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Abends |
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Di-Sa ab 18 Uhr, So u. Mo Ruhetag |
Menüs: 62-105 € |
Seit acht Jahren ist Marcel Görke mittlerweile mit seinem lässigen Nachbarschaftsrestaurant im nördlichen Teil von Eimsbüttel am Markt und aus der gehobenen Hamburger Restaurantszene längst nicht mehr wegzudenken. Während dieser Zeit hat sich das Heimatjuwel sukzessive weiterentwickelt. Und zwar nicht nur optisch, so wie beim jüngsten Facelifting im letzten Jahr, seitdem sich die beiden kleinen Räume nun noch zeitgemäßer und stilvoller präsentieren, sondern auch kulinarisch.
Ganz ohne, dass der Chef auf seinen Tellern übertrieben elaboriert zugange wäre, wirken die Kreationen mittlerweile deutlich feinsinniger und ausgefeilter als in der Anfangszeit, was wir nach unserem jüngsten Besuch für eine weitere kleine Aufwertung zum Anlass nehmen. Es gibt weiterhin ein festes Menü, das in seinem Grundgerüst vegetarisch ist und lediglich wahlweise um einen alternativen Hauptgang mit Fisch oder Fleisch ergänzt werden kann. Auf diesen würden wir – was sich auch diesmal wieder klar bestätigt hat – nur ungern verzichten, aber auf der anderen Seite vermisst man hier auch rein gar nichts, wenn man sich auf die rein vegetarische Speisefolge konzentriert.
Die ersten „Grüße aus dem Gemüsegarten“ ließen bereits anklingen, was sich im weiteren Verlauf des Menüs verdeutlichte: Marcel Görke hält bei seinen Kompositionen stets sehr gut die Balance zwischen Würze, Süße und Säure und kreiert auf diese Art eher weiche, harmonische Geschmacksbilder, die zwar nicht ganz so spannungsgeladen daherkommen, aber grundsätzlich sehr ausgewogen sind. So ist bei den nach Ceviche-Art zubereiteten Erbsen (cremig und knackig) mit roten Zwiebeln und Süßkartoffel die Säure, die hier von Verjus herrührt, nicht so dominant wie bei den meisten Ceviche-Varianten, und auch die Croustade mit eingelegten Schmorgurken und Kartoffelcreme, sowie ein mit Pfifferlingen und Schmorzwiebelcreme gefülltes knuspriges Tartelette-Schälchen, wirkten zwar aromatisch erfreulich deutlich, kamen aber eben sehr sanft daher.
In dünnen Streifen abgedrehter und zusammen mit Steinpilzen wieder zur Spirale aufgerollter Kohlrabi war das saftige, noch leicht knackige Zentrum der ersten Vorspeise. Das Gemüse selbst präsentierte sich dezent ätherisch und frisch, die Steinpilze dazwischen spendeten einen Hauch Erdigkeit und dezentes Umami. On top sorgten Tupfen von Schnittlauchmayonnaise und einige im Vorjahr eingelegte Blaubeeren für souverän eingeschobene Zwischentöne, darunter ein Sud aus Buttermilch-Dashi und Schnittlauchöl für die süffige Untermalung im typisch unaufgeregten, bestens ausbalancierten Stil der Heimatjuwel-Küche, die sich, wie der Name ja schon anklingen lässt, ganz auf heimische Produkte eingeschossen hat. Viele davon aus eigenem Anbau.
Gegrillter Fenchel und säuerlich eingelegte Stückchen von Fenchelstielen kamen beim nächsten Gang mit einem herzhaften Tomaten-Schalotten-Confit zusammen. Der entscheidende Clou war hier allerdings die rahmige Basilikumsauce, in der wir neben Basilikum auch ein sehr gut korrespondierendes süßlich-würzig-ätherisches Aroma (vielleicht von Rosmarin oder Salbei?) ausmachten, was auch hier auf wieder sehr ruhige Weise einen originellen Akkord anklingen ließ. So wie die Vinaigrette von Rhabarber einer mit Tomatenfrischkäse gefüllten und gebackenen Zucchiniblüte auf marinierten Zucchini-„Spaghetti“ einen nicht zu säuerlichen, aber auch nicht zu süßen, eben angenehm fruchtigen Background verlieh. Das sind Gerichte, die eine allgemeinverständliche Sprache sprechen, nicht übermäßig herausfordernd sind, aber eben auch nicht gediegen langweilen. Und die so ein breites Zielpublikum adäquat ansprechen.
Der vegetarische Hauptgang drehte sich im Zentrum um einen äußerst fluffigen und an sich schon sehr schmelzigen Brezenknödel, der außerdem noch mit sündhaftem Nussbutterschaum überzogen war und von einer Melange aus Brombeeren und Pfifferlingen ansprechend auflockernd umspielt wurde. Der einzige omnivore Gang des Menüs, den wir optional hinzugebucht hatten, drehte sich um ein Stück hervorragenden Rücken vom Müritz-Maibock, klassisch naturell gebraten, mit viel Saft, zartem Biss, tollem Eigengeschmack. Hier erzeugten die herbe, frische Kräuterwürze eines cremigen Topfenknödels mit Pumpernickel-Bröselhülle sowie die Bitteraromen von Chicorée einen spannenden Akkord. Tiefgründig hinterlegt von reduzierter Wildjus. Das tendierte fast schon Richtung 8 Pfannen.
Und auch im süßen Bereich zeigte sich die Küche sehr ausgewogen, wenngleich das Holunderblütensorbet, das hier Verschiedenes von der Erdbeere und eine schwarzpfeffrige Vanillemousse begleitete, grenzwertig zuckrig-süß war und die Komposition beinahe aus dem Gleichwicht brachte – in entsprechend dosiertem Zusammenspiel mit den anderen Komponenten ergab sich aber auch hier ein rundes Bild. Zum runden Gesamteindruck tragen außerdem das ansprechende Weinsortiment und die sympathische Gästebetreuung bei. Ganz besonders hervorzuheben ist auch das hervorragende Preis-Genuss-Verhältnis!
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