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Fotos: Jagstmühle

Jagstmühle

im Hotel Jagstmühle
Jagstmühlenweg 10
74673 Mulfingen (Heimhausen)
07938-90300

aktualisiert: 12 / 2023
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Täglich ab 12 Uhr, kein Ruhetag
Hauptgerichte: 28-45 €,
Menüs: 87-135 €

Mehr Idylle als rund um das Gebäudeensemble am Rande von Heimhausen, einem kleinen Ortsteil von Mulfingen, der direkt an der Jagst liegt, geht kaum. Gemahlen wird in der Jagstmühle schon lange nicht mehr, vielmehr dient sie mit ihren sanierten Räumlichkeiten seit vielen Jahren sowohl privaten Genießern als auch Businessgästen als komfortabler Rückzugsort. Seit gut zwei Jahren werden Hotel und Restaurant von Steffen und Nadine Mezger geführt, die die Landhausküche um ein ambitioniertes Gourmetprogramm ergänzt haben – schließlich war Steffen Mezger, der aus der Heilbronner Gegend stammt, einige Jahre erfolgreich Küchenchef im Bayerischen Hof sowie die rechte Hand des mittlerweile verstorbenen Heinz Winkler in dessen Residenz in Aschau im Chiemgau.

Gäste sollten sich bei der Reservierung also dessen bewusst sein, dass es hier zwei unterschiedliche gastronomische Linien gibt: eine an sich auch schon ambitionierte „Mühlenkarte“, die eigentlich immer verfügbar ist, sowie eine „Feinschmeckerkarte“, die drei unterschiedliche Menüs offeriert, aus der aber nur donnerstags- bis samstagsabends bestellt werden kann und die Grundlage für unsere Bewertung ist. Lobend erwähnen können wir bereits zum Auftakt die Grüße wie einen Würfel Gänseleberpastete mit Quittengeleescheiben, wenngleich vielleicht nicht jeder Gast ungefragt so ein heikles Produkt akzeptieren würde. Noch besser hat uns sogar das vegetarische Amuse-Bouche gefallen: eine Schale mit Juliennes-Gemüse, Safranschaum und Albatrüffel. Zum Brot mit französischer Butter setzte eine Purple-Curry-Creme einen starken Akzent, die grüne kräuterige Variante wirkte dagegen etwas blass.

Am überzeugendsten wirkten diesmal jeweils die Vorspeisen aus zwei unterschiedlichen Menüs, wenngleich sich die Küche auch hier tendenziell eher gediegen präsentierte und man sich deshalb in der Gesamtschau etwas mehr Mut zu markanten Akzenten wünschen würde. In der vegetarischen Speisefolge wirkte ein Avocadotörtchen (unten Tatar und oben Scheiben), auf das aromatisch relativ ausdruckslose und deshalb nicht klar definierbare Tapiokaperlen drapiert waren, insgesamt sehr gefällig, denn mit einem Mangoragout in zurückhaltendem Ingwersud wurde der opulenten Cremigkeit der Avocado gekonnt fruchtige Leichtigkeit entgegengesetzt. Eher problematisch erwies sich die Avocado bei der nichtvegetarischen Vorspeise in Kombination mit roh marinierter Gelbschwanzmakrele, weil hier die glasige Frische des Tatars von der überproportionalen Menge der grünen Creme dominiert und deutlich ausgebremst wurde. Obenauf setzten Kaviar, Kräuter und eine intensive dunkle, an fermentierten schwarzen Knoblauch erinnernde Paste zwar noch markante Akzente, ansonsten blieb das von Buttermilch mit Kräuteröl umringte Gericht ob der Übermacht an Avocado aber etwas eindimensional und unauffällig.

Als Zwischengericht folgte eine mit Lack aus der herzhaften mallorquinischen Streichwurstspezialität Sobrasada glasierte Rotbarbe in Kombination mit Muskatkürbis, Tandoori und Mais sowie einer Saucenallianz aus rotem und grünem Sud die weitere Komplexität in das kontrastreiche Geschmacksbild brachten. Diese Begleitkombination gab es in Gestalt von mit (Tandoori) Masala gewürztem, gebackenem und abgeflämmtem Kürbis nebst angegrilltem Mais, Maiscreme, Schaum und Popcorn recht identisch übrigens auch im vegetarischen Menü, wobei sie an dieser Stelle ohne den markant akzentuierten Fisch und die beiden Sude als Hauptgericht eher etwas unbefriedigend und nicht wie eine „komplette“, durchdachte Kreation wirkte.  

Das Hauptgericht des nichtvegetarischen Menüs war „Barbecue-Beef“ in Gestalt zweier kurzgebratener rotsaftiger Tranchen, mutmaßlich aus dem Rinderrücken, sowie eines glasierten Schmorstücks desselben Tieres, begleitet von einem kleinen gebackenen und mit Bröselschmelze getoppten Kartoffelriegel sowie zwei angebratenen Röschen Wilder Brokkoli, ergänzt um eine leicht pikante Romesco-Sauce, also jenem traditionellen katalonischen Püree aus unter anderem Tomate, Weißbrot, Paprika und verschiedenen Nüssen, das dem Gericht zusammen mit einer relativ dicht-malzigen Jus seine Süffigkeit verlieh. Auch hier stimmten Qualität und Handwerk, wobei wir einmal mehr jenes Quäntchen Raffinesse im Detail und Kreativität im Ganzen vermissten, was wir für eine höhere Bewertung einfach voraussetzen.

Ähnlich beim Dessert, das „Schwarzwald Kirsche“ hieß und aus einem mit aromatisierter Sahne gefüllten Schokoladenring bestand, der mit cremigen Tupfen, Kirschgel und dunklen Crumbles appliziert war und von eingelegten Kirschen und etwas Sud begleitet wurde. Schon davor gab es aromatisch-cremigen, mit Wintertrüffel akzentuierten und mit Frisée garnierten Brillat-Savarin auf Fruchtspiegel.

Keine Frage: Man kann in der Jagstmühle mit ihren hellen holzvertäfelten Räumen, in denen mit Houssen überzogene Stühle an klassisch in Weiß eingedeckten Tischen ein sehr traditionelles festliches Ambiente schaffen, auf sehr angenehme Art genießen. Die Weinkarte ist mit rund 150 Positionen gut sortiert und auch die offen angebotenen Weine machen Spaß und auf der Mühlenkarte finden Gäste ansprechende Gerichte, etwa mit lackiertem Zanderfilet und gratiniertem Hirschrücken in den Hauptrollen. Mit dem dezidierten Gourmetprogramm blieb Steffen Mezger aber einmal mehr etwas unter seinen Möglichkeiten und unseren Erwartungen – wobei wir hier natürlich trotzdem von einem hohen Gesamtniveau sprechen. In Anbetracht des umfangreichen Angebots lag nach unserem jüngsten Besuch die Überlegung nahe, ob sich dieses Niveau vielleicht mit etwas mehr Fokussierung, zum Beispiel auf nur noch zwei Menüs, auch noch steigern ließe..?

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