Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So | Mittags |
Abends |
Mo-Sa von 11-14.30 Uhr, So u. Fei Ruhetag |
Hauptgerichte: 20-50 €, Menüs: 50-150 € |
Das in der Annastraße mitten im Zentrum von Augsburg neben dem Stadtmarkt gelegene Hauptquartier von Feinkost Kahn ist bereits seit dem Jahr 1987 eine Institution für Genießer, die das Angebot an den Theken und Tischen im Erdgeschoss des Hauses schätzen, sei es zum Shoppen oder zum munteren Verkosten. Entsprechend quirlig und lebendig geht es hier in aller Regel zu. Deutlich ruhiger ist es dagegen in der zweiten Etage, in der das – ungewöhnlicherweise nur mittags geöffnete – Restaurant unter der Leitung von Thomas Abele beheimatet ist.
Wahrscheinlich sind es hauptsächlich die Öffnungszeiten, die dazu führen, dass Feinkost Kahn als Restaurant außerhalb von Augsburg auch nach 30 Jahren so etwas wie ein Geheimtipp ist. An der Qualität des Gebotenen kann es nicht liegen, denn Thomas Abele kann sich nicht nur aus einem ausgezeichneten Warenkorb bedienen, sondern bringt die Produktqualitäten auch auf sehr substanzstark-geradlinige Art und Weise auf die Teller.
Stilistisch bleiben die Gerichte eigentlich immer sehr klassisch, mal eher bodenständig und mal etwas mehr in Richtung „Gourmet“ getrimmt, aber immer von ausgezeichnetem Handwerk und ausdrucksstarkem Geschmack geprägt. Zuletzt schien das Pendel ein klein wenig mehr in die traditionell-bodenständige Seite auszuschlagen, am Gesamtniveau der Küche hat das aber nichts geändert: die Küche punktet ohnehin oft mit vermeintlich schlichten Tellern, die dann aber durch ihre klare und sorgfältige Umsetzung überzeugen. Und das funktioniert mit einem gesottenen Rindertafelspitz nebst Meerrettichrahmsauce, Rahmwirsing und Butterkartoffeln genauso gut wie mit gebratenem Steinbuttfilet oder Rehrücken.
Und auch bei dem knusprig gebackenen Hühnerei als Vorspeise ging das Konzept zuletzt ganz prima auf. Dessen perfekt cremig ausfließender Kern vermischte sich verführerisch mit einer fruchtig-würzigen Tomaten-Schalotten-Vinaigrette und brauchte dann gar nicht mehr als einige mit zartem Biss gegarte grüne Spargelstangen und etwas Kerbel um zu überzeugen.
Der gleiche reduzierte Stil, aber mit einer deutlich gewagteren Idee, zahlte sich dann auch bei der Kombination von Burrata und Kiwi aus. Hier bekam der cremige Käse mit seinem feinen laktischen Geschmack ein ganz auf die grasig-grüne Seite hingedrehtes Umfeld. Einerseits durch ein prononciert säuerliches Carpaccio von der Kiwi und dann noch durch herbes sardisches Olivenöl, während karamellisierte Walnüsse dazwischen mit Nussigkeit und Süße einen gewinnbringenden Kontrast setzten. Einfach, aber wirkungsvoll.
Deutlich bodenständiger wurde es dann bei den locker-zart gestockten Lachsnockerl, die in einem kräftigen klaren Fischsud mit etwas Gemüseeinlage angerichtet wurden. Ein kleines Salatbouquet und eine intensive Bärlauch-Mayonnaise sorgten hier für ein bisschen mehr Kontur, aber unter dem Strich entstand doch eher ein ziemlich massiger Eindruck, der durch die insgesamt hohe Salzkonzentration noch verstärkt wurde und ausnahmsweise mal zu einem Gericht klar unterhalb unserer aktuellen Bewertung führte.
Bereits die folgenden, mit zarten Röstnoten glasig gebratene Filets vom Steinbutt entsprachen dann aber schon wieder deutlich mehr dem gewohnten Bild. Zwar war auch dieser Teller alles andere als zierlich und elegant, als ein auch solo größeren Appetit stillendes Gericht konzipiert – aber als solches wirkte die Kombination aus cremigem Kartoffel-Harissa-Püree, knackig grünem Pak Choi und einem dichten duftigen Curryschaum auf warmwürzig zupackende Art sehr harmonisch und gut balanciert.
In aller Regel überzeugen dann am Ende auch die Desserts auf die gleiche geradlinige Art und Weise wie alle anderen Gerichte. Nur bei unserem letzten Besuch gab es dann doch eine Ausnahme von dieser Regel, denn die hier servierten Topfenknödel waren auf ihre elastisch-feste, hell glänzende Art weit vom locker-flauschigen Optimum entfernt. Daran änderten dann auch die kleinen Hauben aus Bröselschmelze obenauf und der angenehm herbsäuerliche Zwetschgenröster nicht viel.
Angesichts der vielen Jahre nahezu schwankungsfreier Eindrücke wollen wir die etwas wacklige jüngste Performance allerdings erst mal nicht überbewerten und vertrauen darauf, dass sich beim nächsten Mal wieder alles gewohnt souverän präsentiert. Und auf den ruhig und zuvorkommend agierenden Service und die große Auswahl hervorragender Weine ist sowieso ganz sicher Verlass…
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