Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Di-Sa ab 17 Uhr, So u. Mo Ruhetag |
Menüs: 49-69 € |
Schon seit vielen Jahren ist das versteckt im Souterrain eines Reihenhauses gelegene, zwischenzeitlich nur mal für ein kurzes Intermezzo an andere Stelle umgezogene Restaurant von Marco Brauch die erste Anlaufstelle für Genießer in Gera – und darüber hinaus eines der lohnendsten Ziele in Thüringen. Dafür sorgt einerseits allein die Tatsache, dass der erfahrene Chef in seinen beiden monatlich wechselnden Menüs (eins davon vegetarisch) einen sichtbar hohen Anspruch an Handwerk und Produkt zeigt, daneben aber auch, dass in dem charmant mit historischen Küchenutensilien dekorierten kleinen Lokal von der einladenden Atmosphäre über die mit einfachen Mitteln effektvolle Küche bis zur ausgesprochen fairen Preisgestaltung auch sonst alles ausgesprochen gut zusammenpasst.
Der weitestgehend allein kochende Chef, der nur im Service von einem (zuletzt etwas übertrieben theatralisch agierenden) Kompagnon unterstützt wird, setzt seine durch die Alleinkocherei begrenzten Ressourcen ausgesprochen clever ein und schafft es auf den Tellern mit verhältnismäßig wenigen Komponenten gleichermaßen zugängliche und spannende Eindrücke zu kreieren. Dass dabei die aromatischen Pinselstriche mitunter vielleicht etwas gröber, dafür aber immer markant und deutlich ausfallen, stört dabei genauso wenig wie der Verzicht auf ausladende Küchengrüße. Zumal es mit dem knusprig-flaumigen Kartoffelbrot, das zuletzt zusammen mit ausgewogener Bärlauchbutter und Affila-Kresse aufgetischt wurde, ebenfalls eine appetitweckende Einstimmung gibt.
Nach dieser zeigte beim letzten Besuch schon die Vorspeise auf ihre aufgeräumte, klar und frisch gehaltene Art sehr gut die stärksten Seiten von Marco Brauchs Küche. Im Mittelpunkt stand hier ein aufgerolltes Carpaccio aus gut gereiftem Rindfleisch, dessen satter Fleischgeschmack vom zarten Schmelz und der feinen Säure einer Dijonsenf-Mayonnaise, etwas filigranem Kartoffel-Crunch und frischgrüner Schnittlauchwürze ergänzt wurde.
Die klare Linie führte dann auch im zweiten Gang zum Erfolg: hier mit einem nur minimal temperierten und dann kräftig abgeflämmten schottischen Lachs als Hauptdarsteller, puristisch und effektiv ergänzt von einem kräutrigem Buttermilchsud mit zart platzenden Mangokügelchen darin, deren Fruchtigkeit von etwas marinierter Mango neben dem Fisch verstärkt wurde, während ein betont säuerlich-bitteraromatisches Kalamansigel auf demselben auch noch einem markanten Kontrast bot. Insgesamt war auch das ein mit wenigen Komponenten spannend knallig-dynamisch gestalteter Gang mit hohem Spaß- und Genussfaktor.
Im Vergleich dazu wurde es bei der Hähnchenbrust mit saftiger Bärlauch-Ricottafüllung im Hauptgang etwas ruhiger, aber nicht weniger einnehmend. Denn insbesondere die feine Würze der im Brathähnchen-Style spicy aufgeknusperten Haut sorgte einen ausgesprochen charakterstarken Wohlfühleffekt, der erneut nicht viel mehr brauchte um zu zünden – in diesem Fall nur etwas saftig gestaltete Fregola Sarda und eine konzentriert straffe Sauce Albufera, die einmal mehr zu erkennen gab, wie fundiert hier gekocht wird.
Und auch der süße Abschluss – als Alternative zu einer Auswahl gereifter Käsesorten – gelang souverän. Mit einer kontraststarken Kombination aus einer zarten Nougatcreme in papierdünnem knusprigem Kartoffel-Cannellono neben mildfruchtigem Birnenragout, einem knallig karamelligen (leider etwas zu plakativ süßen) Popcorn-Eis und Pulver aus grünem Apfel. Letzteres verlieh dem Nachtisch einen wichtigen Hauch erfrischender Säure.
Dazu gibt es bei Marco Brauch schon seit jeher eine kleine Auswahl guter Weine, die klug ein breites Spektrum abdecken und die Küche niveauvoll ergänzen. Das meiste davon wird auch offen ausgeschenkt. Bleibt nur zu sagen: Weiter so!
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