torten-Original.

Eine alles in allem also wieder sehr ansprechende Küchenleistung, die uns in diesem Jahr sehr knapp, aber voller Überzeugung, zur Aufwertung auf 6 Pfannen veranlasst. Denn wir sind uns sicher, dass Marco Brauch auch künftig weiter am Feintuning seiner Gerichte arbeitet und ihnen an den Stellen, wo sie aktuell vielleicht noch ein klein wenig ungehobelt wirken, noch mehr Schliff verleihen wird.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



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