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Fotos: Kesselhaus

Kesselhaus

Griesbachstr. 10 c
76185 Karlsruhe (Grünwinkel)
0721-6699269

aktualisiert: 07 / 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Di-Fr von 12-13.45 Uhr u. ab 18 Uhr, Sa ab 18 Uhr, So u. Mo Ruhetag
Hauptgerichte: 30-45 €,
Menüs: 68-92 €

Auf den ersten Blick mag die Lage des Kesselhauses auf einem Gewerbegelände im Westen von Karlsruhe für ein ambitioniertes Restaurant nicht prädestiniert sein. Doch sie hat auch viele Vorteile. Nicht nur wegen der Businesslunch-Gäste aus den umliegenden Büros und Gewerken, auch wegen des coolen industriellen Ambientes mit viel Platz, hoher Decke, großer, mediterran anmutender Terrasse, genügend Parkplätzen vor der Türe, weswegen sich das Kesselhaus als Veranstaltungslocation einen sehr guten Namen machen konnte. Aber auch die überdurchschnittlich gute Küche und die überdurchschnittlich umfangreiche Weinkarte, die zudem noch klug aufgebaut und gastfreundlich kalkuliert ist, haben nicht unwesentlich zum Erfolg beigetragen.

Vorab kommt Brot, selbstgebacken aus einem Jahre alten Sauerteigansatz und Bio-Mehlen der Mühle Eilingen, darunter die alte Mehlsorte Rotweizen. Patron Sven Hemmann und Küchenchef Kilian Wachter machen sich Gedanken und Mühe von Anfang an – eine ausgezeichnete Leistung, so wie auch der Service alles souverän im Griff hatte. Butter und Aufmerksamkeiten – ein Stück dehydrierte Wassermelone mit Schafskäse, ein kaltes Süppchen mit Apfel und Sellerie, eine Croustade mit einem Salat aus Paprika und Ananas, kleingewürfelt, mit Lauchmayonnaise – kommen auch noch vorneweg. Das ist sympathisch und hübsch angerichtet.

Als echtes Amuse-Bouche folgte ein „Fish & Chips“ genannter Krapfen, gefüllt mit einer Art von Brandade vom Kabeljau auf einer Erbsencreme. Mediterran, saftig, vollauf befriedigend. Wer à la carte wählt und drei oder vier Gänge nimmt, zahlt einen pauschalen Menüpreis – das vereinfacht die Kalkulation für den Gast. Zu den Attraktionen des Kesselhauses zählt auch der spanische Bellota-Schinken, der im Ganzen von Tisch zu Tisch gerollt wird, sofern man Schinken als Vorspeise bestellt. Und von dem dann mit langem Messer in dünnen Scheiben eine Portion abgeschnitten wird. So etwas kommt sicher gut an, denn gleich etliche Gäste bestellten an diesem Abend Schinken.

Wir blieben bei Kirsch-Gazpacho mit Pfifferlingen, einer mit ebendiesen Pilzen gefüllten Mini-Frühlingsrolle, knusprig ausgebacken und halbiert serviert, sowie Staudensellerie, Fetawürfeln und einer Nocke Sauerrahmeis als weitere Ingredienzien. Den Teller – Suppe in der Mitte, die restlichen Zutaten auf dem Rand – mag mancher als ein bisschen antiquiert ansehen, aber egal: Das war frisch, hatte Säure, die sich sehr gut mit der Süße ergänzte, war handwerklich tadellos umgesetzt und gut auf die herrschenden Außentemperaturen abgestimmt.

Gebratener Langostino mit Wagyu-Rinderschinken, grünem Spargel, Sardellencreme und grober Senfsauce entpuppte sich als gekonnte Zusammenstellung überdurchschnittlich guter Produkte. Die Senfsauce war prägend, die Scheiben vom Rinderschinken trotzdem geschmacklich sehr präsent, und neben dem im Ganzen gegarten Spargel gab es auch noch einen pfiffigen Spargelsalat. Das war zwar nicht subtil, aber zupackend und erfreulich mediterran.

Noch fokussierter geriet danach die Tranche vom gebratenen Steinbutt mit Jakobsmuschel, Cannellini-Bohnen, einem als rauchig beschriebenen, würzigen, recht dunklen Kartoffelpüree, etwas Chorizo-Vinaigrette, Balsamico-Kapern sowie Scheiben und Gel von der Amalfi-Zitrone. Auch hier wieder sehr gute Produkte, korrekte Garzeiten, da waren sowohl erfrischende Säure als auch umarmende Fülle vorhanden, und die etwas zu plakative Süße vom zitrischen Gel störte im Grunde nicht. Und Sommelier Christophe Gamblin, der immer einen flotten, aber nicht aufdringlichen Spruch auf den Lippen hat und mit charmantem französischem Akzent parliert, findet stets zu allem den passenden Wein.

Die Variation von der Aprikose mit Gewürzmilch, Kardamom, Tonkabohne, Zimt und Granola-Crumble war dann weniger frisch als erhofft, weil eine in Kreisform drapierte gestockte Gewürzcreme (recht mächtig, wohl auf Basis von weißer Schokolade zubereitet) das Dessert dominierte. Aprikosenschnitze und Aprikosensorbet konnten da leider keinen echten Ausgleich schaffen. Die Gewürzmilch mit ihrem Garam-Masala-Touch wurde separat serviert, und man wusste nicht so recht, was man mit ihr machen sollte.

Es gab also durchaus hier und da auch mal ein Fragezeichen, aber keines davon trübte den sehr guten Gesamteindruck. Denn so eine so präsente, unkompliziert lockere Form der gehobenen Gastronomie mit so viel Herzlichkeit existiert nicht oft genug in Deutschland. Und das beachtliche Preis-Genuss-Verhältnis des Kesselhauses kann man auch nicht oft genug positiv erwähnen.

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