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Henrich Höers Speisezimmer

im Hotel Höerhof
Obergasse 26
65510 Idstein
06126-50026

Di-Sa von 12-13.30 Uhr u. ab 18 Uhr, So u. Mo Ruhetag

Hauptgerichte: 27-48 €, Menüs: 46-98 €

Es gibt dank der vielen historischen Altstädte hierzulande gar nicht so wenige pittoreske Gebäude, die auch gastronomisch genutzt werden. Aber der in Idstein im Taunus gelegene Höerhofs sticht selbst unter dieser Vielzahl noch einmal ganz deutlich heraus. Das beinahe an eine kleine Burg erinnernde, verwinkelt romantische Fachwerkgebäude mit seinem kleinen Innenhof und dem behaglichen Restaurant mit dicken Gewölbemauern, massiven dunklen Holzbalken und historischer Wandmalerei, braucht in Sachen besonderer Atmosphäre und Flair definitiv keinerlei Vergleich zu scheuen. Ein toller Ort!

Ein Besuch des Höerhofs lohnt aber nicht nur wegen dem schönen Ambiente, sondern ganz klar auch wegen der hier offerierten Küche aus der Hand von Günter Rönner, die an einem Ort, an dem man sicher auch sehr entspannt und erfolgreich schlichte Ausflugsgastronomie betreiben könnte, einfallsreich, weltoffen und mit hohem Anspruch daherkommt.

Wie um das zu unterstreichen, kam zu Beginn des letzten Besuchs mit einem Enten-Dim-Sum neben wachsweichem Eigelb, Entenhaut-Crumbles und einer dunklen sojawürzigen Sauce alles andere als ein sachter Einstieg, sondern vielmehr gleich ein kraftvoller aromatischer Paukenschlag, der mit viel Konzentration und Umami seine Funktion als Wachmacher ganz ausgezeichnet erfüllte.

Dramaturgisch klug eingefädelt, schlug der erste reguläre Gang dann direkt wieder leichtere und lebendigere Töne an: Im Zentrum standen hier geflämmter Thunfischrücken und dünn aufgeschnittener, schmelzend marmorierter Thunfischbauch neben Gel und Mayo von der Yuzu-Zitrone, marinierter Ringelbeete, einer mit Kräuteröl marmorierten Ponzusauce und gepopptem Reis. Das war auf diese Art eine schon beinahe klassische asiatisch inspirierte Kombination, die hier aber, sehr fein abgestimmt, einen vielversprechenden Start verschaffte und dergestalt durchaus frisch und inspiriert wirkte.

Deutlich ungewöhnlicher wurde es beim Sauerbraten vom Seeteufel mit sautierten Wirsingstreifen, Mandelsplittern und Weintrauben. Der festfleischige und eher robuste Fisch wurde hier in einer Art Sauerbraten-Reduktion mariniert und mit einer tiefen, elegant süßsäuerlich zugespitzten Rotweinsauce angerichtet, die genau den richtigen Punkt zwischen Kraft und Frische traf, um den Seeteufel zu unterstützen, ihn aber nicht platt zu machen.

Nach einem Mandarinensorbet mit Tandoori und Erdnuss als spicy Interpretation des klassischen Erfrischungssorbets zeigte der zart rosa in einem krossen Brotmantel gegarte Frischlingsrücken dann zum einen bestes klassisches Handwerk, zum anderen mit seinem Umfeld aus knackigen Crosne und einem dynamischen Saucenduo aus kraftvoller Jus und feinsäuerlicher Physalis-Coulis aber auch erneut ein gutes aromatisches Feingefühl. Nebenan verstärkte ein löffelzart geschmortes Kalbsbäckchen nebst Selleriecreme, Kräuteremulsion und knuspriger Topinamburschale noch eine tiefwürzige, wohlige Seite des Gerichts und rundete den souverän komponierten und umgesetzten Hauptgang erfolgreich ab.

Willkommen frisch spielte nach diesem Powergang dann das kompakt angerichtete Dessert mit den Kontrasten von herb-fruchtiger Blutorange und ätherischem Fenchel in fein differenzierten Cremes und Gels rund um ein erfrischendes Rahmeis und eine nussige Knusperhippe – und kratzte damit ebenfalls knapp an der siebten Pfanne.

Ganz entscheidend für das Gesamterlebnis ist außerdem die herzlich charmante Art der Gastgeberin Sabine Kogge, die nicht nur viel Interessantes zur Historie des Hauses zu erzählen hat, sondern außerdem auf angenehm entspannte Art dafür sorgt, dass es an nichts fehlt. Auch nicht an gut korrespondierenden, schwerpunktmäßig deutschen Weinen aus dem gut mit bezahlbaren und hochwertigen Flaschen bestückten Keller.